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Spiel unter Freunden

Spiel unter Freunden

Titel: Spiel unter Freunden
Autoren: PJ Tracy
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Ecke schauen konnte, und zog ihn dann rasch wieder
zurück. Nichts. Kein Buschwerk, keine Bäume, keine
Stelle, an der sich ein Schütze hätte verstecken
können. Nur eine niedrige Estrichplattform an der
Hintertür. Er presste sich dicht an die Hauswand und schlich
hin.
    Kurz darauf entdeckte
er die ersten blutigen Fetzen von Danny Peltier, verteilt über
den gesamten Vorraum. Er ging ein wenig weiter ins Haus hinein und
fand dort, was sonst noch von dem jungen Polizisten übrig war.
Er wünschte sich bei Gott, das wäre ihm erspart
geblieben.
    Bonar fand Halloran
eine Stunde später auf dem Hinterhof der Kleinfeldts. Er hatte
einen Küchenstuhl nach draußen geschleppt, auf dem er
jetzt saß, vornüber gebeugt und die gekreuzten Arme auf
die Oberschenkel gestützt. Er starrte auf das Haus.
    Bonar ging in die
Knie, um sich neben ihn zu hocken, und begann, vertrocknete
Grashalme auszurupfen. «Wärmst dich ein bisschen
auf», sagte er.
    Halloran nickte:
«Die Sonne tut gut.»
    «Bist du
okay?»
    «Ich musste nur
einen Augenblick da raus.»
    «Verstehe.» Er
streckte ihm einen Kugelschreiber entgegen, auf den eine Packung
Pall Mall gespießt war. «Hab die hier auf der Veranda
gefunden. Sind das deine, oder müssen wir Fingerabdrücke
nehmen lassen?» Halloran tätschelte seine Brusttasche,
griff nach der Packung und schnippte eine Zigarette heraus.
«Muss sie fallen gelassen haben, als ich den Schuss
hörte.» Er zündete sich die Zigarette an,
inhalierte tief und lehnte sich auf dem Stuhl zurück, wobei er
den Rauch betont langsam wieder ausblies.
    «Warst du jemals
hier, als wir noch zur High School gingen?
    Als das hier noch den
Tikalskys gehörte?»
    «Nee. Andere
Schulbusroute.»
    «Gab damals noch
eine ganze Menge Bäume hier auf dem
Hinterhof.»
    «Ja?»
Halloran nickte. «Apfelbäume, ein paar Eichen, die
größte Pappel, die ich je gesehen habe, stand direkt
hier, und ein riesiger alter Traktorreifen hing an einem Seil, das
so dick war wie mein Arm.»
    «Ah.
Sturmschaden vielleicht. Hier draußen gab's doch vor sechs,
sieben Jahren diese schlimmen Sturmböen, weißt du
noch?»
    «Ja, kann schon
sein.» Halloran dachte einen Moment darüber nach.
«Kann mir eigentlich nicht vorstellen, dass der Wind hier
alles so sauber wegrasiert haben soll. Vor lauter Sträuchern
konnte man kaum das Haus sehen. Es waren diese Dinger mit den
herabhängenden Zweigen und den weißen Blüten
…»
    «Geißbart,
Gattungsname Spiräe.» Halloran sah ihn an. «Woher
weißt du das nun wieder?» Bonar hatten einen
vertrockneten Grashalm gefunden, der so lang war, dass er mit ihm
zwischen den Zähnen stochern konnte. «Ich bin ein Mann
mit großem, mannigfaltigem und größtenteils
nutzlosem Wissen. Worauf willst du hinaus?»
    «Sämtliche
Verstecke sind weg. Man hat sie beseitigt.» Bonar spuckte den
Halm aus und sah sich um, Augenbrauen und Gehirnzellen in
konzentrierter Anspannung. «Passt zu allem anderen,
schätz ich. Hast du das Waffenlager da drin
gesehen?»
    «Teilweise.»
    «Bis jetzt schon
siebzehn, und das allein im Erdgeschoss.
    Weißt du, wie
irre das ist? Ich meine, diese Leute waren alt.
    Kukident und
Zweistärkenbrillen und die .44er Magnum in ein und derselben
Schublade. Bücher und Zeitschriften für Survivalisten
überall im ganzen verdammten Haus. Und die Vorrichtung, mit
der sie die Schrotflinte in Anschlag gebracht haben? Das Ding ist
technisch so raffiniert, dass sogar Harris mulmig wurde. Er
lässt seine Jungs auf allen vieren kriechen, Zentimeter
für Zentimeter, und nach weiteren Stolperdrähten suchen.
Die Leute litten unter schwerer Paranoia.»
    «Vielleicht
kommt das von dem vielen Geld.» Bonar schüttelte den
Kopf. «Glaub ich nicht.»
    «Ich auch
nicht.» Halloran machte noch einen Zug, schnippte die
Zigarette weg und stand dann auf. «Die Sache ist nur, dass
sie sämtliche Eingänge zu diesem Haus absolut
einbruchssicher verriegelt hatten, aber die Hintertür, die
ließen sie sperrangelweit offen.»
    «Weil da die
Schrotflinte aufgebaut war.»
    «Genau. Sie
müssen jemanden erwartet haben.»
    «Oh, Mann, das
wird 'ne harte Nuss.» Bonar schüttelte seinen
mächtigen Schädel, richtete sich ächzend auf und
schaute seinen alten Freund an. «Du siehst beschissen
aus.» Halloran sah wie hypnotisiert auf die Hintertür
und die leere Trage, auf der Danny Peltier seine letzte Fahrt
antreten sollte.
    «Ich hab die
Schlüssel vergessen, Bonar.»
    «Ich
weiß.» Bonars Stimme klang dünn wie das Wispern
der
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