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Insel der Traumpfade Roman

Insel der Traumpfade Roman

Titel: Insel der Traumpfade Roman
Autoren: Tamara McKinley Marion Balkenhol
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Prolog
    D er S chrei des B rachvogels
    Brisbane River, 1795
    D ie Morgenröte hatte den Himmel noch nicht erhellt, doch der Trupp aus acht Reitern war bereits unterwegs. Edward Cadwallader schaute auf. Der Mond blieb hinter einer dicken Wolkenschicht verborgen. Es war eine perfekte Nacht zum Töten.
    Im stillen Dickicht machten sie nur wenige Geräusche, denn die Hufe der Pferde und das klirrende Zaumzeug waren mit Jute umwickelt und die Männer hüteten sich, zu reden oder zu rauchen. Es war eine vertraute Routine, aber Edward war aufgeregt – wie immer in den letzten Augenblicken vor einem Überfall. Der Gedanke an das Bevorstehende steigerte seine Ungeduld.
    Er ließ den Blick über die nähere Umgebung schweifen. Zu beiden Seiten erhoben sich Steilhänge mit gezackten Gipfeln aus dem Busch. Dunkle Felsblöcke und Baumgruppen boten Schutz, und sein Pferd zuckte unter ihm zusammen, als etwas durch das Unterholz huschte. Edward hielt die Zügel fest umklammert. Er war angespannt, denn sie hatten ihr Ziel fast erreicht. Ein einziger Laut könnte sie verraten.
    Er drehte sich nach den Männern um, die ihm auf diesen nächtlichen Raubzügen bereitwillig folgten, und erwiderte das Grinsen seines ergrauten Sergeanten. Er und Willy Baines hatten sich einst gleichzeitig dem New South Wales Corps angeschlossen. Sie hatten die Zelle eines Militärgefängnisses geteilt und nebeneinander auf der Anklagebank gesessen, als sie wegen Vergewaltigung einer Frau vor Gericht standen – und sie hatten zusammen gefeiert, als die Klage schließlich abgewiesen wurde. Einer wusstevom anderen, was er dachte, und der Sergeant hatte auch Verständnis für Edwards Blutrunst. Obwohl Welten zwischen ihnen lagen, betrachtete Edward ihn als seinen besten Freund.
    Edward spähte in die Finsternis. Nach zwei Stunden im Sattel hatten sich seine Augen längst an die Dunkelheit gewöhnt. Er konnte darauf vertrauen, dass seine Männer den Mund hielten, wenn sie nach Sydney zurückkehrten. Die Säuberungen sollten nicht zum Gegenstand öffentlicher Auseinandersetzungen werden, auch wenn sie immer häufiger vorkamen und es allgemein bekannt war, dass die Schwarzen mit Gewalt von dem dringend benötigten Land vertrieben wurden. Doch je weniger die Öffentlichkeit über die militärischen Maßnahmen der Vertreibungen erfuhr, desto besser – und im Übrigen, wen kümmerte es schon?
    Die Gegend um den Hawkesbury River war bereits gesäubert, und obwohl der abtrünnige Pemulwuy noch immer frei herumlief, war Edward überzeugt, dass es sich nur noch um wenige Wochen handeln konnte, bis man ihn und seinen Sohn aufgetrieben und erschossen hätte. Jetzt hatte er die Aufgabe, die Letzten des Turrbal-Stammes vom Brisbane River zu vertreiben.
    Es waren aufregende Zeiten, und Edward war mittendrin im Geschehen. In den Jahren, in denen er in die Wildnis versetzt worden war, hatte er viel gelernt. Und er hatte entdeckt, wie spannend es war, die Schwarzen zu jagen. Sein Ruf und der Respekt, den er bei seinen Männern genoss, hatten sich bis zu den Behörden in Sydney Town herumgesprochen. Trotz seiner fragwürdigen Vergangenheit war er zum Major befördert worden mit der Aufgabe, dieses Gebiet von dem schwarzen Pack zu befreien. Dafür hatte ihm der General zugesagt, seine Versetzung an den Brisbane River um zwei Jahre abzukürzen. Das Leben war schön, und Edward freute sich auf seine Rückkehr nach Sydney, wo er sein Glück machen und ein Haus bauen wollte, um das ihn jeder beneiden würde.
    Der Gedanke, wieder eine weiße Frau zu haben, verstärkte seine innere Erregung noch. Die Eingeborenen stanken und kämpften oft wie Katzen – aber er hatte nichts gegen eine Herausforderung. Doch auch wenn er schwarze Haut exotisch gefunden hatte, zog er den Geruch von weißem Fleisch vor.
    Er lenkte seine Gedanken wieder auf die bevorstehende Aufgabe. Wenn das vorbei war, würde er noch Zeit genug haben, um an Frauen zu denken. Jetzt brauchte er einen klaren Kopf, wenn sie nicht in einen Hinterhalt geraten wollten. Die Schwarzen mochten ja unwissende Wilde sein, aber es war ihr Land und sie kannten es viel besser als jeder Soldat, und sei er noch so gut ausgebildet.
    Der Stoßtrupp rückte schweigend durch den Busch vor, auf der Hut vor versteckten Kriegern in der Dunkelheit. Als es hell wurde, zogen graue Sturmwolken über den Himmel, und die Anspannung wuchs. Nun begann der gefährlichste Teil ihres Ritts, denn das Lager lag nur noch knapp eine Meile entfernt.
    Edward
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