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Spekulation in Bonn

Titel: Spekulation in Bonn
Autoren: Georg R. Kristan
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über die Schreibtischkante vor: »Sehen Sie mich an – was ist geschehen? Bitte langsam und alles der Reihe nach.«
    Sie schien ruhiger zu werden. »Also – erst kam der Anruf von Küken. Der war ganz aufgeregt und sagte immer wieder: ›Sofort einen Arzt – sofort einen Arzt her. Ein Einbrecher hat auf Basil geschossen; der stirbt mir unter den Händen.‹«
    Freibergs Augen hielten ihren Blick fest. »Was haben Sie dann getan?«
    »Ich habe eins-eins-zwei angerufen und gesagt, daß im ›Dohlenhaus‹ am Schafberg ein Arzt gebraucht wird, weil ein Mann niedergeschossen worden ist.«
    »Und an die Polizei haben Sie nicht gedacht?«
    »Doch – aber Küken wollte das nicht. ›Bloß nicht die Polizei, unter keinen Umständen die Polizei.‹, das waren seine Worte.«
    »Was haben Sie danach veranlaßt?«
    »Ich habe Herrn Wanitzky schließlich über das Autotelefon erreicht und ihm berichtet, was in seinem Haus passiert ist und daß ich den Notarzt angefordert habe für Basil.«
    Ilka Ritter preßte ihre Lippen aufeinander. Dann fuhr sie zögernd fort: »Herr Wanitzky ist regelrecht explodiert. Er hat mich angebrüllt und beschimpft, ich hätte alles verkehrt gemacht.«
    »Was genau hat er gesagt?« drängte Freiberg.
    »Meine Eigenmächtigkeit sei eine Frechheit – ich hätte ihn zuerst anrufen sollen, und dann hat er mir etwa folgendes an den Kopf geworfen: ›Jetzt wird der Notarzt die Polizei alarmieren. Diese Schweinebande hast du uns auf den Hals gehetzt. Scher dich zum Teufel!‹ – und dann war Schluß.«
    »Was ist denn das für ein Umgangs ton?« erregte sich von Sendenstein.
    »Sie werden sich noch über ganz andere Dinge zu wundern haben«, schnitt Freiberg ihm das Wort ab. Er wandte sich wieder der Sekretärin zu. »Versuchen Sie den Wagen von Wanitzky anzuwählen.« Sie zögerte.
    »Nun wählen Sie schon!« mahnte Freiberg und nahm selbst den Hörer auf. »Wanitzky wird keine Gelegenheit mehr finden, Sie zu beschimpfen.«
    Ilka Ritters Hand zitterte, als sie über die Tastatur die Rufnummer eingab.
    Freiberg fühlte die erwartungsvollen Blicke der im Büro Anwesenden wie kalte Strahlen im Rücken. Atmosphärisches Knistern und Knacken begleitete den hinausgehenden Rufton. Zehn – zwanzig Sekunden – eine halbe Minute. – Er legte den Hörer zurück.
    »Herr von Sendenstein, gestatten Sie, daß ich von hier aus einige Dinge erledige? Die Zeit drängt.«
    »Bitte sehr. Ich weiß ohnehin nicht, was in diesem Hause geschieht.«
    Freiberg ging um den Schreibtisch. »Frau Ritter, Sie überlassen mir sicherlich Ihren Platz. – Ich brauche das Ortsnetz.«
    Sie stand auf. »Den Knopf rechts oben.«
    Freiberg wählte den Kommissar vom Dienst in der Leitstelle an. »Haben wir die Daten von Wanitzkys Wagen?«
    »Ja – alles erfaßt.«
    »Sehr gut; dann raus damit. Fahndung nach dem Wagen und seinem Insassen Johann Wanitzky, dunkelhaarig, untersetzt, schwarzer Schnurrbart, Alter…«
    »Vierundvierzig Jahre«, ergänzte Ilka Ritter.
    »… also vierundvierzig! – Das Fahrzeug müßte sich noch im Raum Düsseldorf, Köln/Bonn befinden. – Johann Wanitzky ist festzunehmen wegen Mordverdachts. – Ich bin vorerst in der Koordinata zu erreichen.«
    Erschrecktes Schweigen in der Runde, verwirrte Blicke.
    »Was höre ich da; unser dritter Geschäftsführer unter Mordverdacht? Das soll wohl ein schlechter Scherz sein. – Wissen Sie, was das für die Firma bedeutet?« Arno von Sendenstein war außer sich und zerrte an seiner Krawatte.
    »Bevor Sie sich jetzt schon aufregen, sollten Sie den Stand Ihrer Konten in der Schweiz überprüfen«, erklärte Freiberg betont ruhig.
    »Die Finanzangelegenheiten sind nicht meine Sache; darum kümmert sich mein Kollege Fischbach.«
    »…gemeinsam mit dem sauberen Herrn Wanitzky.«
    »Das ist doch…«, brauste Fischbach auf.
    »…ein starkes Stück, wollten Sie sagen. – Richtig!«
    Der Kommissar sah Arno von Sendenstein an. »Ihre Herren Geschäftsführer haben sich am Donnerstag und Freitag in Zürich getroffen – und bestimmt nicht nur, um Schweizer Rösti zu essen.«
    »Das ist ja unerhört!« Von Sendenstein wurde blaß. »Trifft das zu, Herr Fischbach?«
    »Sie waren doch einverstanden, daß Gelder der Koordinata in der Schweiz angelegt werden. Kollege Wanitzky hat mich beraten bei…«
    »Und davon erfahre ich nichts; unerhört, einfach unerhört ist das. – Um welche Summen handelt es sich?«
    »Um zwei Millionen. Wanitzky meinte…«
    Von Sendenstein unterbrach
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