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Spür die Angst

Spür die Angst

Titel: Spür die Angst
Autoren: Jens Lapidus
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Boden wurde größer. JW und Jorge saßen jeder mit den Händen auf den Rücken gefesselt an eine Palette gelehnt. Sie verhielten sich ruhig.
    Bisher war alles nach Plan verlaufen. JW hatte einen guten Job gemacht. Auf ihn war Verlass. Wie Nenad schon sagte: Der Typ wollte nach oben. Tat alles für Cash. Er hatte Nenad und Mrado genauestens darüber informiert, wo, wann und wie der Araber und seine Leute den Koks entgegennehmen würden. Sie brauchten nur noch hinzufahren, ihren einzigen Wachmann draußen um die Ecke zu bringen und reinzumarschieren.
    Fast ein bisschen zu einfach.
    In drei, vier Minuten würden sie fertig sein. Mrado und Nenad in einem Wagen abhauen. Bobban in dem anderen. Sollte irgendwas schieflaufen, hatten sie noch den zusätzlichen Fluchtwagen, der auf der anderen Seite der Hallen geparkt stand. Falls es ganz dick käme, könnten sie auf ihn zurückgreifen.
    In einem halben Jahr, wenn sie alles verhökert hätten, würden sie um hundert Millionen reicher sein.
    Geil, wie nur was.
     
    Plötzlich kam die zweite Überraschung des Tages. Der JW -Typ richtete sich auf. Hatte offenbar seine Hände befreit. Mrado hatte das Klebeband des Typen so eingeritzt, dass es möglich war, sich selber zu befreien. Leichtfertig, wie er jetzt feststellte.
    Warum richtete er sich auf? Abdulkarim würde kapieren, dass etwas faul war. Dass JW mit Nenad unter einer Decke steckte.
    Er rief irgendwas.
    Mrado schaute in seine Richtung. Nenad sah auf, hörte auf zu schneiden. Hielt einen Kohlkopf in der einen Hand, das Messer in der anderen.
    JW hielt mit beiden Händen eine Glock vor sich ausgestreckt. Im Abstand von vier Metern auf Nenad gerichtet.
    Die Zähne zusammengebissen. Die Augen schmale Schlitze.
    Der Typ brüllte irgendein unverständliches Zeug.
    Was zum Teufel hatte der Schnösel vor?
    Mrado hörte genauer hin.
    »Nenad, du verdammtes Schwein. Eine Bewegung, und ich verpass dir eins. In den Schädel. Hundert Pro. Das gilt auch für dich. Wenn du dich vom Fleck rührst, ist Nenad tot.«
    Nenad ließ den Kohlkopf fallen. Versuchte entspannt zu bleiben. Der Kopf rollte über den Boden. Er entgegnete: »Was willst du? Setz dich wieder hin.«
    JW blieb in derselben Haltung stehen.
    Mrado versuchte in Sekundenschnelle, die Situation zu analysieren: War JW dabei, auszurasten, oder war der Bursche schlauer, als sie gedacht hatten? Hatte er etwa vor, die gesamte Ladung allein abzuräumen? Und wenn ja, wie gut konnte er mit der Waffe umgehen? Würde Mrado seine S & W ziehen können, bevor dieser Verrückte Nenad einen Schuss in den Kopf oder die Brust verpasste? Fazit: Was auch immer dieser JW vorhatte, die Situation war heikel – keine gute Idee, irgendwelche überhasteten Bewegungen zu machen. Der Abstand war zu kurz – JW hielt die Waffe zu energisch.
    Mrado blieb still stehen.
    »Beantworte mir eine Frage, Nenad. Ganz einfach.«
    Nenad nickte. Seine Augen waren durch die Löcher der Maske hindurch zu erkennen. Er wandte sie nicht vom Lauf der Waffe ab.
    »Was für eine Farbe hat dein Ferrari?«
    Nenad sagte nichts.
    Mrado führte seine Hand sachte unters Jackett, um nach seiner Waffe zu greifen.
    JW fragte noch einmal. »Wenn du mir nicht sofort sagst, welche Farbe dein Ferrari hat, schieß ich.«
    Nenad rührte sich nicht. Er schien nachzudenken.
    Die Pistole in JW s Hand, sein Finger am Abzug. Keine Zeit für irgendwelche Spielchen.
    Nenad antwortete: »Ich hatte mal einen Ferrari. Aber was interessiert dich das? Er gehörte eigentlich gar nicht mir. War nur geleast.«
    JW hob den Kopf ein wenig.
    »Er war übrigens gelb, wenn du’s wissen willst.«
    JW s Blick veränderte sich. War jetzt außer sich vor Wut. Wild. Unberechenbar.
    »Sag mir, was du mit meiner Schwester gemacht hast.«
    Nenad lachte auf. »Du bist ja gestört.«
    JW entsicherte seine Pistole.
    »Ich zähl bis drei. Wenn du es dann nicht gesagt hast, bist du tot. Eins.«
    Mrado umfasste den Revolver unter seinem Jackett.
    Nenad entgegnete: »Ich hab keine Ahnung, wovon du sprichst.«
    JW zählte: »Zwei.«
    Mrado konnte nicht reagieren, bevor Nenad zu reden begann.
    »Aha, jetzt versteh ich, mit wem du Ähnlichkeit hast. Hab mich schon seit dem ersten Mal gefragt, als wir uns in London getroffen haben. Kam nur nicht drauf. Konnte ja nicht ahnen, dass du der Bruder von ’ner Hure bist.«
    Mrado dachte: Warum lässt sich Nenad überhaupt auf ein Gespräch mit diesem Typen ein? Wahnsinn.
    »Deine Schwester war ’ne scharfe Nummer. Hat ordentlich
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