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Unterweisung im Herrenhaus - Eine Magd fuer Alle

Unterweisung im Herrenhaus - Eine Magd fuer Alle

Titel: Unterweisung im Herrenhaus - Eine Magd fuer Alle
Autoren: Margaux Navara
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    „Mutter, Mutter, wo bist du? Ich
muss dir was erzählen! Mutter!“ Sarah stürzte durch die Tür der kleinen Hütte,
während ihre Mutter gerade die Hintertür vom Hof hereinkam, wo sie die drei
Hühner gefüttert hatte. Sie hatte ihre Tochter schon von weitem gehört und
ahnte, was sie zu berichten hatte. Sie hatte den ganzen Tag mitgefiebert,
gehofft, gebetet, dass es klappen würde, dass ihre kleine Sarah im großen Haus
angenommen würde.
    „Mutter“, brach es auch ihrer
Tochter heraus, während sie vor Aufregung regelrecht vibrierte, „ich hab’s
geschafft! Sie haben mich genommen! Ich kann gleich morgen anfangen!“ „Ach,
Sarahchen, Liebes, das ist eine schöne Nachricht! Komm, setz dich doch erstmal,
du musst doch ganz müde sein vom vielen Laufen!“ „Nein, nein, Mama, es ist doch
so, wie du immer sagst: Ich bin doch noch so viel jünger, das macht mir nichts
aus! Ich bin gar nicht müde und ich bin auch ganz aufgeregt! Soll ich dir
erzählen, wie alles gegangen ist? Komm, setz du dich, dann kann ich dir
berichten. Ich muss nur schnell einen Schluck Wasser trinken, denn ich bin doch
arg durstig geworden von der Sonne.“
    Die Mutter betrachtete ihre Tochter
stolz, während diese sich einen Tonbecher nahm und Wasser aus dem Eimer
schöpfte, der zu diesem Zweck immer auf dem Tisch stand. Sie war nicht sehr
groß, aber schlank wie eine Distel und wohlgeformt, auch wenn man das unter dem
groben Kleid kaum sah. Aber sie wusste ja, wie ihre Tochter aussah, wenn sie
badete. Auch ihr Gesicht war lieblich, ein bisschen stupsnasig, große grüne Augen
und einen Mund, der klein aber voll war. Das brünette Haar hatte sie zu zwei
langen Zöpfen geflochten, die ihr bis über die Hinterbacken fielen. Ihre Wangen
waren gerötet von der Aufregung, aber ihre Haut hatte dort, wo sie zu sehen
war, eine braune Tönung von den vielen Stunden in der Sonne. Natürlich war der
Rest unter dem Kleid zart und weiß, wie bei allen Frauen. Die kurze Zeit, wenn
sie im Sommer draußen baden durften, war nicht lange genug, um dort die Haut zu
bräunen, außerdem musste das Unterkleid immer den Körper bedecken. Nur im Haus,
wenn die Frauen alleine waren und baden konnten, durften sie sich für kurze
Zeit unbekleidet bewegen.
    Ja, ihre Tochter sah ihr sehr
ähnlich, zumindest hatte sie in dem Alter auch so ausgesehen. Sie hatte sich zwar
nur im Wassereimer spiegeln können, aber sie hatte diesen Anblick noch gut in
Erinnerung. Jetzt, viele Jahre später, war sie faltig und ihr Gesicht war nicht
mehr golden, sondern dunkel von der Arbeit auf den Feldern. Ob wohl die Männer
ihre Tochter genauso anziehend fanden wie sie sie in diesem Alter betrachtet
hatten? Bestimmt, auch wenn sie bisher ihr Bestes getan hatte, um jeden Kontakt
des Kindes mit Männern zu unterbinden. Ihr fiel siedendheiß ein, dass es jetzt
höchste Zeit war, der Tochter alles über Männer beizubringen und all die Dinge,
die sie mit Frauen tun konnten, aber nicht sollten. Vielleicht hätte sie das
Thema doch bereits früher ansprechen sollen, aber sie hatte es herausgezögert
und gehofft, dass es am Tag vor der Hochzeit noch früh genug sei, so wie ihre
Mutter es bei ihr gehalten hatte. Jetzt aber würde das Kind weggehen, in einen
Haushalt, in dem es viele Männer gab und in dem viele Fallen auf ein so
unschuldiges Ding warteten. Sie würde es heute Abend tun, ehe ihr Mann und die
Brüder vom Feld nach Hause kamen, nicht jetzt. Jetzt musste sie erstmal die
Geschichte anhören, wie ihre Tochter es geschafft hatte, als Magd in dem
herrschaftlichen Haushalt in Durnheim, das etwa vier Stunden Fußweg entfernt
lag, angenommen zu werden.
    Sarah hatte viel zu berichten: über
das Haus mit den vielen glitzernden Fenstern, die Menschen in ihren schönen
Kleidern - selbst die Mägde hatten saubere und farbige Kleider an - , die
Ställe, aus denen sie das Wiehern von vielen Pferden gehört hatte, die Gärten,
deren Obstbäume sich bogen unter der Last der Früchte, die Küche mit den
glänzenden Kupfertöpfen, in der man ihr etwas zu essen gegeben hatte.
    Sie hatte dann mit dem Verwalter
gesprochen, der sie alles Mögliche gefragt hatte und sie genau angeschaut hatte.
Er war erstaunt gewesen, sie so sauber zu sehen, aber Sarah hatte ihm erzählt,
dass ihre Mutter darauf bestand, jede Woche zu baden und die Haare zu waschen
und jeden Morgen sich mit einem Lappen und kaltem Wasser abzuwischen. Außerdem
war er wohl recht erfreut über ihre frische Art und
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