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Heiße Beute

Heiße Beute

Titel: Heiße Beute
Autoren: Janet Evanovich
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unversucht lassen, was?«, kommentierte Lula.
    Steven Soders Bar war nicht weit entfernt von Sebrings Büro, eingeklemmt zwischen Carmines Billigmarkt für Haushaltsgeräte und einem Tätowierstudio. Die Tür zum
Foxhole
stand offen. Innen war es schummrig, wenig einladend zu dieser Tageszeit. Dennoch hatten sich zwei Gestalten hierher verirrt und hockten an dem polierten Holztresen.
    »Hier war ich schon mal«, sagte Lula. »Ganz passabel hier. Die Hamburger sind gar nicht mal so übel, und wenn man früh genug kommt, bevor das Fett ranzig ist, schmecken sogar die Zwiebelringe ganz gut.«
    Wir traten ein und blieben stehen, während sich unsere Augen an das schwache Licht gewöhnten. Soder stand hinter der Theke. Er schaute auf, als wir eintraten, und begrüßte uns mit einem Nicken. Er war knapp einen Meter achtzig groß, von stämmigem Wuchs, hatte rotblondes Haar, blaue Augen, rötliche Gesichtsfarbe. Er sah aus, als sei er sein bester Gast.
    Wir schoben uns vor bis zur Bar, und er kam uns entgegen.
    »Stephanie Plum«, sagte er. »Dich habe ich ja eine Ewigkeit nicht mehr gesehen. Was darf’s sein?«
    »Mabel macht sich Sorgen um Annie. Ich habe ihr versprochen, mich mal umzuhören.«
    »Die sorgt sich wohl eher, dass sie ihre Bruchbude verliert.«
    »Das Haus wird sie nicht aufgeben müssen. Sie hat genug Geld, um die Kaution zu decken.« Manchmal schwindele ich nur so, um nicht aus der Übung zu kommen. Als Kopfgeldjäger muss man schwindeln können, und es ist das Einzige an diesem Job, was ich wirklich gut beherrsche.
    »Schade«, sagte Soder. »Ich hätte zu gerne gesehen, wenn sie auf der Straße säße. Die ganze Familie ist eine einzige Katastrophe.«
    »Glaubst du, dass Evelyn und Annie einfach so abgehauen sind?«
    »Ich glaube es nicht nur, ich weiß es. Sie hat mir einen Brief hinterlassen. Ich bin hingegangen, um die Kleine zu holen, und auf der Ablage in der Küche lag ein Brief.«
    »Was stand in dem Brief?«
    »Dass sie abhaut und dass ich die Kleine nie wiedersehen würde.«
    »Evelyn mag Sie wohl nicht besonders, oder?«, sagte Lula.
    »Die ist völlig durchgeknallt«, sagte Soder. »Eine durchgeknallte Säuferin. Die steht morgens auf und weiß nicht mehr, wie man sich die Bluse zuknöpft. Hoffentlich findet ihr bald die Kleine, denn Evelyn ist nicht in der Lage, für sie zu sorgen.«
    »Hast du irgendeine Idee, wo sie hingegangen sein könnte?«
    Er brummte verächtlich. »Keinen blassen Schimmer. Sie hatte keine Freunde, und sie war strohdumm. Soweit ich weiß, besaß sie auch kein Geld. Wahrscheinlich schlafen sie im Auto, irgendwo in der Pampa, und ernähren sich von Essensresten aus Mülltonnen.«
    Kein beschaulicher Gedanke.
    Ich legte meine Visitenkarte auf den Tresen. »Für den Fall, dass dir doch noch etwas einfällt, das uns weiterhelfen könnte.«
    Er nahm die Karte an sich und zwinkerte mir zu.
    »He«, sagte Lula. »Hören Sie auf, so zu zwinkern. Wenn Sie ihr noch mal zuzwinkern, steche ich Ihnen die Augen aus.«
    »Was hat sie denn plötzlich, die fette Gans?«, wandte sich Soder an mich. »Seid ihr beiden ein Paar?«
    »Sie ist mein Bodyguard«, antwortete ich.
    »Ich bin keine fette Gans«, sagte Lula. »Ich bin eine starke Frau. Ein Tritt in Ihren pickligen weißen Arsch, und Sie fliegen durchs Zimmer.«
    Soder funkelte sie an. »Da freue ich mich schon drauf.«
    Ich zerrte Lula aus der Kneipe, und draußen im Sonnenlicht standen wir erst mal auf dem Bürgersteig und blinzelten mit den Augen.
    »Ich mag ihn nicht«, erklärte Lula.
    »Sag bloß?«
    »Schon wie er immer
die Kleine
zu seiner Tochter gesagt hat. Und dass er die alte Dame aus ihrem Häuschen vertreiben wollte, ist auch nicht gerade nett.«
    Ich rief Connie übers Handy an und bat sie, Soders Privatadresse und Angaben über sein Auto herauszusuchen.
    »Glaubst du, dass er Annie in seinem Keller versteckt hält?«, fragte Lula.
    »Nein, aber es könnte nicht schaden, mal nachzusehen.«
    »Was steht als Nächstes auf dem Programm?«
    »Als Nächstes gehen wir zu Soders Scheidungsanwalt. Es muss irgendeinen Grund für die Vereinbarung der Vormundschaftskaution geben. Darüber wüsste ich gerne Näheres.«
    »Kennst du Soders Scheidungsanwalt?«
    Ich setzte mich ins Auto und sah Lula von der Seite an.
    »Dickie Orr.«
    Lula grinste. »Dein Ex? Der hat dich bisher immer noch aus seinem Büro geworfen, wenn wir bei ihm aufgekreuzt sind. Du glaubst doch nicht etwa, dass er sich mit dir über einen Mandanten von ihm
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