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Sommerkind

Sommerkind

Titel: Sommerkind
Autoren: Diane Chamberlain
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verfluchte mich selbst”, fuhr Chloe fort, “und Sean sagte mir, Gott würde den wahrhaft reumütigen Sünder lieben. Wir sprachen lange miteinander, und ich spürte, dass ich ihm vertrauen konnte. Er gab mir ein Gefühl von Vergebung und Sicherheit, und in dem Moment wurde mir klar, dass ich für immer ein Teil der Kirche sein wollte. Ich hoffte, das Keuschheitsgelübde würde meine sexuelle Seite irgendwie ausradieren. Natürlich war das reines Wunschdenken, aber ich war noch jung. Ich wusste es nicht besser.”
    Sie schnäuzte sich. Dann stützte sie – Darias Hand noch immer auf dem Rücken – die Unterarme auf ihre Knie, und Rory wusste, dass es nun an ihm war. Chloe hatte schon die Schwangerschaft allein durchgemacht. Er würde sie nicht auch noch diese Last allein tragen lassen.
    “Chloe hat einen wesentlichen Punkt ausgelassen”, begann er.
    Chloe hob ruckartig den Kopf und sah ihn an.
    “Es fällt mir nicht leicht, das zu sagen.” Er schaute Daria direkt in die Augen und bemühte sich, ihrem Blick standzuhalten. “Ich glaube, ich bin Shellys Vater.”
    “
Was?”
, brach Andy endlich sein Schweigen.
    “Du musst das nicht tun, Rory”, sagte Chloe sanft.
    “Doch, das muss ich. Es ist Zeit für die Wahrheit.”
    “Du bist …” Daria schüttelte den Kopf und legte die Stirn in Falten. “Hast du das die ganze Zeit über gewusst?”, fragte sie.
    “Nein. Ich hatte keine Ahnung. Nicht bis zum Lagerfeuer heute Abend. Als Chloe gestand, Shellys Mutter zu sein, ahnte ich … Sie übermittelte mir eine wortlose Botschaft …” Er schaute Chloe an, und sie lächelte fast. “Und da wusste ich es.”
    “Aber sie war sechzehn”, warf Daria ein. “Und du warst erst …”
    “Dreizehn”, gestand er. Wie konnte er jetzt noch mehr sagen, ohne Chloe in ein noch schlechteres Licht zu rücken? “Ich war dreizehn”, wiederholte er, “und verrückt danach, jede Erfahrung zu machen, die ich nur machen konnte.” Er erinnerte sich noch lebhaft an jene Nacht. In den Dünen von Jockey's Ridge war es frisch gewesen, der Sand war kalt. Es war Oktober, das Wochenende um den Kolumbus-Tag, an dem die meisten Hauseigner der Sackgasse für einen dreitägigen Kurzurlaub an den Strand kamen. Er war naiv, aber bereit – nein
begierig
– gewesen zu lernen, und Chloe war eine hervorragende Lehrerin gewesen.
    Rory lächelte seinen Sohn schief an. “Ich muss mich bei dir entschuldigen, Zack. Ich habe dich wegen deiner Beziehung mit Kara ziemlich angegriffen.” Er hatte sogar Shellys Geburt und Verstoßung als Beispiel für das unverantwortliche Verhalten eines jungen Paares herangezogen. Nun wartete er darauf, dass Zack es ihm unter die Nase reiben würde.
    Doch Zack überraschte ihn. “Ist schon gut, Dad.” Seine Stimme klang heiser, und er legte unsicher den Arm um Rorys Schultern. “Jeder macht mal Fehler.”
    “Daria.” Chloe wandte sich ihrer Schwester zu und nahm ihre Hände. “Es tut mir so unendlich leid, dass du die gesamte Verantwortung für Shelly übernehmen musstest. Nach Moms Tod hätte ich das vermutlich tun sollen, doch dazu hätte ich meinen Orden verlassen müssen, und dazu fehlte mir die Kraft. Außerdem hatte ich nie den Eindruck, dass es dir etwas ausgemacht hat, für sie zu sorgen.”
    “Es
hat
mir nie etwas ausgemacht”, erwiderte Daria mit tonloser Stimme. Rory hatte nicht die leiseste Ahnung, wie sie mit der Wahrheit umging, die soeben in diesem kleinen Raum enthüllt worden war. Sie musste sich von ihm und Chloe verraten fühlen. Doch vermutlich waren ihre Gedanken jetzt ganz bei Shelly. Nichts sonst – keine Geständnisse, keine Offenbarungen – konnten diese Sorge in den Hintergrund drängen.
    “Wenn Shelly überlebt …” Chloe presste das Taschentuch auf ihre Augen und brauchte einen Moment, ehe sie weitersprechen konnte. “Wenn sie überlebt, werde ich mich um sie kümmern, Daria. Ich werde bei ihr in Kill Devil Hills bleiben. Es wird Zeit, dass du dein eigenes Leben führen kannst. Geh mit Rory nach Kalifornien, wenn du möchtest.”
    Daria sagte nichts. Sie mied Rorys Blick, und er konnte es ihr nicht verübeln.
    Unvermittelt sagte Andy: “Was meintest du vorhin am Lagerfeuer, Daria, als du sagtest, Shelly hätte ein Gespräch zwischen dir und Rory auf der Veranda mitbekommen?”
    Daria stützte den Kopf in ihre Hände und massierte sich mit den Zeigefingern die Schläfen. “Ich glaube, Shelly hat gehört, wie wir über Pete gesprochen haben. Darüber, dass er sich
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