Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0173 - Zombie-Fieber

0173 - Zombie-Fieber

Titel: 0173 - Zombie-Fieber
Autoren: Wolfgang E. Hohlbein
Vom Netzwerk:
Norton sah sich hastig nach einer Deckung oder einem Versteck um, aber da war nichts. Die Straße lag leer und verlassen vor ihm, ein mattschimmerndes Band Asphalt, nur hier und da unterbrochen vom trüben Lichtkreis einer Straßenlaterne. Bei den meisten Gebäuden in dieser Gegend handelte es sich um Fabrik- oder Lagerhallen, in denen zu dieser Zeit niemand mehr war. Auf der gegenüberliegenden Straßenseite, vielleicht hundert Schritt entfernt, entdeckte Norton ein Wohnhaus, ein altes, dreistöckiges Gebäude mit geschwärzten Mauern und buckeligen Fenstern. Hinter den Fenstern der Parterrewohnung schimmerte Licht, und für einen Sekundenbruchteil spielte Norton mit dem Gedanken, hinüberzulaufen und um Hilfe zu bitten. Aber er wußte, daß das sinnlos sein würde. Niemand würde ihm aufmachen. Nicht in dieser Gegend, nicht zu dieser Zeit und mit dem Gebrüll der Maschinen auf der Straße.
    Es war Wahnsinn, allein und nach Dunkelwerden durch das Hafenviertel zu gehen. Der Portier hatte ihn gewarnt, aber er hatte ja nicht hören können, verdammter Narr, der er war! Der Abend im Club war länger geworden, als es ursprünglich geplant gewesen war, und Norton hatte entschieden zu viel getrunken, um eine Begegnung mit der Polizei zu riskieren. In dieser Beziehung war er konsequent: Er fuhr nie, wenn er mehr als drei oder vier Drinks zu sich genommen hatte. Normalerweise wäre er mit dem Taxi nach Hause gefahren, aber bei dem seit Tagen anhaltenden schlechten Wetter und dem überraschenden Kälteeinbruch war es zu einem reinen Glücksspiel geworden, einen Wagen zu bekommen. Und Norton hatte angesichts der fortgeschrittenen Stunde keine Lust mehr gehabt, ewig auf ein Taxi zu warten. So war er zu Fuß gegangen, trotz der Warnungen und des unbehaglichen Gefühls, das der Anblick der düsteren Häuserreiehn bei ihm ausgelöst hatte.
    Norton verfluchte nachträglich seinen Leichtsinn. Der Weg durch das Hafenviertel war vielleicht eine halbe Stunde kürzer als der sichere Nachhauseweg über die belebten Hauptstraßen; aber dort wäre ihm eine Begegnung wie diese erspart geblieben.
    Die Maschinen bogen um die Straßenecke; eine schnurgerade Reihe kleiner greller Lichtpunkte, die Fahrer dunkle Schatten gegen den nebelverhangenen Hintergrund der Stadt. Für einen Augenblick wurde Norton vom grellen Lichtbündel eines Scheinwerfers erfaßt. Er blinzelte und hob die Hände schützend vors Gesicht. Dann wanderte der Scheinwerfer weiter. Aber Norton wußte, daß sie ihn gesehen hatten.
    Er drehte sich um und ging mit steifen, mühsam beherrschten Schritten weiter. Vielleicht, versuchte er sich einzureden, beachteten sie ihn gar nicht. Vielleicht hatten sie keine Zeit, sich mit ihm zu befassen. Vielleicht waren sie auf dem Weg zu einem Treffen, einer Party, oder sonst irgend etwas Wichtigem.
    Zu viele Vielleichts.
    Sie hatten ihn gesehen, und er konnte von Glück sagen, wenn er die nächsten Minuten lebend überstand. Allein seine Anwesenheit in dieser Gegend zu dieser Stunde war eine Provokation, die nicht ungesühnt bleiben würde. Er spürte den fast unbezwingbaren Wunsch, loszurennen, aber er wußte, daß er damit alles höchstens noch schlimmer machen würde. Es gab in erreichbarer Nähe nichts, wohin er hätte flüchten können.
    Das Geräusch der Maschinen kam jetzt schnell näher, wurde dunkler, tiefer, als die Männer auskuppelten und die Räder auslaufen ließen.
    Das erste Motorrad tauchte neben Norton auf. Es war eine schwere Harley-Davidson, über und über verchromt und mit einer Unzahl von Zusatzscheinwerfern und Spiegeln ausgerüstet. Als sie an ihm vorbeifuhr, sah Norton auf dem Rücken des Fahrers einen aufgemalten Totenkopf und darunter, in grellen Leuchtfarben, die Worte CRAZY HOMICIDES.
    Der Mann riß die Maschine in einem waghalsigen Manöver herum, ließ das Vorderrad über die Bordsteinkante hüpfen und brachte die Harley dicht vor der Hauswand zum Stehen, eine unüberwindliche Barriere, die den Weg vor Norton blockierte.
    Er blieb stehen. Hinter ihm hielt eine zweite Maschine, verwehrte ihm den Rückweg auf die gleiche Weise wie die Harley vor ihm. Die restlichen Motorräder bildeten einen weiten Halbkreis auf der Straße. Norton blinzelte, als sich die grellen Lichtbündel von sieben oder acht aufgeblendeten Halogenscheinwerfern auf ihn konzentrierten.
    »Na, Mister«, fragte der Fahrer der Harley, »spazieren?«
    Norton schluckte und versuchte zu antworten, aber er brachte keinen Ton heraus. In seiner Kehle
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher