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Sommerhaus jetzt! - 13 Freunde und der Traum vom Wochenende im Grünen

Sommerhaus jetzt! - 13 Freunde und der Traum vom Wochenende im Grünen

Titel: Sommerhaus jetzt! - 13 Freunde und der Traum vom Wochenende im Grünen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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einem Mal tumultartige Unruhe auf. Es fehlte an Brennholz, um die vom Dorfschlachter gelieferten Spanferkel zu Ende zu grillen.
    Olli, der in praktischen Belangen des Landlebens generell mit weniger Augenmaß operierte als in seinem Job im Landwirtschaftsministerium, hatte die Lösung: »Diese hässlichen Sichtschutz-Bastmatten vor unserem Zaun, die will der Jünemann doch bestimmt auch schon lange loswerden, die knallen wir jetzt mal einfach aufs Feuer.«
    Die Flammenwand des Bastmatteninfernos erwischte gottlob keine Menschen, aber sie erzeugte eine Druckwelle, die eine Scheibe der Jünemannschen Panoramafensterfront zum Bersten brachte. Die Schweine waren verkohlt. Der Explosionsfilterhersteller ging in die Luft. Am Ende des Monats lag das Kündigungsschreiben auf dem Tisch.
    »Eine kurze Frage hätte ich aber trotzdem noch«, sagte Olli, »stehe ich alleine mit dem Verdacht, dass Konrad die Balkan-Party nur angezettelt hat, um die Sollbruchstelle für Zechlin zu finden?«
    Ich holte den Einweggrill aus der Packung und baute ihn am Rande des Picknickdeckenlagers auf. »Schlage vor, wir lassen die Vergangenheit ruhen. Wie wär’s, wenn ich jetzt mal unseren ›Grillfix Delux‹ anschmeiße und wir die ersten Würstchen auf den Rost legen?«
    Simone verteilte Pappteller, Elke kramte große Salatschüsseln aus dem Bollerwagen und befreite sie von ihrer Frischhaltefolie. Jörg lag regungslos auf der am stärksten versandeten Decke und gab noch für ein Weilchen den Epikureer. Sogar auf Picknickdecken-Niveau verfiel jeder von uns schnell in seine gut eingeübte Rolle.
    »Der Motor der Gruppendynamik schnurrt auf jeden Fall auch nach dem Crash vom letzten Jahr weiter wie ein Kätzchen«, kommentierte Olli, während er mit der flachen Hand unablässig Sand von der Picknickdecke fegte. Konrad bekam von dem kleinen Seitenhieb allerdings nichts mit; sein Kopf und der von Fabian hingen noch immer tief über den Exposés, und wir schnappten lediglich hin und wieder Satzfetzen auf: »Verkehrswert schön und gut. Aber ist es eine nicht vermehrbare Lage? Am besten erst mal die Flächennutzungspläne anschauen.«
    »Die Oberste Heeresleitung befasst sich lieber mit der Eroberung neuen Lebensraums, anstatt mal beim Haushalt zu helfen«, raunte ich Olli zu. Wir warfen uns Blicke zu, die vom selben Leidensdruck zeugten. Erst beim Essen kehrte Ruhe und Seelenfrieden ein. Die normative Kraft des Kulinarischen hatte in dieser Gruppe ihre Wirkung noch nie verfehlt.
    Die Karawane zog weiter. Alle folgten Fabians Firmenwagen, der als Einziger mit Navigationssystem ausgestattet war. Doch nach ein paar Hundert Metern fuhr der Silberpfeil schon wieder rechts ran. Durchs Heckfenster war zu sehen, wie das kleine Display mehrmals aus dem Armaturenbrett raus und wieder rein fuhr und Fabian nur mit den Schultern zuckte. Andine lief als Überbringerin schlechter Nachrichten von Auto zu Auto: »Fabians Elektronik spinnt. Außerdem gibt es in Brandenburg und McPomm offenbar so einige Bliesdorfs. Geht ja gut los.«
    Nach einer Weile öffnete sich die Tür des grünen Rumpelbusses, und Jörg schlurfte mit einem Stapel bunter Blätter zu Fabian. Diese Loseblattsammlung war einmal ein ADAC -Atlas, den Jörg schon mit dem Rumpelbus übernommen hatte und den er beharrlich im Handschuhfach aufbewahrte. Deutschland war darin noch nicht wiedervereinigt. Konrad, Jörg und Fabian breiteten die infrage kommenden Seiten auf der Wiese aus und grübelten über dem kartografischen Puzzle, als planten sie tatsächlich die Operation Barbarossa. Schließlich griff sich Konrad eine der Atlasseiten und hielt sie zum Zeichen des Aufbruchs hoch. »Ist doch ein Stückchen weiter, aber machbar. Andine und ich fahren vor.« Die Motoren heulten auf.
    »Plötzlich ist es also doch etwas weiter – da hat die Witterung unserer Leitwölfe aber kläglich versagt«, meckerte ich.
    »Wenn die Autotüren zu sind, setzt bei dir auch sofort der Lästerreflex ein«, meinte Simone.
    »Ollis spüren so was eben.«
    »Was spüren Ollis?«
    Ich schwieg. Simone kurbelte die Lehne ihres Sitzes ein Stück nach hinten.
    »Oscar schläft. Ich mach jetzt auch mal ein bisschen die Augen zu.«
    »Ist doch ein Stückchen weiter«, stellte sich als veritable Untertreibung heraus. In einer gut einstündigen Autofahrt näherten wir uns der Oder-Neiße-Grenze. Mich hatten derweil noch meine Zwangsgedanken an die Ungerechtigkeit der Welt und das feine Gespür der Ollis dafür im Würgegriff.
    Wegen
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