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Spiel unter Freunden

Spiel unter Freunden

Titel: Spiel unter Freunden
Autoren: PJ Tracy
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Fahrstuhlgitter hochheben zu können,
und hielt dabei einen Donut zwischen den Zähnen. Eine Spur aus
Puderzucker führte zurück über die Dielenbretter des
Lofts in der zweiten Etage. «Da kommen die Englein
geflogen.» Er grinste um den Donut herum, und kleine
weiß gepuderte Stückchen rieselten ihm auf die
Brust.
    «Kretin.»
Annie drängte sich an ihm vorbei.
    «He, ich hab
euch das Gitter geöffnet, oder?» Grace gab ihm einen
mitleidigen Klaps auf die Wange und strebte auf das scheinbar
heillos ungeordnete Labyrinth aus Arbeitstischen und Computern zu,
das sich in der Mitte des ansonsten leeren Lofts befand. Sie hob
die Hand, um Roadrunner zu begrüßen, eine Bohnenstange
in einem gelben Trainingsanzug aus Lycra. Er machte in einer
hinteren Ecke Yogaübungen.
    «Grace, Annie,
Gott sei Dank. Die Stimmen der Vernunft.
    Harley plädiert
immer noch für ein Massaker.»
    «Ich sag doch:
Kretin», grummelte Annie, schleuderte die Aktentasche auf
ihren Arbeitstisch und warf einen zornigen Blick auf die
weiße Konditorschachtel, die auf Harleys feistem rechtem
Unterarm ruhte. «Ich hab dir doch gesagt , du sollst den Scheiß nicht
mehr mitbringen, Harley.» Sie starrte auf die Schachtel.
«Hast du was mit Zitronencreme dabei?» Er schob die
Schachtel in ihre Richtung. «Hab ich das nicht
immer?»
    «Arsch.»
Sie schnappte sich das mit Zitronencreme gefüllte
Törtchen.
    Harley nahm sich einen
Donut, biss ab und sprach gleichzeitig. «Wisst ihr, ich hab
lange darüber nachgedacht.
    Also, wie wir jetzt
diesen letzten Typ umbringen. Das muss ein richtiges Massaker
werden, findest du nicht auch, Grace?»
    «Find ich
nicht.» Sie hängte ihren Staubmantel auf einen
Kleiderständer an ihrem Arbeitstisch. Die Waffe steckte jetzt
vorschriftsmäßig im Halfter, das tief unter ihrem linken
Arm hing. Die schwarzen Gurte waren über dem schwarzen T-Shirt
nicht zu erkennen.
    Harley ließ
seine massige Gestalt auf ihren Stuhl fallen und strahlte sie an.
«Du siehst heute Morgen absolut hinreißend aus. Total
himmlisch. Madonnamäßig.»
    «Wie welche
Madonna?»
    «Such's dir
aus.»
    «Keine Chance,
mich einzuwickeln, Harley. Wir erledigen diesen Kerl genau wie die
andern.»
    «Keine
Änderungen», stimmte Annie zu.  
    «Okay, das hatte
ich erwartet. Ihr seid Frauen und von Natur aus zart besaitet, aber
ihr denkt diese Angelegenheit nicht konsequent zu Ende. Dies ist
der Kerl, der alles begonnen hat. Wenn er nicht gewesen wäre,
hätten wir die übrigen nicht umbringen müssen. Wenn
wir jemanden mit einem gewaltsamen Tod bestrafen, dann
ihn.»
    «Vielleicht wenn
wir ihn zuerst umgebracht hätten», stieg Roadrunner in
die Diskussion ein, «aber das haben wir nicht getan. Um die
Wahrheit zu sagen, ich habe die ganze Sache so satt, dass ich froh
wäre, wenn wir überhaupt niemanden mehr umbringen
müssten.» 
    «Hast du deinen
verschissenen Verstand verloren?», fauchte Harley.
«Wir müssen ihn
umbringen.»
    «Bah.»
    «So
richtig schrecklich .
Vielleicht mit einer Kettensäge.» Annie sah ihn finster
an. «Weißt du, was mir Angst macht, Harley? Dass du auf
solche Sachen dermaßen abfährst.»
    «He, was soll
ich sagen? Ich liebe meine Arbeit.» Grace stieß Harley
an, damit er von ihrem Stuhl aufstand.
    Dann setzte sie sich.
«Eine .22er-Kugel in den Kopf, genau wie bei allen
anderen.»
    «Kommt
schon», beklagte sich Harley.
    «Vergiss
es», sagte Annie. «Du bist überstimmt.»
Harley warf die Hände in die Höhe. «Ihr seid eine
Bande von Waschlappen.»
    «Es muss Sinn
machen, Harley. Wir müssen bei unserem Plan bleiben»,
sagte Grace.
    «Mitch sollte
auch noch was dazu sagen. Wo zum Teufel ist er
eigentlich?»
    «Auf dem
Flughafen», erinnerte ihn Grace. «Und selbst wenn er
mit dir stimmen würde, stünde es immer noch drei zu
zwei.»
    «Gottverdammte
Waschlappen …» Er sah, wie Annie ihr Cape auszog, und
das Beben der limonengrünen Fransen zog ihn ganz in seinen
Bann. «Oh, Mann.» Er starrte sie mit großen Augen
an und zupfte am Kragen seines T-Shirts. «Kaum zu glauben,
was da wackelt. Das ist echt sexuelle
Belästigung.»
    «Sind wir durch?
Kann ich loslegen?» Nachdem er seine Zehen ein letztes Mal
berührt hatte, richtete sich Roadrunner auf. Es war, als
würde sich ein Storch auseinander falten.
    «Dann mach
mal», sagte Grace zu ihm und sah zu, wie die absurd langen
Beine und Arme des Mannes auf dem Weg zu seinem Computer ihren
Rhythmus fanden. Direkt vor seiner Workstation befand sich ein
Stützbalken, zwei
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