Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Spekulation in Bonn

Titel: Spekulation in Bonn
Autoren: Georg R. Kristan
Vom Netzwerk:
Hiobsbotschaft erahnen. Er trat einen Schritt in den Raum und lehnte sich neben der Tür an die Wand. Seine Augen flackerten. Er wagte nicht, Arno von Sendenstein anzusehen, sondern wandte sich an den Kommissar: »Das Konto ist leer! Bis auf einen Rest von tausend Mark wurden die eingezahlten Beträge nach Liechtenstein transferiert. Sie sind unserem Zugriff entzogen. – Auskünfte werden nicht erteilt.«
    Arno von Sendenstein saß bewegungslos wie eine Mumie in seinem Sessel. Er schwieg. Martha Nikols weinte hemmungslos, und Ilka Ritter zerbiß sich die Lippen.
    Freiberg stand auf. »Ich möchte Sie jetzt bitten, diesen Raum zu verlassen. Sie werden uns in der nächsten Zeit für Vernehmungen zur Verfügung stehen. – Und Sie, Herr Fischbach, werden mich ins Präsidium begleiten. Ich möchte Ihre Aussagen zu Protokoll nehmen. Daran wird auch unser ›Drittes‹, das Kommissariat für Wirtschaftsdelikte, interessiert sein.«
    Ahrens ließ Fischbach den Vortritt. Arno von Sendenstein ging schweigend an Freiberg vorbei in sein Zimmer. Martha Nikols folgte ihm zögernd. Ilka Ritter hatte den Mantel aus dem Schrank genommen; unschlüssig stand sie auf dem Flur.
    »Sie gehen am besten nach Hause. Hier dürften Ihre Dienste nicht mehr gefragt sein«, sagte Freiberg. Dann öffnete er die Tür mit der Aufschrift ›E. Sandow, Anmeldung für Zimmer 134 – Fischbach‹.
    Freiberg ging auf die Sekretärin zu und reichte ihr die Hand.
    »Ich danke Ihnen. Ihr Gespräch mit Fräulein Kuhnert hat uns vieles deutlich gemacht. Wir bleiben in Verbindung. Herr Fischbach kommt mit ins Präsidium; er wird uns einiges erklären müssen.«
    »Ist er verhaftet?«
    »Nein – aber er dürfte jetzt nicht mehr viel zu bestimmen haben.«
    Elma Sandow war aufgestanden. Mit vier Worten gab sie den Vorgängen die richtige Deutung: »Die Firma ist ruiniert!«
    Freiberg nickte. »Sie müssen hier aushalten, solange es geht.«
    Die Sekretärin schüttelte den Kopf. »Der arme Herr von Sendenstein; das überlebt er nicht.«

 
    19
     
     
     
    »Du bleibst am besten hier; die Leitstelle hat den Notarzt in Marsch gesetzt. Der soll sich mal ansehen, was mit deinem Bauch los ist«, sagte Lupus zu Peters, der sich ins Gras gelegt hatte.
    »Das hat Zeit«, wehrte Peters ab. »Erst muß der Verletzte im Haus versorgt werden – ich glaube, ich habe ihn fürchterlich erwischt.«
    »Laß die Selbstvorwürfe! Was hättest du denn anderes tun sollen? Dich wieder abschießen lassen? Du hast schon richtig gehandelt. – Gleich wird Hilfe kommen. Ich muß runter zur Auffahrt, unseren Wagen zur Seite fahren, der steht quer. Und du bleibst hier liegen, bis sich einer von uns sehen läßt.«
    Lupus eilte durch das niedrige Gebüsch zum Fahrzeug zurück. Dort stand bereits der Notarztwagen mit rotierendem Blaulicht, dahinter der Krankenwagen. Das Martinshorn war verstummt. Doktor Kehlmann hatte wieder einmal Dienst und wartete ungehalten vor dem Hindernis. »Was soll das bedeuten, daß Sie die Auffahrt blockieren? Da drinnen liegt ein Verletzter – oder? Ich bin doch herbestellt worden. Übrigens gab es noch einen Anruf in dieser Sache – von einer Sekretärin. Was ist denn eigentlich los?«
    »Peters hat in Notwehr schießen müssen – der Verletzte ist von seinem Kumpel ins Haus geschleppt worden.«
    »Dann machen Sie bitte den Weg frei!«
    »Vorsicht, Doktor, das sind Killer! Ich lasse Sie da nicht rein, bevor ich den zweiten Mann in Handschellen habe. – Oben am Hang liegt mein Kollege Peters, den quält seine alte Schußwunde. Er kann sich kaum noch bewegen. Sehen Sie sich ihn doch erst einmal an; inzwischen habe ich hier klare Verhältnisse geschaffen.«
    »Einer muß warten; und mir scheint, der Angeschossene braucht den Arzt dringender – also den Weg frei, bitte.«
    Lupus zögerte. »Doktor Kehlmann, ich kann nicht zulassen, daß Sie als Geisel genommen werden.«
    »Unsinn – ich bin Arzt und werde meine Pflicht tun. Also lassen Sie mich bitte vorbei.« Er schob Lupus beiseite und ging die letzten Schritte auf die kleine schmiedeeiserne Pforte neben dem Hoftor zu. Lupus ging schweigend neben ihm.
    Der Arzt drückte die Klinke nieder; die Pforte war abgeschlossen. Das große Tor ließ sich ebenfalls nicht öffnen.
    »Jetzt bin ich dran, Doktor«, sagte Lupus und zog die Waffe. Mit der anderen Hand drückte er den Rufknopf der Sprechanlage.
    »Wer ist da?« kam sofort die Frage.
    »Der Arzt, den Sie angefordert haben«, antwortete Lupus. »Machen Sie
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher