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Heiße Beute

Heiße Beute

Titel: Heiße Beute
Autoren: Janet Evanovich
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sie geschlagen?«
    »Nicht, dass ich wüsste. Mit misshandelt meine ich eher psychisch misshandelt. Ich habe gehört, wie er sie ständig angebrüllt hat. Ihr gesagt hat, sie sei dumm. Sie war ein bisschen pummlig, und er hat sie immer eine Kuh genannt. Dann, eines Tages, ist er ausgezogen und hat sich bei einer anderen Frau einquartiert. Joanne Soundso. Ein Glückstag für Evelyn.«
    »Glaubst du, dass Evelyn und Annie in Sicherheit sind?«
    »Tja, das kann man nur hoffen. Die beiden haben etwas Ruhe verdient.«
    Ich sah zu Evelyns Haustür hinüber. »Du hast nicht zufällig einen Schlüssel zu dem Haus, oder?«
    Carol schüttelte den Kopf. »Evelyn hat keinem Menschen getraut. Die Frau litt unter Verfolgungswahn. Ich glaube, nicht mal ihre Oma besitzt einen Schlüssel. Und sie hat mir auch nicht verraten, wohin sie geht, um deine nächste Frage vorwegzunehmen. Eines Tages lud sie einige Reisetaschen in ihr Auto, und weg war sie.«
    Ich gab Carol meine Visitenkarte und machte mich auf den Heimweg. Ich wohne in einem dreigeschossigen Mietshaus, knapp zehn Autominuten von Burg entfernt, fünf, wenn ich mich zum Abendessen verspätet habe und alle Ampeln auf Grün stehen. Das Gebäude ist in einer Zeit entstanden, als Energie noch billig zu haben war und die Architektur sich von der Ökonomie inspirieren ließ. Mein Badezimmer ist orange und braun, mein Kühlschrank avocadogrün, und meine Fenster stammen aus einer Zeit, als Doppelverglasung noch ein Fremdwort war. Mir ist es recht. Die Miete ist erträglich, und die anderen Mieter sind in Ordnung. Hauptsächlich Rentner mit festem Einkommen bewohnen das Haus. Die Rentner sind nette Leute, die meisten jedenfalls, solange man sie nicht ans Steuer lässt.
    Ich stellte meinen Wagen auf dem Mieterparkplatz ab und stieß die Schwingtür aus Glas auf, die in die kleine Eingangshalle führt. Zum Platzen voll war ich, mit Hähnchen, Kartoffeln, Soße, Schokoladenkuchen und Mabels Mokkakuchen, daher ließ ich den Aufzug links liegen und nahm zur Strafe die Treppe. Na gut, ich brauche nur ein Stockwerk hochzugehen, aber ein Anfang war gemacht. Oder?
    Mein Hamster Rex erwartete mich bereits, als ich die Wohnungstür aufschloss. Rex haust in einer Suppendose in einem Aquarium in der Küche. Ich schaltete das Licht an, Rex unterbrach sein Training im Laufrad und zwinkerte mir zu, seine Schnurrhaare zitterten. Ich glaube, es sollte ein Willkommensgruß sein, vielleicht wollte er mir damit aber auch nur sagen: Wer hat das Scheiß Licht angemacht? Ich gab ihm eine Rosine und ein kleines Stück Käse. Er stopfte sich das Fressen zwischen die Backen und tauchte ab in seine Suppendose. So viel zum Thema Kommunikation mit seinem Mitbewohner.
    Früher teilten sich Rex und ich meine Wohnung gelegentlich noch mit einem dritten Mitbewohner, Joe Morelli, Polizist in Trenton. Morelli überragt mich um einen halben Kopf, ist zwei Jahre älter als ich, und seine Knarre ist größer als meine. Morelli hat mir schon unters Kleid geguckt, da war ich sieben, und irgendwie konnte er später nie von der Gewohnheit lassen. In letzter Zeit hatten wir diverse Meinungsverschiedenheiten, und augenblicklich liegt keine Zahnbürste von ihm mehr in meinem Badezimmer. Leider ist es viel schwieriger, Morelli aus meinem Herzen und aus meinen Gedanken zu verbannen als aus meinem Schlafzimmer. Ich gebe mir Mühe, immerhin.
    Ich holte mir ein Bier aus dem Kühlschrank und setzte mich vor den Fernseher. Zappte mich durch die Sender, fand aber nichts Interessantes. Vor mir lag das Foto von Evelyn und Annie. Die beiden standen nebeneinander, sie wirkten glücklich. Annie hatte lockiges rotes Haar und porzellanhelle Haut. Evelyn hatte ihr braunes Haar nach hinten gekämmt, das Gesicht dezent geschminkt. Sie lachte, aber nicht so breit, dass ihre Grübchen erschienen.
    Mutter und Kind – und ich sollte nach den beiden suchen.
    Connie Rosolli hielt einen Doughnut in der einen, eine Tasse Kaffee in der anderen Hand, als ich am nächsten Morgen unser Kautionsbüro betrat. Mit dem Ellenbogen schob sie die Doughnutschachtel über den Schreibtisch, und weißer Puderzucker rieselte von dem Gebäckstück in ihren Ausschnitt. »Nimm dir einen Doughnut«, sagte sie. »Du siehst aus, als könntest du einen vertragen.«
    Connie ist Büroleiterin. Sie verwaltet die Portokasse, und sie benutzt das Geld für kluge Ankäufe: Doughnuts, Aktenmappen und gelegentlich für eine Reise zu den Spielsalons von Atlantic City. Es war kurz nach
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