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Spuk im Netz

Spuk im Netz

Titel: Spuk im Netz
Autoren: Astrid Vollenbruch
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dass sie ihm damals die Bücher über den Unabhängigkeitskrieg verweigert hatte. Seitdem hatte sie ihnen immer wieder durch ihr enormes Wissen geholfen; erst vor Kurzem hatten sie einen verzwickten Fall mit ihrer Hilfe aufgeklärt. Sie konnten nur hoffen, dass ihr nichts Schlimmes zugestoßen war.
    Justus lief los. »Kommt, Kollegen!«
    Sie kehrten zur Terrasse zurück, stießen vorsichtig die Küchentür auf und betraten das Haus. Die Küche war ordentlich aufgeräumt, und im Wohnzimmer herrschte das übliche freundliche Chaos, in dem Miss Bennett lebte. Hunderte von Büchern stapelten sich in Regalen und auf Tischen, gemütliche Sessel gruppierten sich um einen niedrigen dunklen Rattantisch, überall standen große blaue Keramiktöpfe mit Grünpflanzen. Über dem Esstisch an der Wand hing ein großes Poster des Planeten Uranus, das Miss Bennett vor vier Jahren auf Titus Jonas´ Schrottplatz gekauft hatte.
    »Miss Bennett?«, rief Justus laut, obwohl er keine Antwort erwartete. Es blieb still. »Wir durchsuchen das Haus«, entschied er. »Kommt – und achtet besonders darauf, ob etwas fehlt.«
    Es war ein unangenehmes Gefühl, in Miss Bennetts Haus herumzustöbern. Peter und Bob gingen in ihrer Suche recht oberflächlich vor. Sie stießen die Küchentür, die Tür zur Abstellkammer und zur Waschküche auf, spähten kurz hinein – und schlossen sie sofort erleichtert wieder, sobald klar war, dass Miss Bennett nicht dahinter in einer Blutlache lag. Nur im Badezimmer blieben sie lange genug, um festzustellen, dass einige Dinge fehlten. Justus ging ein wenig methodischer vor und betrat sowohl das Bügelzimmer als auch das Schlafzimmer, aber auch er hütete sich, etwas anzufassen. Das Haus war wie Miss Bennett selbst: freundlich, ein wenig unordentlich, mit bunten Bildern an den Wänden, vielen Büchern und allerlei selbst gebastelten Krimskrams, den ihr offenbar Kinder geschenkt hatten. Aber ohne seine Bewohnerin wirkte es leer.
    Im Wohnzimmer trafen sie sich wieder. »Und, Kollegen?«, fragte Justus. »Was habt ihr herausgefunden?«
    »Ihr Auto fehlt«, sagte Peter. »Das wussten wir aber auch schon vorher. Im Bad fehlen Zahnbürste, Zahnpasta, Haarbürste und so weiter. Ist euch mal aufgefallen, ob sie sich schminkt? Bei Kelly ist das ganze Bad voller Lippenstifte, Wimperntusche und so weiter, aber hier war fast nichts.«
    »Ich glaube, sie schminkt sich nicht«, sagte Bob.
    Justus nickte. »Im Schlafzimmer stehen die Schranktüren offen, und ein paar saubere Blusen liegen auf dem Bett, das übrigens ordentlich gemacht ist. Im Schuhschrank sind zwei Lücken, also fehlen zwei Paar Schuhe. Was schließen wir daraus?«
    »Dass sie nicht entführt wurde, sondern geplant hat, wegzufahren«, sagte Bob. »Aber warum hat sie dann Becky und Karen nicht Bescheid gesagt? Und was ist mit der Katze?«
    »Also, ich glaube, dass sie ziemlich überstürzt aufgebrochen ist.« Peter schaute sich im Zimmer um. »Seht mal – in der Obstschale liegen Äpfel und Orangen. Die hätte sie doch sicher weggeworfen oder mitgenommen, wenn sie länger verreisen wollte. Bei unserem Wetter halten die sich keine drei Tage.«
    »Richtig«, sagte Justus. »Also ist etwas geschehen, das sie veranlasst hat, sehr plötzlich aufzubrechen. Nur was?«
    Ratlos schauten sie einander an. Dann hörten sie in der Stille des Hauses ein leises, gleichmäßiges Summen aus dem Arbeitszimmer.
    »Der Computer!«, sagte Bob, und sie liefen hinüber.
    Auch das Arbeitszimmer war voller Bücherregale, aber dafür hatten sie keinen Blick übrig. Der Stuhl vor dem Schreibtisch war umgeworfen, und ein ganzer Berg von CDs lag auf dem Boden; offenbar hatte der Einbrecher sie bei seiner Flucht heruntergeworfen. Der Bildschirm auf dem Tisch zeigte eine lange Liste von Dateinamen – die immer kürzer wurde.
    »Nein!« Justus stürzte zum Computer und schlug mehrmals auf die Escape -Taste, um den Vorgang abzubrechen. Als das nichts nützte, schaltete er den Rechner kurz entschlossen aus. »Er hat versucht, alle Daten zu löschen!«
    »Wenigstens hat er keine Axt benutzt«, murmelte Peter.
    »Das hier ist fast genauso schlimm.« Justus hob den Stuhl auf und setzte sich. Er startete den Computer neu und prüfte die übriggebliebenen Verzeichnisse, in denen die Daten gespeichert waren. »Tja, Kollegen – falls es auf diesem Computer jemals überhaupt irgendwelche Dateien gab, die mit HdK anfingen, sind sie jetzt jedenfalls weg.«
    »Vielleicht hatte sie sie noch gar nicht auf
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