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Nachtflamme: Roman (German Edition)

Nachtflamme: Roman (German Edition)

Titel: Nachtflamme: Roman (German Edition)
Autoren: Nora Roberts
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PROLOG
     
    Hawkins Hollow, Juni 1994
    An einem hellen Sommermorgen ertrank ein Zwergpudel im Garten der Bestlers im Swimmingpool. Lynne Bestler, die alleine ein paar Runden schwimmen wollte, bevor ihre Kinder aufwachten, hielt ihn zunächst für ein totes Eichhörnchen. Das wäre schon schlimm genug gewesen. Aber als sie das Fellbündel tapfer mit dem Netz herausangelte, erkannte sie den geliebten Marcell ihrer Nachbarn.
    Eichhörnchen tragen für gewöhnlich keine mit Strass besetzten Halsbänder.
    Sie schrie wie am Spieß und warf mit einem lauten Platschen den armen Hund mitsamt Netz und allem in den Pool zurück. Daraufhin kam Lynnes Ehemann in Boxershorts angerannt und sprang ins Wasser, um das Netz und den Hund wieder herauszuholen. Das Schluchzen ihrer Mutter und die Flüche ihres Vaters weckten die Bestler-Zwillinge auf, sie kamen ebenfalls schreiend in ihren Mein-kleines-Pony-Schlafanzügen angelaufen. Innerhalb weniger Augenblicke lockte das hysterische Geschrei die Nachbarn an, gerade als Bestler sich und die Leiche aus dem Wasser wuchtete. Bestler hing wie viele Männer an seiner alten Unterwäsche, doch das Gewicht des Wassers war zu viel für den ausgeleierten Gummi.
    Und so kam Bestler mit einem toten Hund und ohne Unterhose aus dem Pool.
    Der helle Sommermorgen im kleinen Ort Hawkins Hollow begann mit einem Schock, mit Trauer, Komik und Drama.
    Fox erfuhr von Marcells verfrühtem Tod, als er Ma’s Pantry betrat, um eine große Flasche Coke und zwei Slim Jims zu kaufen.
    Er arbeitete mit seinem Vater an einem Küchenumbau auf der Main Street. Mrs Larson wollte eine neue Arbeitsplatte, neue Schranktüren, einen neuen Fußboden und neue Farbe. Sie nannte das Auffrischen, aber für Fox war es eine Möglichkeit, genug Geld zu verdienen, um Allyson Brendon zum Pizzaessen und am Samstagabend ins Kino einzuladen. Er hoffte, dass er sie dadurch auf den Rücksitz seines alten VW-Käfers bekommen würde.
    Es machte ihm nichts aus, mit seinem Dad zusammenzuarbeiten. Er hoffte zwar, dass er nicht für den Rest seines Lebens einen Hammer schwingen oder eine Motorsäge bedienen müsste, aber es machte ihm nichts aus. Er fühlte sich mit seinem Vater wohl, und auf diese Art und Weise entging Fox der Gartenarbeit und den Pflichten mit den Tieren auf ihrer kleinen Farm. Außerdem kam er so leichter an Cola und Slim Jims – Dinge, die es bei den O’Dells niemals, niemals geben würde.
    Dort regierte nämlich seine Mutter.
    Er hörte also von dem Hund von Susan Keefaffer, die seine Einkäufe abrechnete, während einige Kunden, die an diesem Juninachmittag nichts anderes zu tun hatten, an der Theke saßen, Kaffee tranken und sich unterhielten.
    Er kannte Marcell zwar nicht, aber Fox mochte alle Tiere, und deshalb tat es ihm leid um den armen Pudel. Eine komische Note gewann die Geschichte allerdings dadurch, dass er sich Mr Bestler, »nackt wie Gott ihn schuf« in Susan Keefaffers Worten, neben seinem Swimmingpool vorstellte.
    Fox fand es zwar traurig, dass ein armer Hund in einem Swimmingpool ertrank, aber er brachte es nicht – noch nicht – in Verbindung mit dem Alptraum, den er und seine zwei besten Freunde vor sieben Jahren erlebt hatten.
    In der Nacht zuvor hatte er einen Traum gehabt, einen Traum von Blut und Feuer, von Stimmen, die in einer fremden Sprache sangen. Aber er hatte sich auch mit seinen Freunden Cal und Gage zwei besonders scheußliche Videos reingezogen – Die Nacht der lebenden Toten und Das Texas Kettensägenmassaker.
    Er brachte den toten französischen Pudel weder mit dem Traum in Verbindung noch mit der Tatsache, dass es nach seinem zehnten Geburtstag in Hawkins Hollow eine Woche lang gebrannt hatte. Nach der Nacht, die er, Cal und Gage am Heidenstein in Hawkins Wood verbracht hatten – danach hatte sich alles für sie und für Hollow geändert.
    In ein paar Wochen würden er, Cal und Gage siebzehn werden, und nur das beschäftigte ihn. Baltimore hatte dieses Jahr eine verdammt gute Chance auf einen Sieg, daran dachte er. Sein letztes Jahr auf der Highschool brach an, er stand also endlich an der Spitze der Hierarchie und konnte schon einmal planen, auf welches College er gehen wollte.
    Einen Sechzehnjährigen beschäftigten völlig andere Dinge als einen Zehnjährigen – vor allem, ob er es endlich mit Allyson Brendon tun sollte.
    Als er jetzt die Straße entlangging, ein schlanker Junge, der noch den schlaksigen Gang eines Jugendlichen hatte, die dicken braunen Haare zu einem kurzen
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