Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Er trank das ewige Leben

Er trank das ewige Leben

Titel: Er trank das ewige Leben
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
Es roch nach Verwesung, nach Unrat, Schlamm, Gift und Chemie.
    Und es roch nach Tod! Zumindest für Frantisek Marek, der seinen alten VW-Käfer hatte stehenlassen müssen, um in einem geliehenen Kahn an sein Ziel zu gelangen.
    Gern war Marek nicht im Mündungsdelta der Donau unterwegs, aber er war gerufen worden, denn die Zeit war reif für die Vernichtung des Bösen.
    Wer hier lebte, war arm und von der Welt vergessen worden. Dubiose Firmen, die sich auf Mülltourismus spezialisiert hatten, nutzten die Armut dieser Leute brutal aus.
    Marek sah das Zeug nicht, er roch es nur. Mal stank es bitter, dann brachte der schwüle Juliwind einen modrigen oder einen süßlichen Gestank mit.
    Das Land war weit. In diesem riesigen Delta konnte sich eine Armee verstecken. Eine flache Landschaft aus Wasser und Inseln und Halbinseln. Eine Brutstätte für Insekten, unter denen sich auch die Malaria-Mücken befanden. Schilf, Sumpf, die zahlreichen Arme der Donau und versteckt darin die schäbigen und vergessenen Dörfer, in denen die Menschen nur mehr dahinvegetierten, denn mit dem großen Fischreichtum war es längst vorbei. Was die Leute heute fingen, war verseucht und schadete nur der Gesundheit. Trotzdem versuchten es die Bewohner immer wieder. Wer konnte es ihnen verdenken? Sie mußten überleben!
    In den letzten beiden Jahren hatte sich in dieser Gegend ein weiteres Gespenst ausgebreitet, von dem man eigentlich überzeugt gewesen war, daß es diese Krankheit in Europa nicht mehr gab. Ein Irrtum, wie sich herausgestellt hatte, denn die Cholera war zurückgekehrt und hatte auch schon erste Opfer erwischt. Die Hygienischen Zustände waren katastrophal, die wenigen Ärzte überlastet, und die Verwaltung verschwieg ihre Probleme. Die Menschen sollten angeblich nicht verunsichert werden.
    Das alles wußte Frantisek Marek, aber er war trotzdem in diese Hölle gekommen. Er mußte es tun, denn das war er einem alten Bekannten und Freund schuldig. Der Mann hieß Negru. Sie waren schon in der Jugend zusammen gewesen und hatten einiges erlitten und erlebt. Das kommunistische Regime hatte ihnen nie gefallen, und sie waren auch offen dagegen angetreten. Man hatte sie gefaßt, eingesperrt, verhört, und sie waren mit Blessuren an Körper und Seele aus den Gefängnissen entlassen worden. Aber man hatte sie nicht brechen können.
    Negru war schließlich in das Delta gezogen. Er hatte eine Frau aus dieser Gegend geheiratet und wollte ein ruhigeres Leben führen. Das war ihm auch jahrelang gelungen, aber nun brauchte er Hilfe. Eine besondere Hilfe, denn er wußte, daß Frantisek Marek ein Schicksal hinter sich hatte, wie es wohl kaum ein zweites gab.
    Beide Männer hatten sich oft geschrieben. Aus den Briefen hatte Negru erfahren, welcher Aufgabe Marek nachging, den man den Pfähler nannte.
    Er war ein Vampirhasser, ein Vampirjäger. Er war jemand, der sich geschworen hatte, die Blutsauger zu vernichten, wo immer er ihnen habhaft werden konnte.
    Erfolge hatte er einige erzielen können, aber auch trauriges Lehrgeld zahlen müssen, denn Marie, seine Frau, war vor Jahren zu einem Opfer der Blutsauger geworden.
    Daran wollte Marek nicht mehr denken, obwohl es ihm immer wieder in den Kopf kam. Und gerade in derartigen Augenblicken wurde sein Haß groß und größer, dann pulste die Energie durch seinen Körper und ließ ihn um Jahre jünger erscheinen.
    Auf den Kanälen und Armen des Deltas bewegte er sich nicht allein.
    Immer wieder sah er die Boote der Fischer, die sich weit entfernt durch die etwas tieferen Gewässer schoben. Manchmal durch ein schlaff hängendes Segel angetrieben oder durch Motorkraft. Wie sich bewegende Scherenschnitte in dunstiger Luft tuckerten die Wasserfahrzeuge vorbei.
    Schilf filterte ein wenig die braune Brühe, und oft genug stieß der Kahn mit Treibholz zusammen.
    Die Luft war schwül und schwer, aber ideal für die unzähligen Insektenarten, die hier ihre Lebensräume gefunden hatten. Oft genug hörte Marek das harte Schnarren der großen Libellen, die wie kleine Raketen durch die Luft jagten.
    Hin und wieder erschien auch das Maul eines Fisches an der Oberfläche. Es sah aus, als müßte das Tier nach Luft schnappen, wenn es sein Maul bewegte. Es war eben ein Überlebenskünstler in dieser schon verseuchten Welt.
    Es gab auch zwei Orte in dem Delta, die allerdings auf keiner Karte zu finden waren. In einem dieser primitiven Hüttendörfer lebte Mareks Freund Negru.
    Frantisek wußte, wohin er seinen Kahn bewegen
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher