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Spekulation in Bonn

Titel: Spekulation in Bonn
Autoren: Georg R. Kristan
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»Dohlenhaus«.
    Küken schwieg.
    »Dummkopf, rede schon«, fuhr Lupus ihn an. »Dein Chef nützt dir gar nichts mehr. Der hat sich einige Millionen unter den Nagel gerissen und ist abgehauen. Also rede! So dumm kannst du doch nicht sein, daß du nicht kapierst, daß du diese Sache allein ausbaden sollst.«
    Willi Küken zitterte vor Erregung. »Millionen? Hier schon aus der neuen Firma? Dieser Saukerl streckt nur einmal die Pfoten in etwas rein – und schon findet er Geld. Aber mit den Waffengeschäften ist’s aus; die sind geplatzt, weil Korbel unserem Informanten in Mehlem auf der Spur war. Der ›Werkzeug- und Maschinenhandel‹ existiert nicht mehr. – Wanitzky hatte einen gewaltigen Rochus auf den Korbel; das hat er immer wieder gesagt. Aber daß Basil ihn im Auto erdrosseln würde, um ihn dann aufzuhängen – das habe ich nicht geahnt. Ich dachte, dem Kerl sollte nur eine Abreibung verpaßt werden. Damit waren wir nie so zimperlich.«
    »Und die Tarnung mit der blonden Perücke? – Das sieht ganz nach einem abgekarteten Spiel aus«, hielt Freiberg dem redefreudigen Küken vor.
    »Die hat Basil besorgt, ohne daß ich davon gewußt habe. Er hat sie mir erst im Auto über den Kopf gezogen, bevor er ausgestiegen ist, um Korbel abzuholen. Die Perücke hat nicht mal richtig gepaßt – sie war viel zu klein.«
    »Interessant – und wo ist sie geblieben?«
    »Verschwunden in einem Müllcontainer bei der ersten Autobahnraststätte in Belgien.«
    »Schade«, stellte Lupus lakonisch fest.
    Kommissar Freiberg dachte an die Ermittlungen der Groupe Special seines Kollegen Boeremans. »Wo sind die anderen Mitarbeiter von Wanitzkys Firma in Brüssel?«
    »In alle Welt verschwunden. Keiner hat die Adresse des anderen – das war so ausgemacht.«
    »Was haben die Leute mit dem Mord an Korbel zu tun?«
    »Nichts, soviel ich weiß. Das Ding hat Wanitzky mit Basil ausgeheckt. – Sie müssen den Kerl schnappen. Ich will nicht meinen Kopf hinhalten für einen Mord, den ich nicht begangen habe. Wanitzky ist der wirkliche Mörder.«

 
    21
     
     
     
    Eine »bleierne Zeit« – so hatte Kommissar Freiberg die letzten Stunden des Tages empfunden. Auf seine wiederholten Rückfragen in der Einsatzleitstelle nach dem Stand der Fahndung kam stereotyp die Antwort: »Keine neuen Erkenntnisse.« Um Mitternacht hatte er sich eingestehen müssen, daß Wanitzky entkommen war.
    Freiberg hatte seiner »studentischen Hilfskraft« Sabine mehrmals am Telefon versichert, er wolle sie abends in der Beethovenstraße besuchen – aber dafür war es nun zu spät. Er hoffte wohl auch, daß ihn in seinem »Underground« doch noch die Meldung von der Festnahme Wanitzkys erreichen würde. – Vergeblich.
    Bereits um sieben Uhr des neuen Tages hatte sich das erste Kommissariat in Zimmer dreihundertsechs zusammengefunden. Wie immer nach solchen Ereignissen hatte Lupus auf dem Wege zum Präsidium einen Satz Tageszeitungen gekauft. Mausers Berichte und Bilder waren die knalligen Aufmacher: Drama im »Dohlenhaus«; Großeinsatz der Polizei; Peters auf der Trage, von kräftigen Sanitätern in den RTW geschoben; Festnahme des »Kükens«.
    »Der hat es sogar geschafft, den toten Basil auf der Kaminbank zu fotografieren«, stellte Lupus anerkennend fest. »Für Grusellektüre beim Frühstück ist gesorgt.«
    Die Aktion sah nach einem vollen Erfolg der Mordkommission unter Leitung von Kriminalhauptkommissär Freiberg aus.
    Fräulein Kuhnert betrachtete die Bilder in der Bonner Rundschau. »Der arme Peters; er ist doch immer der Pechvogel im ersten K.«
    Während Freiberg noch den Bericht im Express las, durchblätterte Lupus den General-Anzeiger. Der Lokalteil dieser Ausgabe war besonders umfangreich. Sein Blick fiel auf eine Meldung in Fettdruck. Wie elektrisiert sprang er hoch; die anderen schreckten zusammen.
    »Hier – hört euch das an: ›Arno von Sendenstein, Vorstandssprecher der Bonner Firma für Investitionsberatung und Koordination, wurde gestern gegen zweiundzwanzig Uhr bei einem Unfall auf der Autobahn kurz vor der Anschlußstelle Meckenheim tödlich verletzt. Er saß allein in seinem PKW und fuhr, nach Auffassung der Polizei mit überhöhter Geschwindigkeit, unter das Heck eines ordnungsgemäß rechts fahrenden Lastkraftwagens. Für den Verunglückten kam jede Hilfe zu spät.‹«
    Lupus faltete die Zeitung zusammen und sah auf. »Eine bittere Geschichte.«
    »Fürwahr, eine bittere Geschichte«, bestätigte Freiberg. »Die Unfallursache wird
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