Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Heiße Beute

Heiße Beute

Titel: Heiße Beute
Autoren: Janet Evanovich
Vom Netzwerk:
1
    In letzter Zeit habe ich mich häufig mit Männern am Boden gewälzt, die meinten, ein erigierter Schwanz sei Ausdruck von persönlichem Wachstum. Mit Sex hatte das Ganze rein gar nichts zu tun. Ich wälze mich am Boden, wenn ein Zugriff danebengeht und ich einen letzten halsbrecherischen Versuch unternehme, einen üblen Kunden mit angeborenem Dachschaden außer Gefecht zu setzen.
    Mein Name ist Stephanie Plum, und die Ergreifung flüchtiger Personen betreibe ich beruflich, genauer gesagt, ich bin Kautionsdetektivin, tätig für meinen Vetter Vincent Plum. Eigentlich kein schlechter Job, wenn es nicht in erster Linie darum ginge, jemanden festzunehmen, denn genau das lassen sich Kautionsflüchtlinge in der Regel nicht gefallen. Wen wundert’s. Damit die Betreffenden auf dem Weg zum Knast nicht auf dumme Gedanken kommen, überrede ich sie, sich Fußfesseln und Handschellen anlegen zu lassen. Meistens gehen die Typen darauf ein. Wenn man es richtig anpackt, hält sich das Herumwälzen in Grenzen.
    Heute war leider eine Ausnahme von der Regel. Martin Paulson, drei Zentner Lebendgewicht, verteilt auf ein Meter siebzig Körpergröße, war wegen Kreditkartenbetrugs festgenommen worden und weil er auch sonst ein widerlicher Mensch war. Vergangene Woche war Martin nicht zu seinem Gerichtstermin erschienen, das brachte ihn auf meine Fahndungsliste. Es war nicht weiter schwierig gewesen, ihn zu finden, denn Martin gehört nicht zu den Klügsten. Er war zu Hause und machte gerade das, was er am besten beherrscht: mit gefälschten Kreditkarten im Internet einkaufen. Es war mir gelungen, Martin in Handschellen und Fußfesseln in meinen Wagen zu bugsieren, ja, es war mir sogar gelungen, Martin zur Polizeiwache in der North Clinton Avenue zu fahren. Aber als ich dann versuchte, ihn aus meinem Wagen wieder herauszukriegen, stolperte er leider über seine Füße und landete auf dem Bauch. Der Kerl sah aus wie eine dressierte Weihnachtsgans und kam von alleine nicht mehr hoch.
    Wir befanden uns auf dem Parkplatz neben dem Rathaus, in dem auch das Gericht untergebracht ist. Das Büro des Beamten, der die Prozessliste führt, war nur wenige Meter entfernt. Natürlich hätte ich um Hilfe rufen können, aber dann wäre ich tagelang das Gespött der Polizisten gewesen. Ich hätte die Hand- und Fußfesseln lösen können, aber ich traute Paulson nicht. Er war total stinkig und puterrot im Gesicht, fluchte in einem fort und stieß dazu noch obszöne Drohungen und animalische Laute aus.
    Ich stand daneben, schaute zu, wie Paulson sich abmühte, und fragte mich, was ich bloß machen sollte, denn wohl nur ein Gabelstapler hätte Paulson von der Erde aufheben können. In dem Moment fuhr Joe Juniak auf den Parkplatz. Juniak war früher Polizeichef gewesen, heute ist er Bürgermeister von Trenton. Er ist ein paar Jahre älter als ich und einen knappen Kopf größer. Ziggy, Juniaks Vetter zweiten Grades, ist mit meiner angeheirateten Kusine Gloria Jean liiert. Man könnte also sagen, er gehört entfernt zur Familie.
    Das Fenster auf der Fahrerseite glitt herunter. Juniak grinste mich an und beäugte dabei Paulson. »Gehört der zu dir?«
    »Ja.«
    »Er steht im Parkverbot. Sein Hintern ragt über die weiße Linie hinaus.«
    Ich stieß Paulson mit der Fußspitze an. »Er sitzt fest.«
    Juniak stieg aus seinem Wagen und richtete Paulson mit einem Griff unter die Achselhöhlen auf. »Du hast doch nichts dagegen, dass ich die Geschichte etwas ausschmücke und sie in der Stadt herumerzähle, oder?«
    »Und ob ich was dagegen habe! Vergiss nicht, ich habe dir meine Stimme gegeben«, sagte ich. »Außerdem sind wir weitläufig miteinander verwandt.«
    »Das wird dir auch nichts nützen, Süße. Polizisten lieben doch solche Geschichten über alles.«
    »Ich dachte, du bist kein Polizist mehr.«
    »Einmal Bulle, immer Bulle.«
    Juniak stieg wieder in seinen Wagen und brauste davon.
    »Ich kann in diesen Dingern nicht laufen«, jammerte Paulson und sah an sich hinunter auf die Fußfesseln. »Ich falle sowieso wieder hin. Mein Gleichgewichtssinn ist gestört.«
    »Kennen Sie nicht den Kopfgeldjägerslogan?
Her mit dem Gesuchten, tot oder lebendig.
«
    »Klar, kenne ich den.«
    »Dann bringen Sie mich nicht in Versuchung.«
    Eigentlich ist es absolut verpönt, einen toten Kautionsflüchtling abzuliefern, aber für eine leere Drohung schien mir hier und jetzt genau der richtige Zeitpunkt zu sein. Es war Nachmittag, wir hatten Frühling, und ich konnte mir
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher