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Heiße Beute

Heiße Beute

Titel: Heiße Beute
Autoren: Janet Evanovich
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acht Uhr, und für Connie konnte der Tag kommen, sie war startbereit, die Augenbrauen nachgezogen, die Wimpern getuscht, die Lippen knallrot angemalt, das Haar zu buschigen Locken um das Gesicht herum aufgedreht. Ich dagegen ließ den Tag eher langsam auf mich zukommen, hatte mein Haar zu einem misslungenen Pferdeschwanz zusammengebunden und trug das übliche knappe Stretch-T-Shirt, Jeans und Boots. Mit dem Bürstenstift einer Wimperntusche in unmittelbarer Nähe der Augen herumzufuchteln, das war mir heute Morgen als ein zu gewagtes Manöver erschienen, deswegen war ich sozusagen au naturel.
    Ich nahm mir einen Doughnut und sah mich um. »Wo ist Lula?«
    »Sie hat sich verspätet. Sie kommt schon die ganze Woche zu spät. Mir kann es ja egal sein.«
    Lula war eingestellt worden, um die Aktenablage zu machen, aber hauptsächlich macht sie das, was sie will.
    »He, das habe ich genau gehört«, sagte Lula und kam durch die Tür gerauscht. »Wehe, du redest hinter meinem Rücken über mich. Ich komme zu spät, weil ich zur Abendschule gehe.«
    »Die ist doch nur einmal die Woche«, sagte Connie.
    »Ja, schon, aber ich muss ja auch lernen. Und leicht lernt sich der Scheiß nicht. Meine ehemalige Beschäftigung als Nutte kommt mir da nicht entgegen. In den Abschlussprüfungen wird bestimmt nicht nach Handbetrieb und Blastechniken gefragt.«
    Lula ist ein paar Zentimeter kleiner als ich und einige Kilo schwerer. Sie kauft ihre Kleider immer mindestens eine Nummer zu klein und zwängt sich dann mit aller Macht hinein. Bei den meisten Menschen würde das nicht klappen, für Lula ist es genau das Richtige. Lula zwängt sich auch ins Leben hinein mit aller Macht.
    »Und? Was liegt an?«, fragte Lula. »Habe ich was verpasst?«
    Ich übergab Connie die Festnahmebestätigung für Paulson. »Habt ihr schon mal was von Vormundschaftskautionen gehört?«
    »Die sind relativ neu auf dem Markt«, sagte Connie. »Vinnie hat sie noch nicht im Angebot. Sie sind mit einem hohen Risiko verbunden. Der Einzige, der sie ausstellt, ist Sebring.«
    »Sebring«, sagte Lula. »Ist das nicht der Typ mit den hübschen Beinen?« Sie sah sich ihre eigenen Beine an. »Meine Beine haben zwar die richtige Farbe, aber dafür ist auch mehr dran.«
    »Sebrings Beine sind weiß«, sagte Connie. »Und ich habe gehört, er könnte besonders gut Blondinen damit ausstechen.«
    Ich schluckte den letzten Doughnutbissen hinunter und wischte mir die Hände an meiner Jeans ab. »Ich muss mit ihm reden.«
    »Heute bist du vor ihm sicher«, sagte Lula. »Du bist nicht blond, und ausgehfein bist du auch nicht gerade. Hast du eine schlimme Nacht hinter dir?«
    »Ich bin ein Morgenmuffel.«
    »Das liegt an deinem Liebesleben«, sagte Lula. »Du hast keins, und was zu lachen hast du im Moment auch nicht. Soll ich dir mal was sagen: Du lässt dich gehen.«
    »Ich könnte an jedem Finger einen haben, wenn ich wollte.«
    »Und?«
    »Es ist kompliziert.«
    Connie überreichte mir einen Scheck für die Verhaftung von Paulson. »Du überlegst doch wohl nicht, bei Sebring anzufangen, oder?«
    Ich erzählte ihnen von Evelyn und Annie.
    »Ich begleite dich lieber, wenn du mit Sebring redest«, sagte Lula. »Vielleicht können wir ihn dazu bringen, uns seine Beine zu zeigen.«
    »Nicht nötig«, sagte ich. »Damit werde ich allein fertig.«
    Auf den Anblick von Sebrings Beinen legte ich auch keinen gesteigerten Wert.
    »Guck mal, ich habe meine Tasche erst gar nicht abgestellt«, sagte Lula. »Ich kann gleich mitkommen.«
    Lula und ich sahen uns tief in die Augen. Ich würde unterliegen, ich sah es kommen. Lula hatte es sich in den Kopf gesetzt, mich zu Sebring zu begleiten. Wahrscheinlich hatte sie nur keine Lust, Akten abzulegen. »Also gut«, willigte ich ein. »Aber keine Schießerei. Keine Rauferei. Und fragen, ob er mal die Hosenbeine für dich aufkrempelt, wirst du ihn auch nicht.«
    »Du immer mit deinen Regeln«, sagte Lula.
    Wir fuhren einmal quer durch die ganze Stadt mit meinem Wagen und stellten ihn auf einem Parkplatz neben Sebrings Bürogebäude ab. Das Kautionsbüro befand sich im Erdgeschoss, Sebring selbst hatte einige Räume darüber bezogen.
    »Genau wie bei Vinnie«, sagte Lula und bestaunte neidisch den Teppichboden und die frisch gestrichenen Wände. »Nur hat man den Eindruck, dass hier menschliche Wesen arbeiten. Guck dir allein diese Sessel für die Kunden an, die haben keinen einzigen Fleck. Und seine Empfangsdame hat auch keinen Damenbart.«
    Sebring
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