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Liebe kommt auf sanften Pfoten

Liebe kommt auf sanften Pfoten

Titel: Liebe kommt auf sanften Pfoten
Autoren: Dillon Lucy
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    B ens und Juliets Jack-Russell-Terrier wurde auf den Namen Minton getauft, weil sie auf dem Weg zur Hundeauffangstation im Radio einen schrecklich schlechten Witz über einen Hund namens Minton gehört hatten, der einen Badminton-Federball verschluckt hatte. Er war ein böser Hund gewesen. Bad Minton .
    »Bad Minton!«, hatte Ben fröhlich gerufen. »Einen besseren Namen für einen Hund gibt’s einfach nicht!«
    Sie hatten gerade Longhampton verlassen und waren an dem großen Kirschbaum vorbeigefahren, der die Spitze des Hügels in ein rosafarbenes Blütenmeer tauchte. Das war vor drei Jahren gewesen, am Maifeiertag – der erste Tag seit Monaten, den Ben sich freigenommen hatte. Juliet konnte sich noch genau an seinen Blick erinnern, als Ben im Auto zu ihr herübergesehen hatte. Die Lachfältchen an seinen Augen hatten gezeigt, wie köstlich er sich über diesen albernen Witz amüsierte. » Bad Minton! Hast du den Witz verstanden, Jools? Badminton? Haha, hahaha!«
    Jener Moment hatte sich in ihr Gehirn eingebrannt, weil er zwei typische Eigenschaften Bens verdeutlicht hatte. Einmal war da sein Gelächter gewesen, in das er als echter Naturbursche mit einem robusten Körperbau oft und unerwartet ausgebrochen war. Dies war so ansteckend gewesen, dass auch Juliet immer hatte mitlachen müssen; gleich vom ersten Mal an, als sie sein Lachen in der Schule – nach einem ebenso schlechten Witz – zum ersten Mal gehört hatte.
    Der zweite Punkt war der Kirschbaum gewesen. Ben hatte ihn geliebt. Als Landschaftsgärtner hatte er ohnehin eine abgöttische Leidenschaft für Bäume im Allgemeinen gehegt, doch dieser Kirschbaum war von allen Bäumen in der ganzen Stadt sein Lieblingsbaum gewesen. Nicht ein einziges Mal waren sie in all den Jahren im Frühling an diesem Baum vorbeigefahren, ohne dass Ben Juliet das Versprechen abgenommen hatte, dass, sollte er vor ihr sterben, sie einen solchen Kirschbaum pflanzen müsse, damit sie beim Blick auf die rosafarbenen Blütenkaskaden wenigstens ein Mal im Jahr glücklich sei.
    Im Augenblick konnte Juliet den Gedanken daran nicht ertragen. Sie hatte sich eine neue Strecke ausgesucht, um aus Longhampton hinauszufahren, weil allein schon der Anblick dieses Kirschbaumes dazu führte, dass ihr am Lenkrad die Tränen kamen und diese ihr die Sicht gefährlich verschleierten.
    Der ungepflegte kleine Terrier, der ihnen in der Auffangstation gezeigt worden war, hieß eigentlich Dodger. Zwischen ihm und Ben war es Liebe auf den ersten Blick gewesen, und so war aus Dodger kurzerhand Minton geworden. Mit seiner eifrigen, lernbegierigen Art und dem kurzen Wackelschwanz sah er genau wie der Typ Hund aus, der auf der Stelle einen Federball verschlucken würde, nur um sein Herrchen zum Lachen zu bringen. Noch während sie mit der Managerin der Auffangstation im Gespräch gewesen waren, hatte er das volle Programm von »Sitz!« , »Platz!« und »Gib Pfötchen!« dargeboten.
    Von seinem Körbchen aus starrte Minton Juliet traurig an. Sein Fell war sahnefarben, mit Ausnahme eines einzigen braunen Flecks rund um das linke Auge. Darum hatte Juliet »Pirat« oder »Captain Hook« vorgeschlagen, doch diese Namen waren auf taube Ohren gestoßen; Minton und Ben hatten einander längst schon Pfötchen gegeben.
    Von jenem Augenblick an war Minton Bens Hund gewesen. Und das, obwohl Juliet Minton Futter gab, hinter ihm sauber machte und ihm die Socken aus dem Maul zerrte. Ben nahm ihn zur Arbeit mit – wobei Minton im Kastenwagen vorn auf dem Beifahrersitz Platz nehmen durfte –, und beim Spazierengehen passte sich der kleine Terrier sofort Bens langen Schritten an. Dennoch waren Minton und Juliet seitdem beste Freunde. Manchmal fragte sie sich sogar, wer hier auf wen aufpasste.
    »Juliet, du siehst müde aus. Isst du auch genug?«
    Sie sah zu Minton hinüber und nickte.
    »Juliet!«
    Juliet kniff die Augen zusammen. Sie hätte schwören können, dass Minton gerade die Augen verdreht hatte.
    Widerwillig riss sie sich von Mintons Anblick los und schaute ihre Mutter an. Diane saß auf einem mit einem Tuch abgedeckten Stuhl, die Knie fest aneinandergepresst. Die Züge ihres eigentlich gütigen Gesichts waren angespannt vor Sorge – und der Anstrengung, diese zu verbergen. Ben hatte über seine Schwiegermutter immer gesagt, dass für sie selten das Glas halb voll war, sondern dass sie eher zu den Menschen gehörte, für die das Glas stets halb leer war und eben aus Glas bestand – kurzum, für ihn war sie von
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