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Sommerhaus jetzt! - 13 Freunde und der Traum vom Wochenende im Grünen

Sommerhaus jetzt! - 13 Freunde und der Traum vom Wochenende im Grünen

Titel: Sommerhaus jetzt! - 13 Freunde und der Traum vom Wochenende im Grünen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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Gelegenheit gekommen. Er wollte uns notfalls zum Jagen tragen.
    »Eigenes Land will ich allein schon deshalb, damit uns nie wieder jemand einfach so rausschmeißen kann«, sagte Konrad.
    »Ist aber doch auch egal, wer hier warum wieder ein Haus auf dem Land will«, sagte Simone und wusch nebenbei Oscars Schnuller im Seewasser ab. »Das Wichtigste ist doch, dass scheinbar alle irgendwie wollen, dass die Sache weitergehen soll! – So, das musste ich jetzt mal sagen.« Spontan fanden sich Flaschen und Pappbecher in der Mitte des Deckenlagers zusammen.
    »Bravo Simone, das ist die richtige Einstellung!«, lobte Lord Cord.
    Eine Scheibe Weißbrot mampfend versuchte ich es mit dem nächsten Kalauer: »Darf ich einen Toast aussprechen? Sommerhaus jetzt .«
    Die Trinkgefäße klirrten noch einmal zusammen.
    Nur Andine war schon wieder auf dem Weg vom Stimmungsplateau zurück ins Jammertal. »Fragt sich nur, wie wir ein Anwesen bezahlen sollen, das endlich mal mitteleuropäischen Standard bietet. Für jeden ein eigenes Schlafzimmer wär ja auch mal was …«
    »Über den Kampf zum Spiel finden, Madame!«, empfahl Konrad. »Übrigens, ist hier jemand im ADAC ?«
    Fabian drückte ihm ein goldenes Kärtchen in die Hand. »Wir müssen denen aber sagen, dass ich gefahren bin.«
    »Gut. Um 17 Uhr ist Besichtigung bei diesem Haus hier in der Nähe. ›Wohnhaus mit eigenem See und guter Verkehrsanbindung‹. Bis dahin muss die Karre wieder laufen.«
    Von wenigen Petitessen und kleineren Streitigkeiten mal abgesehen hatte es in Zechlin über die grobe Marschrichtung letztlich immer Einigkeit gegeben. Die Präambel unserer in lauen Sommernächten unermüdlich herbeidiskutierten, ungeschriebenen Statuten war die Überzeugung, dass ein Leben im Vorort Teufelszeug ist, wachsweicher Kompromiss aus Stadt- und Landleben. Dass man das Beste aus diesen beiden Welten nun einmal nur durch zwei Wohnsitze bekommen kann: einen in direkter Nachbarschaft zu den Bars, Kinos, Theatern, Restaurants und Falafelbuden Berlins und einen anderen mit Seezugang, zwischen Wäldern, Auen und Rohrdommeln. Und dann war da noch der Artikel 1 unserer ungeschriebenen Charta: der Glaube an die Wirkung des kollektiven Chaos als eine Frischzellenkur, die uns auch dann mental elastisch halten sollte, wenn wir einmal Gefahr liefen, zu erwachsen zu werden. Dafür mehrten sich im Laufe der Zechliner Jahre die Anzeichen.
    In dieser Umgebung, in der alles wie unter Weichzeichner verschwamm, gingen in einer Silvesternacht auf dem zugefrorenen See neben Andine und Konrad auch Simone und ich auf Tuchfühlung. Bei Elke und Jörg gab es schon Nachwuchs, Simone und ich legten ein Jahr später nach. Das Zechliner Nightlife wich nach und nach einem mehr geregelten Tag-Nacht-Rhythmus. Die Wochenenden dienten zunehmend der Erholung und Frischluftkur für gestresste Eltern. Zusehends wuchsen wir aus dem ohnehin schon zu kleinen Bungalow heraus und setzten dennoch, wie zum Trotz, mehr denn je auf das Wochenendkollektiv als Breitband-Anti-Idiotikum gegen Frühvergreisung. So glaubten wir, würden wir den offenkundigen Anfängen schon wehren.
    Aufgrund unserer Fertilität und des ungebrochenen Besucherstroms gab die Zechliner Datsche immer häufiger ein Bild ab wie aus den Tagesschauaufnahmen der Prager Botschaft der BRD , die im Wendejahr 1989 von DDR -Ausreisewilligen belagert wurde: ein Notquartier für Familien mit Kindern. Subkutan kam Endzeitstimmung auf, ahnten wir, dass es so nicht weitergehen konnte. Für den überfälligen Systemwechsel waren wir andererseits auch noch nicht bereit. Stattdessen veranstalteten wir erst einmal eine Riesenparty, eine, bei der es anders als bei allen bisherigen Festen keine Deckelung der Gästezahl gab, sondern jeder frei von der Leber weg einladen durfte. Alle Bedenken, das könnte für unsere kleine Datsche eine Nummer zu groß werden, wurden in den Wind geschlagen. Als Motto verständigte man sich auf »Balkan«, ganz so, als wollte man die Party von vornherein auf Eskalation programmieren. Gastgeber und Gäste erschienen in Gypsie-Kostümierung, die Frauen in wild geblümten Kleidern, die Männer mit Hochglanz-Jogginganzügen aus Ballonseide, Hüten und Gebissen mit vielen Goldzähnen und noch mehr Lücken. Es wurde eine Party, die wie ein Erdbeben der Stärke 3 begann und sich dann kontinuierlich steigerte. Nicht zuletzt dank des einen oder anderen Fläschchens Sliwowitz.
    Als Gäste und Gastgeber schon voll waren wie die Grottenolme, kam mit
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