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Spiel der Herzen (German Edition)

Spiel der Herzen (German Edition)

Titel: Spiel der Herzen (German Edition)
Autoren: Sabrina Jeffries
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vollständig oder du musst dir einen Geschäftsführer suchen.«
    Es war ein gutes Gefühl, die Oberhand zu haben. Er wollte nicht, dass sie ihn ständig kontrollierte und jede seiner Entscheidungen bemäkelte. Wenn er den Betrieb leitete, dann auf seine Art. Und sobald das Jahr vorbei war, konnte er sein Leben leben, wie es ihm gefiel … und dafür sorgen, dass seine Geschwister es ebenfalls konnten.
    Nicht dass seine Großmutter seine Bedingungen akzeptieren würde. Sie hatte noch nie die Zügel aus der Hand gegeben, nicht einmal einen Tag lang. Und sie würde ihrem Enkel, diesem »Parasiten«, die Brauerei gewiss nicht für die Dauer eines Jahres anvertrauen.
    Zu seiner großen Überraschung hörte er sie jedoch sagen: »Na schön, ich werde deinen Forderungen nachkommen. Ich lasse das entsprechende Schriftstück morgen für dich aufsetzen.«
    In ihren Augen schimmerte etwas auf, das ihm zu denken gab, aber es war so schnell wieder verschwunden, dass er glaubte, er habe es sich nur eingebildet.
    »Eine Bedingung habe ich allerdings noch«, schob sie nach. »Du musst Mr. Croft als deinen Sekretär behalten.«
    Jarret stöhnte. Großmutters Sekretär war einer der sonderbarsten Männer, die er je kennengelernt hatte. »Unbedingt?«
    »Ich weiß, er macht einen seltsamen Eindruck, aber spätestens in einer Woche wirst du froh sein, dass du ihn behalten hast, das verspreche ich dir. Er ist unentbehrlich für die Brauerei.«
    Nun ja, es war ein vergleichsweise kleiner Preis, den er dafür bezahlen musste, dass er sein Leben zurückbekam. Er hatte eindeutig den besseren Handel gemacht.

2
    Die Brauerei Plumtree war ganz anders, als Annabel Lake sie sich vorgestellt hatte. Die Brauhäuser in ihrer Heimatstadt Burton waren klein und gemütlich und rochen nach Hopfen und gedarrter Gerste. In dieser Brauerei roch es vorwiegend nach der Kohle, mit der die riesige Dampfmaschine befeuert wurde, die sie mit offenem Mund anstarrte. Sie trieb die langen Harken an, die mit einer geradezu unheimlichen Geräuschlosigkeit das Malz in den vier Meter hohen Kesseln rührten. Lake Ale, die kleine Brauerei ihres Bruders, hatte etwas Derartiges nicht vorzuweisen. Vielleicht wäre alles anders, wenn sie … Nein, die Ausstattung war nicht die Ursache für die gegenwärtige Krise von Lake Ale. Dafür war allein Hughs Alkoholproblem verantwortlich.
    »He Sie, was machen Sie hier?«, rief ihr ein Arbeiter mit Armen wie Baumstämme, der am Eingang ein Fass auf einen Karren lud, zu.
    Sie hob die kleine Kiste, die sie mitgebracht hatte, vom Boden auf, vorsichtig, damit nichts hinausfiel. »Ich suche Mrs. Hester Plumtree.«
    »Da entlang!« Er wies mit dem Kopf auf eine Treppe, die auf die Galerie führte.
    Während sie die Stufen hinaufging, ließ sie den Blick über die Halle schweifen. Sie war der Traum eines jeden Brauers. Mit den eisernen Böden und den Backsteinmauern war sie nahezu brandsicher, und die glänzenden Kupferkessel waren zwei Stockwerke hoch. Annabel versuchte sich vorzustellen, wie man den Hopfen in solche gewaltigen Behälter gab. Unglaublich!
    Nachdem sie, ihre Schwägerin Sissy und Geordie am Nachmittag in London eingetroffen waren, hatte sie im Gasthaus das dunkle Porter von Plumtree gekostet. Es war beeindruckend, wie sie zugeben musste, und konnte es beinahe mit ihrer Rezeptur aufnehmen.
    Ein selbstgefälliges Lächeln spielte um ihre Mundwinkel. Beinahe.
    Mit ihrer Kiste kämpfend öffnete sie die Tür am oberen Ende der Treppe und betrat eine andere Welt. Diese Brauerei wurde eindeutig von einer Frau geleitet. Das Vorzimmer war mit modisch gestreiften Sofas, Stühlen aus Walnussholz und hübschen, aber robusten Teppichen ausgestattet. Annabel konnte sich nicht vorstellen, dass ein Mann für so etwas Sinn hatte.
    An dem eleganten Walnussholzschreibtisch in der Mitte des Raumes saß ein hagerer, blonder Sekretär, der so vertieft in seine Arbeit war, dass er sie nicht hereinkommen hörte. Sie ging auf den Schreibtisch zu, doch er fuhr damit fort, mit einem Rasiermesser Ausschnitte aus einer Zeitung herauszutrennen. Dabei führte er präzise Schnitte entlang schnurgerader Linien aus, die mit dem Lineal vorgezeichnet zu sein schienen.
    Sie räusperte sich.
    Er sprang so ruckartig auf, dass sein Stuhl umkippte. »Wer … was …« Als er sie erblickte, setzte er ein Lächeln auf, das seinem Gesicht das Aussehen eines Totenkopfs gab. »Kann ich Ihnen helfen?«
    »Entschuldigen Sie, ich wollte Sie nicht erschrecken. Ich bin
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