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Spekulation in Bonn

Titel: Spekulation in Bonn
Autoren: Georg R. Kristan
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darf.«
    »Kalkulationsgrundlage?« fragte Wanitzky.
    »Übliche drei bis fünf Prozent.«
    »Niemals unter sechs – Sonderleistungen extra«, kam sehr bestimmt die Antwort von Wanitzky.
    Noch bevor von Sendenstein reagieren konnte, bestätigte Kai Fischbach: »Richtig, das sollte uns unsere Bundeshauptstadt schon wert sein.«
    Damit war ein Bündnis geschlossen.
    Von Sendensteins Augen wanderten von einem zum anderen, dann ziellos durch den Raum. »Nun – nun ja, wir wollen uns nicht voreilig festlegen. Aber… wenn es der Markt hergibt…«
    Wanitzky sah gleichmütig aus dem Fenster und ließ seinen Blick über das Bundeshaus wandern, von dem er wußte, daß es in der Vorkriegszeit als Pädagogische Akademie gedient hatte und als ein Beispiel für den Bauhausstil gilt.
    Mit etwas erhobener Stimme versuchte von Sendenstein seinen neuen Geschäftspartner zu den Problemen der Gegenwart zurückzuholen. »Also, zwei Milliarden – davon dürfen wir ausgehen.«
    »Diese Annahme scheint mir sehr gewagt«, zweifelte Wanitzky, ohne sich umzuwenden.
    Arno von Sendenstein wollte seine Überlegenheit durch die Ausbreitung seines Wissens dokumentieren: »Meine Quelle ist absolut zuverlässig – ich sagte es schon –, und alle Informationen sind auf dem neuesten Stand. Ich darf Ihnen mal die dicksten Brocken nennen: Das Postministerium dort drüben hat den Reigen eröffnet. Dabei haben wir gute Vermittlerdienste leisten können und den Ruf von Koordinata gefestigt. Nebenan bei den Kreuzbauten wächst das Verkehrsministerium hoch, das macht einhundertfünfzig Millionen. Im Verteidigungsministerium sind für den Zentralbereich zweihundert Millionen angesetzt, für den Erweiterungsbau des Bundestages einhundertfünfzig Millionen. Wirtschafts- und Innenministerium sollen vergrößert werden, hundertzwanzig Millionen. Hotel Petersberg, die Nobelherberge für Staatsgäste, kostet hundert Millionen – glauben die Abgeordneten, aber sie werden nachbewilligen müssen. Das Kunstmuseum sechzig, die Kunst- und Ausstellungshalle hundert und das Haus der Geschichte ebenfalls hundert Millionen. Weiter haben wir das Entwicklungshilfeministerium mit achtzig Millionen…«
    Wanitzky unterbrach: »Sehr beachtlich, ich habe schon über eine Milliarde addiert. Soll das so weitergehen mit der Aufzählung?«
    »Aber ja«, fuhr von Sendenstein fort. »Hören Sie gut zu: Stadtbahntunnel Bad Godesberg zweihundertzwanzig Millionen, Straßentunnel dreihundertfünfzig Millionen. Dann soll die Autobahn beim Kleeblatt Ramersdorfer Kreuz in den Ennert hineingetrieben werden. Aufwand einige hundert Millionen – genaue Zahlen werden noch errechnet.«
    »Wirklich beachtlich«, bestätigte Wanitzky. »Ich nehme an, Sie kennen auch die Einzelpositionen?«
    »Selbstverständlich, Punkt für Punkt; aber das wollen wir uns heute ersparen.«
    Kai Fischbach ergänzte: »Da werden einige anbeißen wollen. Wir dürften eine gefragte Adresse sein. Investitionsberatung und Koordination im Dschungel der Bundeshauptstadt – das erwarten die auftragshungrigen Bosse.«
    Wanitzky überlegte laut: »Mit einigem Geschick werden wir schon im ersten Jahr Vorkasse in Millionenhöhe von den Interessenten hereinholen können. Wer an großes Geld heranwill, muß einiges an Vorleistung erbringen…«
    »Zehn Prozent der zu erwartenden Provision müßten das schon sein«, meinte Fischbach.
    »Mindestens«, bestätigte Wanitzky.
    »Aber meine Herren«, versuchte von Sendenstein die Euphorie zu dämpfen, »wir werden doch nicht jetzt darüber beschließen wollen. Mir geht es im Moment nur um die Perspektiven.«
    Ohne die Unterbrechung zu beachten, fuhr Wanitzky fort: »Die Basiszahlen gehen mit einer groß angelegten Werbeaktion heraus. Wir bieten unsere Dienste an und werden mit einem Schlag die Nummer eins unter den Beratern sein. Die Branche muß das Gefühl haben, ohne uns an Bonn-Aufträge nicht herankommen zu können.«
    Kai Fischbach atmete tief aus. »Respekt, Sie wissen die großen Zusammenhänge auf den Nervus rerum hinzuführen. – Ich kann Ihnen durchaus folgen – der Ansatz ist realistisch.«
    »Aber meine Herren«, versuchte von Sendenstein sich Gehör zu verschaffen, »die Annahmen bedürfen gründlicher Überprüfung. Wir werden unsere Fachleute darauf ansetzen.«
    »Nein«, kam es von Wanitzky. »Ich bin es anders gewöhnt. Wir bestimmen die Richtlinien der Politik. Wer von den Zuarbeitern nicht bereit ist, die Konzeption in Aktivitäten umzusetzen, der ist hier
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