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Spür die Angst

Spür die Angst

Titel: Spür die Angst
Autoren: Jens Lapidus
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Schotter reingebracht. Ich war sogar mal ’n paar Monate mit ihr zusammen. Sie war das geilste Callgirl, das wir hatten. Ich schwöre.«
    Kunstpause.
    Stille in der Kühlhalle. Selbst der Araber verstummte.
    »Sie war leider nur ein bisschen zu aufmüpfig. Als sie bei uns anfing, war sie noch Studentin und ziemlich auf dem Teppich geblieben. Offensichtlich hat ihr Lehrer, ein langjähriger, zuverlässiger Kunde von uns, ihr den Tipp gegeben und ihr gesteckt, dass man bei uns gute Kohle verdienen kann. Aber nach einer Weile wurde sie zu selbstbewusst. Versuchte, uns auszutricksen. Wir konnten es natürlich nicht einfach so hinnehmen. Das musst du verstehen.«
    JW stand stumm da. Die Arme nach vorne gestreckt. Mit festem Griff um die Pistole.
    »Woher wusstest du es eigentlich?«
    »Scheiß drauf. Schwein.«
    Mrado riss seinen Revolver hoch. Richtete ihn auf JW .
    Er pfiff darauf, ob Nenad gerade irgendein Bekenntnis gegenüber JW ablegte. Der Situation musste ein Ende gesetzt werden. Zeit für ihn, sich Gehör zu verschaffen.
    » JW , lass deine Pistole fallen.«
    Zielte mit seiner Waffe auf den Snob.
    JW s Blick flackerte. Er nahm Mrado höchstwahrscheinlich aus dem Augenwinkel wahr. Stillstand. Triangeldrama. Schießbude.
    Wenn JW auf Nenad schoss, würde es ihn selbst treffen.
    Erfasste der Typ die Situation?
    » JW , es hat keinen Sinn. Wenn du Nenad verletzt, blas ich dir den Schädel weg. Ich bin ein besserer Schütze als du. Wahrscheinlich erwisch ich dich sogar, noch bevor du abdrückst.«
    JW regte sich nicht.
    Mrado spürte, wie das Polyester seiner Maske auf der Haut zu jucken begann.
    Nenad begriff den Ernst der Lage, hielt die Klappe. Ließ Mrado weiterreden.
    Mrado befahl: »Steck die Waffe wieder ein, und dann vergessen wir das Ganze.«
    Nichts passierte.
    Abdulkarim begann zu brüllen. Jorge richtete sich weiter hinten an seiner Palette auf.
    Da kam die dritte Überraschung für Mrado am heutigen Tag. Die schlimmste.
    Die Tür zu den Verladerampen wurde erneut geöffnet.
    Die Bullen stürmten rein.
    Zwei Schüsse fielen.

61
    Jorge im Chaos.
    JW hatte geschossen. Mrado hatte geschossen.
    Nenad am Boden. Es wimmelte nur so von Polizisten. Dennoch – der Schuss auf Nenad hatte sie eingeschüchtert. Verwirrt. Mrados Schuss auf JW verfehlte sein Ziel. JW noch auf den Beinen. Unverletzt. Die Bullen waren genau im richtigen Moment reingestürmt, um die Jugos aufzuhalten.
    Tränengas in der gesamten Kühlhalle.
    Mrado schoss wild auf die Bullen.
    Sie gingen in Deckung. Waren aus dem Konzept gebracht. Brüllten Kommandos. Drohten.
    Jorge hinter der Palette.
    JW an Jorges Seite mit einem Tapetenmesser in der Hand. Schnitt das Klebeband an seinen Handgelenken auf.
    Jorge kam auf die Beine. Sie sahen einander an.
    Es brannte wie Feuer in den Augen.
    Sie rannten auf die hintere Tür zu.
    Die Bullen begriffen zu spät, was Sache war. Waren auf Mrado fixiert, der immer noch seine Knarre in der Hand hielt.
    Jorge öffnete die Tür.
    Er und JW rannten hinaus in einen Korridor.
    Keine Bullen zu sehen.
    Weiter hinten leuchtete eine Neonröhre.
    Sie irrten den Gang entlang.
    Auf eine Leiter an der Wand zu.
    Nach oben.
    Kletterten aufs Dach, durch eine Luke.
    Nahmen drei Sprossen auf einmal.
    Hörten die Bullen den Korridor stürmen.
    Jorge schaute runter. Öffnete die Luke. Unten schrien sie: »Halt, Polizei.« Jorge dachte: Scheiß drauf. J-Boy, der schon so einiges erlebt hatte, hatte drei goldene Regeln aufgestellt: niemals stehen bleiben, rennen, was das Zeug hält, die Cops abschütteln.
    Sie erreichten das Dach. Das Blechdach war flach und gräulich verfärbt, als wäre es einmal weiß gewesen. Der Himmel klar.
    JW schien kurzatmig zu werden. Hielt die Glock immer noch in der Hand. Aber wahrscheinlich hatte er keine Patronen mehr. Jorge war besser in Form, auch wenn er in letzter Zeit wenig trainiert hatte.
    Sie rannten übers Dach.
    JW schien die Orientierung zu behalten. Er hielt sich dicht hinter ihm.
    Jorge schrie: »Wohin?«
    JW antwortete: »An der Vorderseite soll ’n Auto, ’n Käfer stehn, bei den Fahnenstangen.«
    Die Scheißbullen drängten aus der Dachluke – positionierten sich. Nahmen die Verfolgung auf.
    Verzerrte Stimme durchs Megaphon: »Halt, stehen bleiben! Hände hoch.«
    JW richtete seine Pistole nach hinten auf die Männer. Total bescheuert.
    Jorge hörte, wie die Polizisten riefen: »Er ist bewaffnet.«
    Er lief schneller.
    Atmete durch die Nase.
    Roch seinen eigenen Schweiß.
    Kein
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