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Schwestern der Dunkelheit

Schwestern der Dunkelheit

Titel: Schwestern der Dunkelheit
Autoren: Lisa J. Smith
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Kapitel 1

    Schulverweis.
  Eins der schrecklichsten Worte, die man sich kurz vor dem Highschool-Abschluss vorstellen konnte. Es hallte in Thea Harmans Kopf wider, während der Wagen ihrer Großmutter sich dem Schulgebäude näherte.
  »Dies«, sagte Grandma Harman vom Beifahrersitz aus, »ist eure letzte Chance. Das ist euch doch klar, oder?«
  Als der Fahrer am Straßenrand anhielt, sprach sie weiter. »Ich weiß nicht, warum ihr aus der letzten Schule geworfen wurdet, und ich will es auch gar nicht wissen. Aber wenn es in dieser Schule auch nur einen Hauch von Ärger gibt, wird das endgültig das letzte Mal sein, und ich werde euch beide zu eurer Tante Ursula schicken. Und das wollt ihr doch nicht, oder?«
  Thea schüttelte heftig den Kopf.
Tante Ursulas Haus trug den Spitznamen »das Kloster« und glich einer grauen Festung auf einem verlassenen Berggipfel. Überall Steinmauern, eine düstere Atmosphäre - und Tante Ursula, die jeden Schritt mit zusammengekniffenen Lippen beobachtete. Thea wollte lieber sterben, als dorthin zu müssen.
  Neben ihr auf der Rückbank schüttelte auch Theas Cousine Blaise den Kopf - aber Thea war schließlich nicht dumm und wusste genau, dass sie gar nicht zugehört hatte.
  Thea selbst konnte sich kaum konzentrieren. Ihr war schwindelig, und sie fühlte sich völlig unausgeglichen, als sei eine Hälfte von ihr noch in New Hampshire, im Büro des Direktors ihrer letzten Schule. Ständig hatte sie den Ausdruck auf seinem Gesicht vor Augen, der bedeutete, dass sie und Blaise der Schule verwiesen wurden - wieder einmal.
   Aber diesmal war es am schlimmsten gewesen. Sie würde nie vergessen, wie die blinkenden Lichter des Streifenwagens rot und blau durch die Fenster blitzten oder wie sich der Rauch über den verkohlten Überresten des Musikflügels der Schule erhob oder wie Randy Marik schrie, als die Polizei ihn ins Gefängnis brachte.
   Oder wie Blaise gelächelt hatte. Triumphierend, als sei das alles ein Spiel gewesen.
  Thea warf ihrer Cousine von der Seite einen Blick zu.
  Blaise sah schön aus. Und tödlich, was nicht ihre Schuld war. Sie sah immer so aus; es lag zum Teil daran, dass sie rauchgraue Augen hatte und kohlschwarzes Haar. Sie unterschied sich von Theas sanfter Blondheit wie die Nacht vom Tag, und es war ihre Schönheit, die sie ständig in Schwierigkeiten brachte. Trotzdem konnte Thea nicht anders - sie liebte sie.
  Schließlich sind wir wie Schwestern groß geworden, dachte Thea. Und das Band unter Schwestern war das stärkste Band, das es für ... für eine Hexe gab.
  Aber wir dürfen nicht wieder von der Schule fliegen. Wir dürfen einfach nicht. Aber ich weiß, dass du genau in diesem Moment daran denkst, dass es wieder passieren wird und dass die gute alte Thea zu dir halten wird - aber diesmal irrst du dich. Diesmal muss ich dich aufhalten.
  »Das ist alles«, sagte Gran abrupt und beendete ihre Anweisungen. »Ihr kommt bis Ende Oktober klar, oder es wird euch leid tun. Und jetzt steigt aus.« Sie schlug mit ihrem Stock gegen die Kopfstütze des Fahrersitzes. »Nach Hause, Tobias.«
  Der Fahrer, ein Junge im Collegealter mit gewelltem Haar, der den benommenen, ja, geschlagenen Gesichtsausdruck hatte, den alle Lehrlinge von Grandma nach einigen Tagen zeigten, murmelte: »Ja, Hohe Dame«, und streckte die Hand nach dem Schaltknüppel aus. Thea zog den Türgriff auf und glitt schnell aus dem Wagen. Blaise war direkt hinter ihr.
  Der uralte Lincoln Continental schoss davon. Thea blieb mit Blaise unter der warmen Sonne Nevadas stehen, vor dem zweistöckigen Gebäudekomplex aus Lehmziegeln. Lake-Mead-Highschool.
  Thea blinzelte ein- oder zweimal und versuchte, ihr Gehirn in Gang zu bringen. Dann wandte sie sich an ihre Cousine.
  »Sag mir«, verlangte sie grimmig, »dass du hier nicht dasselbe tun wirst.«
  Blaise lachte. »Ich tue nie zweimal dasselbe.«
  »Du weißt, was ich meine .«
  Blaise schürzte die Lippen und bückte sich, um den oberen Rand ihres Stiefels zurechtzuziehen. »Ich denke,
Gran hat mit ihrer Predigt ein wenig übertrieben, findest du nicht auch? Ich denke, es gibt da etwas, das sie uns nicht erzählt. Ich meine, was sollte die Bemerkung über das Ende des Monats?« Sie richtete sich auf, warf ihre dunkle Mähne über die Schultern und lächelte süß. »Und sollten wir nicht ins Sekretariat gehen, um uns unsere Stundenpläne zu holen?«
  »Wirst du meine Frage beantworten?«
  »Hast du eine Frage
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