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Spür die Angst

Spür die Angst

Titel: Spür die Angst
Autoren: Jens Lapidus
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Stress. Nur Anstrengung.
    Kein Stress.
    Rannte weiter übers Dach.
    Die Megaphonstimme ertönte erneut.
    JW umfasste die Glock in seiner Hand fester. Wandte sich in Richtung der Bullen. Ein scharfer Knall. Hatte er etwa einen Schuss abgegeben?
    Scheiße – Jorge hatte nicht gedacht, dass er noch Patronen hatte.
    Es knallte noch einmal.
    JW fiel. Fasste sich an den Oberschenkel.
    Was zum Teufel machten die Cops da.
    Keine Zeit zum Nachdenken.
    Er rannte allein weiter.
    Fand seinen Rhythmus.
    Keuchte. Jorge im Einklang mit sich selbst.
    Wie in Trance: Er rannte um sein Leben.
    Dachte an die Trainingsrunden in Österåker. Erinnerte sich an das selbstgeflochtene Seil, das sich über die Mauer spannte.
    Rannte wie der Blitz.
    Auf die Kante des Daches zu.
    Schaute nicht einmal runter.
    Sprang einfach. Wie er es gewöhnt war.
    Tieferer Fall als in Österåker oder von der Västerbro.
    Im einen Fuß knackste es.
    Er sah den Käfer.
    Ignorierte den Schmerz.
    Humpelte die letzten Meter.
    Schlug die Scheibe ein. Öffnete die Tür.
    Der Fahrersitz voll mit Glassplittern.
    Er riss die Zündungskabel unter dem Lenkrad raus.
    Wenn jemand ein Auto kurzschließen konnte, dann er.
    Der König.
    Das Auto sprang an.
    Adios
loser.

Epilog
    Paola dürfte inzwischen schon entbunden haben.
    Jorge zündete sich eine Kippe an, lehnte sich zurück. Ein klappriger Liegestuhl. Ein Sonnenschirm mit Pepsiwerbung drauf.
    Sein Fuß fühlte sich bedeutend besser an.
    Ko Samet: nicht gerade eine der bekanntesten Inseln. Weiter oben in der Bucht als Ko Tao und Ko Samui. Keine schwedischen Charterflüge, kein deutscher Massentourismus, keine Familien mit kleinen Kindern. Stattdessen: billige Bungalows, leere Badestrände und Backpacker mit strähnigem Haar. Außerdem: einsame Männer mittleren Alters und thailändische Huren.
    Die Hälfte seines Schotters in Dollar umgetauscht in der Schultertasche neben seinem Liegestuhl. Der Rest auf einem Konto bei der HSBC . Die Bank mit Niederlassungen auf der ganzen Welt.
    Das kam ihm entgegen.
    Der Strand nahezu leer.
    Er vergewisserte sich mit einem Griff zur Seite, dass die Tasche noch dastand.
     
    Er dachte zurück.
    Hatte es gepackt. Jorge Bernadotte. Das Gaspedal wie ein Verrückter durchgetreten, trotz des verstauchten Fußes. Der Vergleich lag auf der Hand: wie die Flucht aus Österåker, nur ohne vorher festgelegten Fluchtweg. Sie lagen ungefähr eine halbe Minute hinter ihm. Er fuhr nach Midsommarkransen rein. Viele Häuser und verwinkelte kleine Straßen. Hier konnten ihn die Bullen nicht so gut im Blick behalten wie auf der Autobahn. Er stellte das Auto am Brännkyrka Gymnasium ab. Knackte ein neues in weniger als dreißig Sekunden. Sie kapierten nicht die Bohne. Der Wunderknabe schlug wieder zu. Schüttelte die Bullen ab. Überlistete die Cops.
    Das Erste, was er danach tat: Er fuhr zu Fahdis Wohnung.
    Hatte die Schlüssel dabei. Humpelte ins Schlafzimmer. Zum Kleiderschrank. Griff sich die Schrotflinte, die er in Hallonbergen benutzt hatte. Stopfte sie in eine Papiertüte von Vivo. Humpelte wieder raus.
    Überlegte es sich anders. Ging wieder zurück ins Schlafzimmer. Riss den automatischen Karabiner und Fahdis andere Waffen ebenso an sich. Wickelte sie in Fahdis Laken.
    Fahdi war ein Freund. Wenn er überlebte, sollte er nicht länger als notwendig sitzen.
    Ging in die Küche. Auf dem Küchentisch standen wie immer Waagen, daneben lagen Redline-Tütchen, Manilakuverts, Spiegel und Rasierklingen. Dreihundert Gramm Koks in diversen Briefmarkentütchen.
    Jorge stopfte die Tütchen ebenfalls in die Papiertüte.
    Durchsuchte die Wohnung. Stellte alles auf den Kopf, ohne ein übermäßiges Chaos zu hinterlassen. Mit Handschuhen an den Händen. Hinterließ keine Spuren. Fand schließlich, was er suchte: die Schlüssel zu den Lagerräumen.
    Wieder runter auf die Straße. Knackte einen anderen Wagen.
    Warf das Laken mit den Waffen in den nächsten See, Edsviken.
    Fuhr den Rest des Tages herum. Shurgard Self-Storage in Kungens Kurva, Högdalen, Danderyd. Leerte die Lager.
    Am nächsten Tag: die Lager in Rissne, Solna und Vällingby. Gesamtbeute: 1 , 2  Kilo Koks.
     
    Die drei folgenden Tage waren hektisch. Er vertickte das Zeug zum absoluten Dumpingpreis. Siebenhundert Kronen das Gramm. Es ging wie Bier im Gartenlokal an einem warmen Frühlingstag.
    Besorgte sich einen halbwegs akzeptablen Pass – musste entschieden zu viel hinblättern, hatte aber nicht die Zeit, den Kaltblütigen raushängen zu
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