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Spür die Angst

Spür die Angst

Titel: Spür die Angst
Autoren: Jens Lapidus
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wirklich keine Ahnung, wer sie sind.«
    JW drehte sich weg. Schaute in Nenads Richtung. Er hielt einen Kohlkopf in der Hand. Schnitt ihn vorsichtig mit einem Tapetenmesser auf. Sorgfältig, um das Tütchen nicht einzuritzen. Einige Gramm auf dem Boden verschüttet – das machte so um die zehntausend Kronen. Nenad schien sich nicht um JW s und Jorges Auseinandersetzung zu scheren. Vielleicht hörte er sie auch gar nicht, weil Abdulkarims Gefluche so laut war.
    Jorge erwiderte mit gedämpfter Stimme: »Fahdi kann’s ja wohl nicht gewesen sein, der was hat durchsickern lassen, und warum sollte er auch jemanden hier reinschleusen, der ihm in die Birne schießt? Und Abdulkarim? Nee, der würde niemals irgendwelche Kerle anheuern, die auf seinen besten Freund schießen. Wer war es also sonst? Petter oder du – denn ich war’s ganz bestimmt nicht. Und außerdem hast du so vor ’ner halben Stunde was von dir gegeben, das mich irgendwie stutzig gemacht hat. Hast gesagt, ich soll es soft nehmen. Das hab ich dich noch nie vorher sagen hören. Was sollte das eigentlich? Wolltest du mich etwa auf ihre Seite ziehen? Du bist ja total gestört, JW .«
    »Halt die Klappe.«
    JW wandte den Blick von Jorge ab. Blickte stur geradeaus. Der Chilene war smarter, als er gedacht hatte. Aber was spielte das jetzt noch für eine Rolle? In ein paar Minuten würden Nenad und seine Leute weg sein. JW würde sich losmachen und Jorge möglicherweise mit dem Klebeband helfen und dann von hier verschwinden. Jorge, Abdulkarim und Fahdi, wenn er es überlebte, mussten selbst sehen, wie sie klarkamen – Sorry Jungs, aber so ist das Leben.
    Eine letzte Palette mit Kohlköpfen stand noch aus. Die Jugos arbeiteten schnell. JW schloss die Augen und wartete darauf, dass sie abhauen würden.
    Jorge zischte erneut: »Hör mir zu, JW .«
    JW ignorierte ihn.
    »Hör mir zu, verdammt. Arbeitest du mit diesen Typen zusammen? Weißt du eigentlich, wer sie sind? Weißt du, was sie deiner Schwester angetan haben?«

60
    Brillant, brandgefährlich, beschlagen. Sie prellten den Araber um die Ladung. Und das Beste daran – letzten Endes würden sie damit auch Radovan versenken.
    Mrado und Nenad, die erfolgreichen zwei, ließen die Scheiße nicht auf sich sitzen. Sie rissen sich die Ladung unter den Nagel, dass dem Ex-Boss das Herz blutete.
    Abdulkarim hatte zuvor für Nenad gearbeitet, jetzt direkt unter R. Er konnte nie und nimmer gewusst haben, dass Nenad auch nur die geringste Ahnung vom K-Geschäft hatte, nachdem er vom Jugoboss zurückgepfiffen worden war. Dummkopf.
    Trotz ihrer Planung und JW s Informationen erlebte Mrado eine Überraschung: Einer der Helfer des Arabers war der Latino, den Mrado vor sechs Monaten im Wald nördlich von Åkersberga verprügelt hatte. Was machte er in der Kühlhalle von Västberga? JW hatte erwähnt, dass neben ihm noch ein Latino an der Sache arbeiten würde, aber er hatte nie seinen Namen genannt.
    Ein merkwürdiges Zusammentreffen. Mrado dachte: Entweder ist dieser Pisser speziell für den Auftrag angeheuert worden, oder er hat schon die ganze Zeit unter Abdulkarim gearbeitet. In dem Fall hatte er auch die ganze Zeit indirekt unter Nenad gearbeitet, und noch indirekter unter Rado.
    Ironie des Schicksals, aber nicht unmöglich. Der Latino wusste viel über K. Nicht gerade verwunderlich, dass Abdulkarim den Typen rekrutiert hat. Und auch nicht verwunderlich, dass Nenad nicht den Überblick über alle hatte, die unter dem Araber arbeiteten. Selbst wenn Nenad es gewusst hätte, wäre es nicht ungewöhnlich, dass er es Mrado nicht gesagt hatte. Nenad konnte schließlich nicht wissen, dass Mrado dem Latino die Tracht Prügel verpasst hatte, die er verdiente.
    Mrado stellte fest: Der Latino war selber schuld. Musste eben noch mal Prügel einstecken. In diesem Fall, indem er gefesselt dasaß und mit ansah, wie sein arabischer Arbeitgeber den Boden vollrotzte.
    Das Ganze war die reinste Parodie.
    Sie hatten noch nicht mal mehr eine ganze Palette zu bearbeiten. Mrado stand bei den Taschen. Nenad an der Palette. Nahm die Kohlköpfe raus. Schnitt sie mit dem Messer auf, vorsichtig und präzise. Er wollte nichts unnötig kaputtmachen. Mrado nahm die Beutel an sich. Füllte die letzte Reisetasche.
    Die Maske war unbequem.
    Abdulkarim spuckte auf den Boden. Weigerte sich, Ruhe zu geben. Fluchte laut auf Arabisch. Mrado tippte auf etwas in der Art: Ich werd deine Mutter/Schwester/Tochter in den Arsch ficken. Die Blutlache um den Gorilla am
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