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Spiel unter Freunden

Spiel unter Freunden

Titel: Spiel unter Freunden
Autoren: PJ Tracy
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verlassen hatten und
sich auf der Landstraße befanden, stellte er seine Frage. Das
war ein gutes Zeichen, dachte Halloran.
    Der Junge könnte
einen guten Deputy abgeben, wenn man ihm Zeit ließ. «Im
Ernst? Sharon Mueller ist Ihre beste
Vernehmungsbeamtin?»
    «Das ist sie.
Hauptsächlich arbeitet sie im Kinderschutz, und wenn Sie es
schaffen, eine Sechsjährige dazu zu bekommen, Ihnen zu
erzählen, dass ihr Daddy jede Nacht zu ihr ins Bett klettert,
dann können Sie auch einen Erwachsenen dazu kriegen, dass er
Ihnen so gut wie alles erzählt.»
    «Oh.» Eine
einzige Silbe, und dann Schweigen.
    «Manchmal ist
der Job zum Kotzen, Danny.»
    «Ja, seh ich
auch so.» Der Highway 29 verlief ungefähr fünf
Meilen lang schnurgerade in der Ebene, bevor er am Rand des
Staatsforsts auf einen Kamm hinaufführte, und genau an der
Stelle setzte stets der Gegenwind ein. Nach Hallorans
Einschätzung war dies, besonders um diese Jahreszeit, so
ungefähr das hässlichste Stück Land im ganzen
County: baumlos und flach, mit Getreidefeldern, die man
niedergemäht hatte, bis nur noch tote braune Stoppeln blieben.
So als sei ein riesenhaftes Wesen drüber hergefallen und
hätte dem Erdboden alles Leben ausgesaugt. Er knüppelte
den Streifenwagen auf siebzig Meilen und ließ den Blick nicht
vom weißen Mittelstreifen.
    «Wird früh
Schnee geben», murmelte Danny, als lägen endlich
genügend Meilen hinter dem Thema Inzest, um wieder reden zu
können. Es war noch immer eine heikle Sache hierzulande, und
weder der Medienrummel noch irgendeine Aufklärungskampagne
würden daran etwas ändern. Manche Leute weigerten sich
einfach zu glauben, dass derartige Dinge geschahen.
    «Wie kommen Sie
darauf?»
    «Die
Straßenmeisterei hätte schon vor zwei Wochen einen
Schneezaun entlang der Straße ziehen müssen. Weil das
noch nicht geschehen ist, kann man hundertprozentig sicher sein,
dass es zu einem frühen Schneesturm kommt.»
    «Das hat uns
gerade noch gefehlt», sagte Halloran, und damit war der
Smalltalk beendet. «Sie wissen, wonach wir hier draußen
suchen, Danny?»
    «Ja, Sir. Nach
Informationen.»
    «Richtig. Alles,
was uns etwas zu den Kleinfeldts sagt.
    Verzeichnisse ihrer
Telefongespräche, Kreditkartenquittungen, offizielle
Dokumente, dergleichen.» Er bremste bei Steiger's House of
Cheese and Video und bog nach rechts auf einen schmalen Kiesweg ab.
«Je mehr wir über die Opfer erfahren, desto besser
können wir uns ausmalen, wer ihren Tod gewollt hat.»
Danny wickelte einen Streifen Kaugummi mit Fruchtgeschmack aus,
faltete ihn zweimal und schob ihn sich zwischen die Zähne.
«Tagebücher, Notizen …»
    «Die wären
hilfreich.»
    «…
Terminkalender …»
    «Alles
Mögliche.» Irgendetwas ,
fügte er in Gedanken hinzu, weil er das Gefühl hatte,
absolut nicht weiterzukommen. «Die Gerichtsmediziner haben in
der Kirche nichts Brauchbares gefunden, und Doc Hanson sagt, die
Leichen hätten ihm nichts als Albträume
beschert.»
    «Aber wir haben
doch eine Kugel, die uns weiterhilft, oder?»
    «Die Kugel aus
der Frau ist kaum verformt, aber es gab beim Computerabgleich keine
Treffer, und deswegen kommen wir ohne Waffe keinen Schritt weiter.
Also haben wir im Augenblick keine Zeugen und keine nennenswerten
Beweismittel. Nur eins könnte Licht auf diese Sache
werfen.»
    «Ein
Motiv», sagte Danny, ohne zu zögern, und zum zweiten Mal
an diesem Morgen musste Halloran schmunzeln.
    Der Junge machte sich
immer besser. Am Ende des Auffahrt zum Haus der Kleinfeldts befand
sich ein Tor. Das Vorhängeschloss blitzte im kalten
Sonnenlicht, und schlagartig wurde ihm bewusst, was er vergessen
hatte. «Verdammt, verdammt, verdammt.» Er schlug mit
der Hand aufs Lenkrad.  
    «Sir?»
    «Ich hab die
Schlüssel vergessen.»
    «Ein paar von
den Jungs sagen, dass Sie sich bestens darauf verstehen,
Schlösser zu knacken.» Aber anscheinend war er doch
nicht so gut. Am Ende nahm er fluchend den Bolzenschneider zu
Hilfe.
    Für Leute, die
angeblich auf sieben Millionen saßen, war es kein sonderlich
beeindruckendes Haus, sondern nur ein kastenförmiger
zweistöckiger Bauernhof, der, soweit er es beurteilen konnte,
unverändert geblieben war, seit die Tikalskys hier Rinder
gezüchtet und Kinder aufgezogen hatten.
  
     
    Halloran hatte
zusammen mit Roman, ihrem jüngsten Sohn, die Calumet High
School besucht, und am Tag nach dessen Schulabschluss hatten sie
dem Maklerbüro Countryside Realty den Auftrag erteilt, das
Haus zu verkaufen, und waren nach Arizona
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