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Spekulation in Bonn

Titel: Spekulation in Bonn
Autoren: Georg R. Kristan
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ihn. »Wer ist zeichnungsberechtigt für das Schweizer Konto?«
    »Wir beide.«
    »Gemeinsam?«
    »Nein, jeder allein.«
    »Das ist ja wirklich ein Skandal! Wie haben Sie sich nur auf eine solche Regelung einlassen können! – Ich möchte sofort wissen, wie es auf dem Konto aussieht. Nun rufen Sie schon an! Das Ergebnis dürfte auch die Polizei interessieren.«
    Kai Fischbach zeigte Wirkung. Sein Unterkiefer zitterte, er schluckte und fuhr sich mit den Fingern durchs Haar. Dann drehte er sich abrupt um und verließ den Raum.
    Der Kommissar hatte schon wieder den Telefonhörer in der Hand. »Leitstelle! Hier spricht Freiberg. – Verbindet mich mit UNI 81/12!«
    »Mit dem Wagen sind Sie doch unterwegs!«
    »Ja, verdammt – das weiß ich selber. Aber ich bin oben, der ist unten! – Also, macht schon.«
    Kurz darauf meldete sich Ahrens. »Was ist los, Chef? – CEBI hält uns für verrückt. – Ich habe die Fahndungsdurchsage gehört.«
    »Ja, die habe ich eben veranlaßt. Wanitzky hat Lunte gerochen und ist flüchtig. – Schließ das Fahrzeug ab und komm rauf. Ich brauche dich in der dreizehnten Etage.«
    Freiberg legte den Hörer zurück. Arno von Sendenstein zog den Besucherstuhl näher; langsam setzte er sich vor den Schreibtisch und stützte die Arme auf. Ilka Ritter und Martha Nikols hatten es weder gewagt zu gehen noch, sich zu setzen. Sie standen verunsichert in der Nähe der Tür.
    »Herr Kommissar Freiberg«, sagte von Sendenstein gequält, »erklären Sie mir, um Gottes willen, was hier vorgeht.«
    Freiberg hatte Mitleid mit dem Mann, für den in den nächsten Minuten eine Welt zusammenbrechen würde. »Was ich Ihnen zu sagen habe, ist wenig erfreulich: Johann Wanitzky hat durch seine Gehilfen Basil und Küken den Doktor Korbel umbringen lassen. Dieser Mann hatte durch die Enttarnung eines Verräters im Logistik-Zentrum der Bundeswehr die weltweiten Waffengeschäfte Wanitzkys unterbunden und damit dessen geschäftliche Basis ruiniert. Nach Korbels unerwartetem Auftauchen in der GeDaSi fürchtete Wanitzky, daß Korbel auch hier eine Spur entdecken würde.«
    »In der Gesellschaft für Datensicherheit?« fragte von Sendenstein vorsichtig.
    »Sehr richtig! Dort gibt’s einen auskunftfreudigen Computer-Wissenschaftler, der Zugang zum Datenbestand des Bundesministeriums für Planung und Organisation hat. Wenn dieser Mann aufgeflogen wäre, hätte das nicht ohne schwerwiegende Folgen für Wanitzky selbst und – «, Freiberg zögerte, » – für die Koordinata-Bonn abgehen können. Sie wären mit betroffen, Herr von Sendenstein; Adel verpflichtet – und ein Darlehen auch.«
    Arno von Sendenstein schwieg; er senkte den Kopf und stützte ihn mit beiden Händen.
    Freiberg wollte es schnell hinter sich bringen und fuhr fort: »Frau Nikols hat dafür gesorgt, daß Fischbach und Wanitzky über die Aktivitäten in Ihrem Büro stets auf dem laufenden waren – vermute ich. Und sie dürfte aus mitgehörten Telefongesprächen gewußt haben, in welcher Gefahr sich ihr Mann in der GeDaSi wähnte. Johann Wanitzky hat daraus die für Korbel tödlichen Schlüsse gezogen. – Der ›Einbrecher‹ im ›Dohlenhaus‹ ist übrigens ein Mitarbeiter von mir und wäre um ein Haar von Basil erschossen worden. Doch manchmal ist die Polizei schneller.«
    Freiberg zeigte sich erleichtert, als Ahrens in der Tür erschien. »Behalte die Ausgänge und den Aufzug im Auge. Hier kommt vorerst niemand raus. – Und Sie, meine Damen, nehmen jetzt auch bitte Platz.«
    Freiberg schob den Drehstuhl etwas nach hinten und zog ungeniert die Schreibtischschubladen auf. Darin herrschte Ordnung. Stück für Stück nahm er dann die Schnellhefter aus der Hängeregistratur im Unterschrank. Wanitzkys Korrespondenz war noch nicht sehr umfangreich.
    »Sämtliche Unterlagen im Schreibtisch und in den Schränken sind hiermit als Beweismittel sichergestellt. Dieser Raum und der von Wanitzky werden nachher von mir amtlich versiegelt. Soweit Briefe oder Fernschreiben für Wanitzky eingehen, sind sie mir unverzüglich zuzuleiten. – Haben Sie Einwendungen, Herr von Sendenstein?«
    Arno von Sendenstein war aufgestanden und hatte sich in einen etwas abseits stehenden Sessel der Warteecke gesetzt. Er schien in diesen wenigen Minuten um Jahre gealtert zu sein. »Schon gut, ich bin mit allem einverstanden, Herr Kommissar – mit allem, was Sie jetzt und in Zukunft veranlassen werden.«
    Kai Fischbach kam zurück. Schon sein Gesichtsausdruck ließ die
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