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Heiße Beute

Heiße Beute

Titel: Heiße Beute
Autoren: Janet Evanovich
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griff sich einen Zipfel ihrer Schürze, die Tränen flossen jetzt in Strömen die Wangen hinunter. »Ich weiß nicht, wen ich sonst fragen soll.«
    Ich glaube, ich spinne. Ich fasse es nicht. Mabel Markowitz weint! Es hatte den Peinlichkeitswert einer gynäkologischen Untersuchung zur Stoßzeit mitten auf der Main Street.
    »Na gut«, sagte ich. »Ich will sehen, was ich tun kann, von Nachbarin zu Nachbarin.«
    Mabel nickte und wischte sich die Augen. »Das ist nett von Ihnen.« Sie holte einen Umschlag von der Anrichte. »Hier habe ich ein Bild für Sie. Annie und Evelyn. Das ist letztes Jahr auf Annies siebtem Geburtstag aufgenommen. Evelyns Adresse habe ich Ihnen hier auf ein Blatt Papier notiert, dazu ihre Automarke und das Kennzeichen.«
    »Haben Sie ihren Hausschlüssel?«
    »Nein«, sagte Mabel, »sie hat mir nie einen gegeben.«
    »Haben Sie irgendeine Idee, wo Evelyn sich aufhalten könnte? Irgendwas?«
    Mabel schüttelte den Kopf. »Ich habe nicht die geringste Ahnung, wo sie hingefahren sein könnte. Sie ist hier in Burg aufgewachsen. Hat nie woanders gelebt. Ist nicht mal auf ein College außerhalb gegangen. Die meisten Verwandten wohnen hier im Viertel.«
    »Hat Vinnie die Kautionsvereinbarung ausgestellt?«
    »Nein. Die stammt von einer anderen Firma.« Sie fasste in die Tasche ihrer Schürze und holte einen gefalteten Zettel hervor. »Die Firma heißt True Blue Bonds, und der Besitzer ist Les Sebring.«
    Mein Vetter Vinnie ist der Besitzer von Vincent Plum Bail Bonds, seine Firma betreibt er von einem kleinen Ladenlokal auf der Hamilton Avenue aus, Vor einiger Zeit, als ich gerade verzweifelt einen Job suchte, habe ich Vinnie praktisch erpresst, mich einzustellen. Seither hat sich die Wirtschaft in Trenton erholt, und eigentlich weiß ich gar nicht so genau, warum ich immer noch für Vinnie arbeite, außer, weil gegenüber von seinem Büro eine Bäckerei ist.
    Sebring hat Büroräume in der Innenstadt gemietet, gegen sein Unternehmen ist Vinnies Laden die letzte Klitsche. Persönlich habe ich Sebring nie kennen gelernt, nur Geschichten über ihn gehört. Er soll ein absoluter Profi sein, und man munkelt, seine Beine seien super sexy.
    Ich nahm Mabel verdruckst in die Arme, versprach ihr, mich um alles zu kümmern, und ging.
    Meine Mutter und meine Oma warteten schon auf mich. Sie standen im Hauseingang, die Tür einen Spalt weit geöffnet, und pressten sich die Nasen an der Scheibe platt.
    »Pst!«, sagte meine Oma. »Schnell, komm rein. Wir platzen vor Neugier.«
    »Ich darf euch nichts sagen«, wehrte ich ab.
    Die beiden Frauen atmeten hörbar scharf Luft durch die Zähne ein. Meine Weigerung war gegen den Kodex von Burg. In Burg war Blut schon immer dicker als Wasser. Gegen einen hübschen Klatsch unter Familienmitgliedern kam kein Berufsethos an.
    »Also gut«, sagte ich und huschte ins Haus. »Ihr findet es ja sowieso heraus. Da kann ich es euch auch gleich sagen.«
    Burgeraner betrügen sich auch gern selbst. »Bei der Scheidung musste Evelyn auf etwas eingehen, das sich Vormundschaftskaution schimpft. Mabel hat als Sicherheitsleistung ihr Haus verpfändet. Jetzt sind Evelyn und Annie irgendwohin abgehauen, und Mabel wird von dem Kautionsmakler unter Druck gesetzt.«
    »Ach, du Schreck!«, sagte meine Mutter. »Ich hatte ja keine Ahnung.«
    »Mabel macht sich Sorgen um Evelyn und Annie. Evelyn hat ihr eine Nachricht auf einem Zettel zukommen lassen, sie und Annie würden für eine Weile weggehen. Seitdem hat sie nichts mehr von den beiden gehört.«
    »Ich an ihrer Stelle würde mir Sorgen um das Haus machen«, sagte Grandma. »Könnte gut sein, dass sie demnächst in einem Pappkarton unter der Eisenbahnbrücke schlafen muss.«
    »Ich habe ihr versprochen zu helfen, aber eigentlich ist das nicht mein Gebiet. Ich bin keine Privatdetektivin.«
    »Überrede doch deinen Freund Ranger, ihr zu helfen«, schlug Grandma vor. »Das wäre sowieso viel besser, weil der Kerl doch so ein scharfes Teil ist. Ich hätte nichts dagegen, wenn er sich hier im Viertel mal blicken lassen würde.«
    Eigentlich ist Ranger nur ein Bekannter von mir, kein Freund, obwohl sicher auch freundschaftliche Gefühle mit im Spiel sind und eine sexuelle Anziehung, die mir Angst macht. Vor einigen Monaten waren wir ein Geschäft eingegangen, das mich seitdem verfolgt. Wieder so ein Sprung vom Garagendach, wie früher als Kind, nur dass diesmal mein Schlafzimmer dabei eine Rolle spielte. Ranger ist Amerikaner kubanischer Abstammung,
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