Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Spiel der Herzen (German Edition)

Spiel der Herzen (German Edition)

Titel: Spiel der Herzen (German Edition)
Autoren: Sabrina Jeffries
Vom Netzwerk:
ihm etwas wichtig war, wurde es ihm weggenommen. Und wenn er sich anmerken ließ, dass ihm etwas daran lag, machte er alles nur noch schlimmer.
    »Ich hasse Apfelkuchen«, log er. »Unser Koch gibt immer Hundepisse hinein.«
    Zu seiner Genugtuung sah Platt den Kuchen skeptisch an und warf ihn einem seiner blöden Freunde zu. Hoffentlich erstickten sie daran!
    Platt fuhr fort, in seiner Tasche herumzukramen. »Was haben wir denn da?«, sagte er, als er die vergoldete Spielkartenschatulle fand, die Jarret von seinem Vater zum Geburtstag bekommen hatte.
    Jarret stockte das Blut in den Adern. Er hatte gedacht, er hätte sie gut versteckt. Er hatte die Karten aus einem Impuls heraus von zu Hause mitgenommen, um etwas bei sich zu haben, das ihn an seine Eltern erinnerte.
    Diesmal fiel es ihm schon schwerer, ruhig zu bleiben. »Ich weiß nicht, was du damit anfangen willst«, sagte er und bemühte sich, gelangweilt zu klingen. »Du kannst doch gar nicht spielen.«
    »Pass bloß auf, du kleine Ratte!« Platt packte ihn an seiner Schleife und zerrte so fest daran, dass er fast keine Luft mehr bekam.
    Nach Atem ringend versuchte er sich zu wehren, als Giles Masters, Sohn eines Viscounts und Bruder von Olivers bestem Freund, hinzutrat und ihn befreite.
    »Lass den Jungen in Ruhe!«, sagte er, während Jarret keuchend nach Luft schnappte. Masters war achtzehn und sehr groß und hatte eine starke Linke.
    »Oder was?«, erwiderte Platt. »Erschießt er mich sonst? Wie sein Bruder seinen Vater erschossen hat, um an sein Erbe zu kommen?«
    »Das ist eine verdammte Lüge!«, rief Jarret und ballte die Hände zu Fäusten.
    Masters legte ihm beschwichtigend eine Hand auf die Schulter. »Hör auf, ihn zu provozieren, Platt! Und gib ihm seine Karten zurück, sonst schlage ich dein Gesicht zu Klump!«
    »So kurz vor dem Abitur willst du dir bestimmt keine Schwierigkeiten einhandeln«, entgegnete Platt leicht verunsichert, dann sah er Jarret an. »Aber ich habe einen Vorschlag. Wenn Babyface seine Karten wiederhaben will, kann er sie beim Pikett zurückgewinnen. Hast du Geld für den Einsatz dabei, Babyface?«
    »Sein Bruder will nicht, dass er um Geld spielt«, warf Masters ein.
    »Ach, wie süß!«, meinte Platt grinsend. »Babyface tut immer, was sein großer Bruder sagt.«
    »Um Gottes willen, Platt –«, begann Masters.
    »Ich habe Geld«, unterbrach Jarret ihn. Das Kartenspielen hatte er auf dem Schoß seines Vaters gelernt, und er war ziemlich gut darin. Er straffte die Schultern. »Ich werde gegen dich spielen.«
    Platt zog die Augenbrauen hoch und setzte sich auf den Boden, um die zweiunddreißig Pikettkarten aus dem großen Spielkartensatz herauszusortieren.
    »Bist du sicher?«, fragte Masters, als Jarret sich seinem Erzfeind gegenübersetzte.
    »Vertrau mir«, entgegnete Jarret.
    Eine Stunde später hatte er seine Kartenschatulle zurückgewonnen. Zwei Stunden später hatte er Platt bereits fünfzehn Schilling abgeknöpft, und als der Morgen graute, hatte er zum Entsetzen von Platts tumben Freunden fünf Pfund gewonnen.
    Danach nannte ihn nie wieder jemand Babyface.

1
    London
    März 1825
    Neunzehn Jahre waren seit jener schicksalhaften Nacht vergangen. Jarret war inzwischen zwei Köpfe größer und hatte zu kämpfen gelernt, und er spielte immer noch Karten – nun allerdings, um seinen Lebensunterhalt zu verdienen.
    An diesem Tag dienten ihm die Karten jedoch nur als Zeitvertreib. Er saß im Arbeitszimmer im Stadthaus seiner Großmutter und legte noch einmal sieben Reihen aus.
    »Wie kannst du nur in einer solchen Zeit Karten spielen?«, fragte seine Schwester Celia von der Couch aus.
    »Ich spiele nicht«, erwiderte er. »Ich lege nur Patiencen.«
    »Du kennst Jarret doch«, warf sein Bruder Gabe ein. »Er fühlt sich nur wohl, wenn er Karten in der Hand hat.«
    »Du meinst, wenn er gewinnt«, bemerkte seine andere Schwester Minerva.
    »Dann muss er sich ja im Moment ziemlich unwohl fühlen«, sagte Gabe. »In letzter Zeit verliert er nur noch.«
    Jarret hielt inne. Sein Bruder hatte recht. Und weil er mit seinen Gewinnen seinen verschwenderischen Lebensstil finanzierte, war es durchaus ein Problem.
    Deshalb ritt sein Bruder natürlich ständig darauf herum. Gabe war sechsundzwanzig, sechs Jahre jünger als er, und eine echte Plage. Wie Minerva hatte er golden gesträhntes braunes Haar und die grünen Augen ihrer Mutter. Aber das war auch das Einzige, was Gabe mit ihrer sittenstrengen Mutter gemein hatte.
    »Beim
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher