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Funkelnd

Funkelnd

Titel: Funkelnd
Autoren: Emma Green
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1. Mein anderes Ich
    "Komm runter, ich warte auf dich." Mein Telefon zeigt Gabriels Vornamen an. Ich verstehe diese Nachricht nicht, die jedoch sehr eindeutig zu sein scheint. Es ist 8 Uhr 40, ich föhne mir gerade die Haare und muss in weniger als einer Minute los, wenn ich nicht zu spät zur Arbeit kommen will. Ich binde mir schnell einen Haarknoten, eile zum Fenster meines Apartments im dritten Stock und sehe Gabriel, der auf dem Bürgersteig steht und an ein großes, glänzendes Motorrad gelehnt ist. Er entdeckt mein Gesicht, als er zu meinem Fenster aufblickt, und deutet mit dieser gleichgültigen Art, die mich ebenso sehr ärgert wie fasziniert, auf einen graumetallic glänzenden Helm. Ich verstehe noch weniger. Während ich so schnell wie möglich meine Stiefel anziehe, stelle ich mir tausend Fragen, greife schließlich nach meinem Mantel und meiner Umhängetasche, verliere noch weitere fünfzehn Sekunden bei der Suche nach meinen Schlüsseln und eile die Treppen bis zu ihm hinunter. Er ist verrückt. Dieser unberechenbare Mann, der mir seit zwei Monaten nicht mehr aus dem Kopf geht. Dieser Milliardär aus der Welt des Weines, dieser beinharte Geschäftsmann und talentierte Fotograf, der alles kann und alles fantastisch macht. Dieser große Blonde mit dem Körper eines kalifornischen Surfers, der gleichermaßen elegant, wild, geheimnisvoll, heiß, anbetungswürdig und haarsträubend ist. Ich weiß noch nicht, weshalb er sich ausgerechnet für mich interessiert, eine kleine, zweiundzwanzigjährige Praktikantin, die ein einfaches Leben führt, aber ich weiß, dass ich um nichts in der Welt mit einer anderen tauschen möchte. Und mit Sicherheit wird er von sehr vielen Frauen angebetet. Aber mit wie vielen von ihnen vergnügt er sich auch tatsächlich? Wie viele Frauen befriedigt er auf dem Schreibtisch ihres Chefs oder gegen die Wand seines Apartments gepresst, wenn ihm gerade danach ist? Testet er seine erotischen Grenzen auch mit einer anderen außer mir aus? All diese Fragen quälen mich seit Wochen, doch sie können mich nicht daran hindern, jedes Mal erneut der Versuchung zu erliegen, die er mir auf dem Silbertablett serviert …
    Offensichtlich habe ich auch keine Erklärung für sein plötzliches Auftauchen vor meinem Fenster an diesem Morgen im Februar. Gabriel drückt mir einen kalten Kuss auf die Wange, öffnet gekonnt meinen Haarknoten und setzt mir den Helm auf. Während er den Helm unter meinem Kinn schließt und die Berührungen seiner Finger auf meiner Haut mich vor Lust erbeben lassen, blickt er mich mit seinen eisblauen Augen an.
    "Du arbeitest heute nicht. Ich habe das mit Éric geregelt. Nun ja, eigentlich arbeitest du für mich. Bist du schon einmal auf einem Motorrad gesessen? Halte dich an mir fest und passe dich meinen Bewegungen an."
    Er macht eine Pause. Und mit einem frechen Augenzwinkern, das mich sogleich völlig erregt, fügt er hinzu:
    "Ich weiß, dass du das sehr gut kannst."
    Acht kleine Worte und achttausend Schmetterlinge in meinem Bauch. Er dreht sich um, setzt seinen Helm auf, lässt den Motor an und reicht mir die Hand, um mir beim Aufsitzen behilflich zu sein. Zögerlich lege ich meine Hände auf seine schwarze Lederjacke, während er den Motor aufheulen lässt. Ich kann die Vibrationen von meinem Haaransatz bis in die Zehenspitzen fühlen. Gabriel legt einen Blitzstart hin und ich werde ein wenig nach hinten gezogen. Er greift nach meiner Hand und hält meine Arme um seine Taille fest, bis ich eng an seinen Rücken geschmiegt bin. Als wir über die Boulevards des Maréchaux durch Paris fahren, sehe ich mir die vorbeiziehende Landschaft an und versuche, mir eine vage Vorstellung davon zu machen, wo unsere Reise hingeht. Ich schließe die Augen und lasse mich von der Geschwindigkeit und der Anwesenheit meines Liebhabers mitreißen, den ich gerne auf der Stelle ausziehen würde.
    In dem Moment, als Gabriel anhält, weiß ich immer noch nicht, wo er mich hinbringt. Er nimmt mir meinen Helm ab, richtet mir liebevoll die Haare, und sein angestrengter Blick, der auf meinen Lippen ruht, lässt mich glauben, dass er mich küssen wird. Doch er legt seine große Hand in meinen Nacken und führt mich in ein modernes Gebäude, das lediglich aus großen Glasfenstern besteht. Im Aufzug erklärt er mir schließlich:
    "Es hat mir sehr gefallen, dich zu fotografieren. Ich möchte dir eine andere Erfahrung schenken. Und ich bin mir sicher, dass es dir gefallen wird."
    "Aber … Nein! Gabriel,
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