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Spiel der Herzen (German Edition)

Spiel der Herzen (German Edition)

Titel: Spiel der Herzen (German Edition)
Autoren: Sabrina Jeffries
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seine vier Geschwister nur alleinlassen können? Wäre sie noch bei ihnen, hätte sie ihm vielleicht erlaubt, zu Hause Privatunterricht zu nehmen, und er hätte weiter mit Großmutter in die Brauerei gehen können.
    Seine Kehle war wie zugeschnürt. Es war einfach ungerecht!
    »Na gut, dann wirst du eben kein Soldat«, sagte seine Großmutter nachsichtig. »Vielleicht wirst du ja Anwalt. Mit deinem scharfen Verstand gäbst du einen hervorragenden Anwalt ab.«
    »Ich will kein Anwalt werden! Ich will mit dir die Brauerei leiten!« Sein Blick verfinsterte sich.
    In der Brauerei warf ihm niemand Gemeinheiten an den Kopf. Die Brauer behandelten ihn wie einen Mann. Sie würden seine Mutter nie »die Mörderin von Halstead Hall« nennen. Sie würden niemals solche abscheulichen Lügengeschichten über Oliver erzählen.
    Als er merkte, dass die Großmutter ihn beobachtete, setzte er rasch wieder eine freundlichere Miene auf.
    »Hat es etwas mit den Raufereien zu tun, in die du in der Schule verwickelt wurdest?«, fragte die Großmutter besorgt. »Der Direktor sagte, er musste dich fast jede Woche bestrafen, weil du dich geprügelt hast. Wie konnte es dazu kommen?«
    »Weiß nicht«, sagte er leise.
    Ein gequälter Ausdruck huschte über ihr Gesicht. »Wenn die anderen Jungen hässliche Dinge über deine Eltern sagen, kann ich mit dem Direktor sprechen …«
    »Nein, verdammt!«, rief er voller Panik, weil sie das Problem so schnell erkannt hatte. Sie durfte auf keinen Fall mit dem Direktor sprechen – das machte alles nur noch schlimmer!
    »Du sollst doch nicht fluchen! Komm, du kannst es mir ruhig sagen. Willst du deshalb nicht zurück in die Schule?«
    Er schürzte die Lippen. »Ich habe einfach keine Lust zu lernen, das ist alles.«
    Sie sah ihn prüfend an. »Dann bist du also faul?«
    Er antwortete nicht. Er ließ sich lieber einen Faulpelz schimpfen als eine Petze.
    »Nun, nicht lernen zu wollen ist kein Grund, zu Hause zu bleiben«, sagte sie seufzend. »Jungen lernen nie gern. Aber es ist gut für euch. Wenn du dich anstrengst und hart arbeitest, wirst du es im Leben zu etwas bringen. Und das willst du doch, oder?«
    »Ja, Großmutter«, murmelte er.
    »Dann wirst du es auch schaffen.« Sie schaute aus dem Kutschenfenster. »Ah, wir sind da!«
    Jarret wollte seine Großmutter anflehen, ihn wieder mitzunehmen, aber die Worte blieben ihm im Hals stecken. Wenn sie einmal etwas beschlossen hatte, konnte sie ohnehin niemand mehr umstimmen. Und sie wollte ihn nicht mehr in der Brauerei haben. Keiner wollte ihn mehr haben, nirgendwo.
    Sie stiegen aus der Kutsche und gingen zum Büro des Direktors. Während seine Großmutter ihn anmeldete, trug ein Diener seinen Koffer nach oben in den Schlafsaal.
    »Versprich mir, dass du dich nicht mehr prügelst«, sagte seine Großmutter.
    »Ich verspreche es«, entgegnete er matt. Was spielte es schon für eine Rolle, ob er log? Spielte überhaupt noch irgendetwas eine Rolle?
    »Braver Junge! Oliver kommt morgen. Du wirst dich besser fühlen, wenn er hier ist.«
    Er verkniff sich eine scharfe Erwiderung. Oliver versuchte zwar, auf ihn aufzupassen, aber er konnte nicht überall gleichzeitig sein. Außerdem war sein Bruder sechzehn, und da verbrachte er den Großteil seiner Zeit damit, vor sich hinzubrüten und mit seinen älteren Freunden zu trinken. Und an diesem Abend war er gar nicht da.
    Jarret erschauderte abermals.
    »Und nun gib deiner Großmutter einen Abschiedskuss«, sagte sie sanft.
    Gehorsam tat er wie geheißen, bevor er die Treppe hinauftrottete. Er hatte den Schlafsaal gerade betreten und hörte, wie die Tür hinter ihm abgeschlossen wurde, als John Platt, dieses Ekel, auf ihn zugeschlendert kam, um sein Gepäck zu durchsuchen.
    »Na, was hast du uns heute mitgebracht, Babyface?«
    Jarret hasste den Spitznamen, den Platt und seine Freunde ihm wegen seines unbehaarten Kinns und seiner geringen Körpergröße gegeben hatten, aber der siebzehnjährige Platt war mehr als einen Kopf größer und viel kräftiger als er.
    Platt fand den sorgfältig in Papier eingepackten Apfelkuchen, den die Großmutter ihm mitgegeben hatte, und nahm einen großen Bissen davon. Jarret versuchte, Ruhe zu bewahren, und biss die Zähne zusammen.
    »Was? Willst du mir etwa keine reinhauen?«, fragte Platt und hielt ihm den angebissenen Kuchen vor die Nase.
    Was würde das schon nützen? Platt und seine Freunde würden ihn verprügeln, und er würde nur erneut Schwierigkeiten bekommen.
    Immer, wenn
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