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Spiel unter Freunden

Spiel unter Freunden

Titel: Spiel unter Freunden
Autoren: PJ Tracy
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gezogen.
    Kluge Leute, dachte
er, zog den Pelzkragen seiner Jacke hoch und spürte dennoch,
wie die Kälte an seinem Hals hinaufkroch und das Nahen des
Winters versprach. Nach Aussagen von Nancy Ann Kopetke bei
Countryside hatten die Kleinfeldts das Haus drei Monate später
gekauft, und es hatte sie fast umgehauen, als die Käufer, ohne
mit der Wimper zu zucken, den verlangten Preis zahlten. Die
Vorstellung, dass ein Schlachtross wie Nancy Ann Kopetke von etwas
umgehauen worden war, was nicht das Format eines Sumo-Ringers
hatte, bescherte ihm das zweite und letzte Schmunzeln an diesem
Morgen.
    Mit Danny stieg er auf
die vordere Veranda und schaute sich den kräftigen Riegel des
schweren Schlosses an. Er fasste dennoch nach dem Knauf. Ziemlich
blöd, klar. Man sicherte ja nicht seine Auffahrt mit einem
Vorhängeschloss und ließ dann die Haustür
offen.
    «Soll ich's mal
hinten versuchen, Sheriff?» Danny schien mit seinen
blitzblanken Stiefeln zu scharren, so wild war er darauf, ins Haus
zu gelangen, den alles entscheidenden Hinweis zu finden und damit
den Fall zu lösen.
    «Nur los. Ich
werd mal versuchen, ob ich das hier knacken kann.» Leichter
gesagt als getan, dachte er. Seine missmutigen Gedanken wollten so
gar nicht zu den unerwartet fröhlichen Geräuschen passen,
die Danny machte, als er über einen knisternden Teppich aus
trockenem Laub zur Rückseite des Hauses trabte. Halloran hatte
bereits an dieser Art Verriegelung herumgespielt und wusste nur zu
gut, dass sie seinem begrenzten Geschick weit überlegen war.
Dennoch ging er in die Hocke und fummelte sicherheitshalber
trotzdem an dem Schloss.
    Kaum hatte er das
Kreuz gesehen, das in Mary Kleinfeldts Brust geschnitten worden
war, hatte ihn das üble Gefühl beschlichen, dass dies
wahrscheinlich eins jener Verbrechen war, die ihm noch bis ins hohe
Alter Kopfzerbrechen machen würden. Von dem Moment an war nur
noch die Frage geblieben, wie viel von seinem Etat und wie viele
von seinen Hilfsmitteln und Einsatzkräften er aufwenden
würde, bis die höchsten Beamten und der Polizeichef des
County seinen Aktivitäten ein Ende machten. Wenn sich in
diesem Haus keine Hinweise befanden, auf die große rote
Pfeile zeigten, bestand nicht die geringste Aussicht, den Einsatz
der gesamten Abteilung zu rechtfertigen.
    Er gab die Hoffnung
auf, das Schloss zu knacken, stemmte die Hände auf die Knie
und spürte einen Muskelkrampf, der sich, wie er hätte
schwören können, am Tag zuvor noch nicht bemerkbar
gemacht hatte. Er schlug dann einmal gegen die Tür, um ihr
Gewicht abschätzen zu können, und runzelte die Stirn.
Eins von diesen schweren Metallteilen, die man gewöhnlich nur
in der Großstadt fand. Scharniere auf der Innenseite.
Höchst eigenartig. Wenn Danny kein Wunder vollbrachte und
einen Weg fand, an der Rückseite ins Haus zu kommen,
würden sie eine Scheibe einschlagen müssen, denn er hatte
keineswegs vor, ganz in die Stadt zurückzufahren, um die
Schlüssel zu holen.
      
    Er blickte über
die Veranda auf die traditionellen Sprossenfenster und dachte
dabei, dass sie wohl auch gut hundert Jahre alte Schreinerarbeit
zerstören müssten, was wirklich peinlich wäre. Er
griff unter seine Jacke nach der Schachtel Pall Mall in der
Hemdtasche. Die Zellophanhülle knisterte in der
Stille.
    Das Haus dämpfte
das Donnern der Schrotflinte so gut, wie ein solches Geräusch
gedämpft werden kann. Aber es war laut genug und kam so
unerwartet, dass Halloran von der Tür zurücksprang. Sein
Herz klopfte wie wild. Bevor er nachdenken konnte, setzte schon der
Instinkt ein und ließ ihn in die Hocke gehen, seine
Neun-Millimeter bereits gezogen. Hast du das gesehen, Bonar?, kam
ihm der absurde Gedanke. Wenn das nicht schnell gezogen
war?
    Bevor dieser Gedanke
noch zu Ende gedacht war, hatte er schon die Veranda und die Stufen
hinter sich gelassen. Geduckt rannte er unterhalb der Fenster um
das Haus herum zur Hinterseite. Er blieb stehen, die Schulter gegen
die stählerne Verkleidung gepresst. Stumm und mit flachen
Atemzügen rang er nach Luft und horchte so angestrengt hinaus,
dass er die trockenen Maisstängel auf dem
rückwärtigen Feld wispern hörte.
    Verdammt nochmal,
wo steckst du, Danny?
    In dem Teil des
Gartens hinter dem Haus, den er einsehen konnte, stand kein
einziger Baum und wuchs auch sonst nichts.
    Einzig braunes und
kurz gemähtes Gras erstreckte sich über gut hundert Meter
bis zum Maisfeld. Er duckte sich, ließ den Kopf vorschnellen,
damit er um die
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