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057 - Schreckensmahl

057 - Schreckensmahl

Titel: 057 - Schreckensmahl
Autoren: Larry Brent
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    DIE SCHRECKLICHEN BÄUME
     
    Einigen Freunden der Gasbys war die Wohngegend nicht ganz
geheuer. Sie kamen nur ungern.
    Daniel Gasby und seine Frau Eleonora lebten elf Meilen
vom nächsten Dorf entfernt, mitten in einer von Menschen unberührten
Landschaft.
    Das alte Farmhaus, das sie sich in all den Jahren
gemütlich eingerichtet hatten, stand auf einer kleinen, bewaldeten Anhöhe.
Davor und dahinter nichts als brachliegende Felder, Büsche, Bäume und ein paar
sumpfige Löcher.
    An einer Wegkreuzung gab es nur ein verwittertes, kaum
lesbares Hinweisschild auf dem der Name Mention-Land stand.
    Das bezeichnete die Gegend, in der Gasby mit seiner Frau
lebte.
    Den beiden gefiel es hier.
    Die Naturverbundenheit war ihr Lebensinhalt – und die
Malerei.
    Nur in der Stille, davon waren beide überzeugt, konnte
Großes entstehen. Diese Maxime für ihr Leben hatte sich bewahrheitet.
    Die Bilder der Gasbys waren gefragt.
    Daniel und Eleonora malten eindrucksvolle Stilleben,
ferner vor allem Landschaften aus der nahen und nächsten Umgebung. Alte,
verfallene Häuser, grotesk gewachsene Bäume, Pflanzen, immer wieder Pflanzen in
ihrer ganzen Schönheit, Wildheit, Ausgefallenheit.
    Ein Zweig, mit den Augen des Malers Gasby gesehen, wurde
zu einer beeindruckenden Landschaft …
    Daniel Gasby war sechsunddreißig, seine Frau vier Jahre
jünger. Aber sie wirkten noch jünger, als sie in Wirklichkeit waren. Beide
führten das auf die gesunde Luft und die natürliche Lebensweise zurück, die sie
führten.
    Die Gasbys waren im großen und ganzen Selbstversorger.
    Drei Ziegen, die sie sich hielten, lieferten Milch, die
nötigen Eier kamen von einer Handvoll Hühner. Gemüse und Salat wuchsen auf
einem sauber bestellten Feld hinter dem Haus.
    Das Paar lebte einfach und bescheiden. Es gab kein
Fernsehen im Haus. Die Verbindung mit der Außenwelt hielten sie durch ein
kleines Radiogerät und Telefon aufrecht.
    Es war keine Seltenheit, daß die Gasbys wochen- ja
monatelang keinen Menschen zu Gesicht bekamen. In diese abgelegene Gegend
verirrten sich kaum Spaziergänger.
    Die schmale Straße, die an dem flachen, bewaldeten Hügel
vorbeiführte lag so weit abseits, daß Daniel und Eleonora Gasby nicht mal die
Motorengeräusche vorbeifahrender Autos hörten.
    Sie liebten die Einsamkeit, aber auch die Geselligkeit.
Nach Wochen oder gar Monaten völliger Isoliertheit platzte dann das kleine
Farmhaus fast aus allen Nähten, weil es gar nicht alle Besucher aufnehmen
konnte, die die Gasbys geladen hatten.
    Das war Jahr für Jahr ein feststehender Programmpunkt
ihres Lebens, geradezu ein Mythos.
    Regelmäßig zum Sommeranfang, zu den Geburtstagen und zu
Ausstellungen, die nach einer langen Schaffensperiode während des Winters die
Gasbys speziell ihren Freunden gaben, war das Farmhaus dann mit Leben erfüllt.
Die Partys dauerten bis in die frühen Morgenstunden, die meisten Gäste blieben
dann auch nach durchzechter Nacht, obwohl es vielen in den kleinen, alten
Räumen des Gebäudes nicht ganz geheuer war. Es knackte in den Wänden und den
morschen Balken unter dem Dach. Manchmal hörte einer undefinierbare Geräusche.
    Der Bekanntenkreis der Gasbys war als illuster zu
bezeichnen. Im Haus verkehrten Ärzte, Rechtsanwälte, Finanzmakler ebenso wie
Wissenschaftler, Künstler und Politiker der lokalen Szene.
    Auch ein Mineraloge gehörte dazu. Er wohnte dreißig
Meilen von dem kleinen Hügel entfernt, in einer Stadt mittlerer Größe und lebte
vor allem davon, daß er Steinsammlungen aufkaufte und wieder verkaufte und auch
große Reisen nicht scheute, um an besonders seltene Sammlungen zu kommen.
    Phil Rogger war eine Koryphäe auf diesem Gebiet. Ohne
große Hilfsmittel konnte er auch seltene Mineralien auf Anhieb bestimmen.
    Und dieser Mann sollte der letzte sein, der die Gasbys
lebend sah …
    Daniel Gasby stand am Fenster seines Arbeitszimmers.
    Durch die Scheiben beobachtete er den wallenden Nebel,
der wie ein amorphes, selbständiges Lebewesen über den Boden kroch.
    Nacht und Nebel … Eine herrliche Komposition! Daniel
Gasby liebte diese Stimmungen. Gerade die ersten Boten des nahenden Herbstes
schufen eine derart außergewöhnliche, unverwechselbare Atmosphäre, die er
nirgendwo anders so intensiv empfand als hier.
    Die uralten Bäume mit ihren mächtigen Stämmen hatten
schon gestanden, als Druiden durch das Land zogen, in diesen verschwiegenen
Wäldern ihre geheimnisvollen Riten und Zauber abhielten. Und vielleicht war es
etwas von dem
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