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Spekulation in Bonn

Titel: Spekulation in Bonn
Autoren: Georg R. Kristan
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Gespräche und die Schaffung eines Klimas, das jeden großen Abschluß als selbstverständlich, fast wie eine Nebensache erscheinen ließ. Hier, dreizehn Stockwerke über dem Regierungsviertel der Bundeshauptstadt, wurde sehr »deutsch« agiert. Von Sendensteins Forschheit konnte ihn allerdings nicht beeindrucken, denn er wußte, daß Koordinata-Bonn, dieses Unternehmen für Investitionsberatung und Koordination, zwar einen guten Ruf hatte, für die Ausweitung seiner Geschäftsbeziehungen aber auf eine kräftige Kapitalzufuhr angewiesen war.
    Arno von Sendenstein nahm das Schweigen als Zustimmung und sprach Wanitzky direkt an. »Sie sind also daran interessiert, sich bei Koordinata-Bonn zu beteiligen?«
    »Vielleicht«, antwortete Wanitzky nicht sehr laut und strich sinnend mit dem linken Zeigefinger über seinen Schnurrbart.
    »Schön, gehen wir also einmal davon aus. – Auf das Unternehmen dürften bis zum Jahr zweitausend interessante Aufgaben zukommen. Um es in einem Satz zu sagen: Die Stadt Bonn steht vor dem größten Investitionsschub ihrer Geschichte.«
    »Nichts ist so dauerhaft wie ein Provisorium«, kommentierte Wanitzky.
    Von Sendenstein deutete mit einer vagen Handbewegung Zustimmung an. »Wir als eingeführtes Beratungs- und Koordinierungsunternehmen werden daran mitzuarbeiten und teilzunehmen haben ist das Unternehmen angelegt; die Vertrauensbasis geschaffen.«
    »Mit dem Pfund läßt sich wuchern«, ergänzte Kai Fischbach und erhielt dafür ein verstehendes Nicken von Wanitzkys Seite.
    »Und die Grundstrukturen von Anfang an klarzulegen«, fuhr von Sendenstein fort: »Gewinnanteile und Verfügungsmacht eines neuen Geschäftspartners können nicht über ein Viertel, also fünfundzwanzig Prozent, hinausgehen. Darin drückt sich der Gründerbonus aus.«
    »Fünfzig Prozent«, sagte Wanitzky, »es sei denn, Sie weisen mir durch einen aktuellen Status nach, daß Ihre gemeinsamen Anteile – sagen wir – zur Zeit eine halbe Million überschreiten.«
    Arno von Sendenstein sah irritiert zu seinem Geschäftspartner Kai Fischbach hinüber. Dieser war schließlich für Steuer- und Kapitalfragen verantwortlich. Doch bevor der sich äußern konnte, erklärte Wanitzky: »Ich habe durch Akkreditiv einen Betrag in entsprechender Höhe bei der ›Credit Lyonnais‹ bereitgestellt – hier bitte, das Dokument für Sie.«
    Von Sendenstein warf einen Blick darauf und reichte es seinem Kompagnon weiter.
    »Ihre Liquidität scheint ja unter der Dollarknappheit der Ölländer nicht zu leiden«, stellte Kai Fischbach fest.
    »Meine Werkzeuge werden immer gebraucht«, erwiderte Johann Wanitzky bescheiden. »Zu Ihrer Beruhigung: halbe-halbe war nur ein kleiner Scherz. Aber ein gleichberechtigtes Drittel muß es sein. Selbstverständlich sind Sie weiterhin der Sprecher, Herr von Sendenstein.«
    »Und Ihre Einlage bleibt auf diesen Betrag fixiert?«
    »Ja«, antwortete Wanitzky, ohne zu zögern. Er hatte das zustimmende Zeichen von Kai Fischbach wohl bemerkt.
    Von Sendenstein war zufrieden. »Gut, gehen wir einmal davon aus – jeder ein Drittel. Wir machen darüber einen hieb- und stichfesten Vertrag.«
    »Einverstanden«, sagte Wanitzky. Er wußte, daß ein gleichberechtigtes Dreiergremium die instabilste aller möglichen Lösungen war. Bald schon würden sich in der Troika zwei gegen den dritten verbünden.
    »Bei dem zu erwartenden Investitionsschub werden unsere Gewinne beachtlich sein. Dieses Rheingold hat ein sehr hohes spezifisches Gewicht«, stellte Kai Fischbach mit einem breiten Grinsen fest – und Wanitzky wußte, wer sein Bundesgenosse sein würde. Er lehnte sich zurück und fragte: »Darf ich nun ein paar Details hören und einiges über die Koordinata-Konzeption erfahren – auch von den Quellen, auf die Sie sich stützen? Ich bin schließlich mit den Verhältnissen in Bonn nicht so vertraut wie Sie.«
    Von Sendensteins Zögern ließ die Eitelkeit des Wissenden erkennen. »Über die Quelle möchte ich nicht sprechen. Da stehe ich im Wort. Aber sie ist zuverlässig – absolut zuverlässig!«
    Kai Fischbachs Gesicht blieb unbewegt.
    »Bis zum Jahr zweitausend«, fuhr von Sendenstein fort, »also im Laufe eines Jahrzehnts, werden weit über zwei Milliarden in den Bonner Raum fließen. Das sind reichlich zweimal tausend Millionen harte Deutsche Mark. Es wird nun unsere Aufgabe sein, auf Provisionsbasis leistungsfähige Betriebe heranzuziehen, heranzuführen an diesen Kuchen – wenn ich so salopp sagen
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