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Sommerhaus jetzt! - 13 Freunde und der Traum vom Wochenende im Grünen

Sommerhaus jetzt! - 13 Freunde und der Traum vom Wochenende im Grünen

Titel: Sommerhaus jetzt! - 13 Freunde und der Traum vom Wochenende im Grünen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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Festtafeln mit endlosen Lichterketten und zahllosen Teelichtern selbstmörderische Mengen von Grillfleisch vertilgen.
    Das kleinbürgerliche Umfeld mit DDR -Datschen und älteren Pfahl-Holzhäuschen am Seeufer, die auch als Kulisse für eine Astrid-Lindgren-Verfilmung hätten herhalten können, die skandinavisch anmutende Landschaft mit schier endlosen Wäldern und Seen ringsherum – das alles amalgamierte unter unserem neuberlinischen Einfluss zu dem charakteristischen Zechlin-Flair, zu dessen Beschreibung sich das frisch formierte Datschenkollektiv auf die Formel einigte: » Ferien auf Saltkrokan plus Alkohol und Marihuana.« Die Rohrdommel aus dem Schilf am anderen Ufer groovte ihre Rufe bald auf die Frequenzen der Trancetechno- DJ s ein, stimmungsvoll abgemischt mit schrillen Begeisterungsrufen, wie man sie zuletzt im Rahmen des Mauerfalls vernommen hatte. »Wahnsinn!« Der kleine Unterschied bestand darin, dass wir uns nicht über das Sortiment des KaDeWe freuten, sondern darüber, dass wir in den Osten durften und dort ein Domizil in einem Landstrich aufgetan hatten, dessen Schönheit uns Westkindern ja nicht bewusst war – und den uns der Wind der Geschichte ganz unerwartet als Wochenend-Tummelplatz vor die Füße geweht hatte. Wir waren Wendegewinner.
    Nach einem frühherbstlichen Abend bei Kamingeknister stellte sich die Frage, ob wir es dabei bewenden lassen sollten, nicht mehr. Von diesem Ort hier müsste man uns schon verjagen. In der Hitze eines Sommers war die halb zufällig zusammengekommene und lose gekoppelte Gruppe, von der sich einige Leute zuvor gerade mal auf lockerer Thekenbasis kannten, zu einem festen Freundeskreis karamellisiert.
    Jörg hing auf seiner Picknickdecke noch für eine Zigarettenlänge unserer Vertreibung aus diesem Paradies nach. »Hätte mir irgendjemand mit hellseherischen Fähigkeiten im Laufe meiner Kindheit in Rheinland-Pfalz auf der Landkarte gezeigt, wo ich mal Jahre meines Lebens verbringen würde, ich hätte gedacht, dass wirklich die Russen den Kalten Krieg gewinnen und wir alle ins Umerziehungslager müssen.«
    Neben Andine flog ein verschmuddeltes Tweedsakko in den Sand. Konrad.
    »Seid ihr etwa schon wieder mit Vergangenheitsbewältigung beschäftigt?«, fragte er.
    Das allgemeine Schweigen kam einem Eingeständnis gleich. Konrad betrachtete Besitzstandswahrung im Allgemeinen und larmoyantes Trauern um unser verlorenes Landgut im Speziellen als ein Vergehen, das er gewöhnlich durch demonstratives Ärmelhoch ahndete. Nun holte er eine Klarsichthülle mit einem Stapel Papieren aus der Tasche.
    »Hier, Maklerexposés. Eins der Häuser können wir sogar heute gegen Abend noch besichtigen, ist hier ganz in der Nähe.«
    Wie Schüler, denen der Lehrer die Aufgabenzettel für die Klassenarbeit in die Hand drückt, reckten wir den Hals und ließen die Exposés kursieren. Es handelte sich um Anwesen, die allesamt irgendwo draußen in der Mark Brandenburg lagen, weit entfernt vom Speckgürtel der Hauptstadt.
    »Ich sehe das genau wie Konrad«, durchbrach Olli das Schweigen, »wir müssen unbedingt irgendwie weitermachen. Ich will ja nicht, nur weil ich auf die vierzig zugehe, auf einmal in ein Vollklinker-Reihenhaus mit Carport umziehen.«
    »Du willst dich nicht aus dem Leben ausklinkern , Olli!«, sprang ich ihm bei. Olli ignorierte das alberne Wortspiel.
    »Für mich bleibt es das relevante Lebensmodell, dass man beides kombiniert: best of Stadtleben und best of Landleben. Das Beste aus beiden Welten.«
    Andine kräuselte die Stirn und machte eine pseudoverärgerte Miene. »Darum geht es Konrad nur gar nicht, Olli. Gib ruhig zu, Lord Cord, du willst einfach mal endlich richtig Gutsherr spielen …«
    Konrad Volkmann von Plettenberg genannt Droste kicherte verdruckst. Dann platzte es aus ihm heraus: »Stimmt ja, ich will endlich Land! Eigenes Land!«
    Aus seiner Landsehnsucht hatte Konrad nie einen Hehl gemacht, wobei er dem Wort »Land« gerne einen weihevollen Klang verlieh. Er wollte Land besitzen, wollte Land beackern und bewirtschaften, ganz so, wie er das als Kind in den Ferien auf Großvaters Wasserschlösschen kennengelernt hatte. Konrad hatte schon immer viel davon geredet, Bäume zu pflanzen, Scheunen zu bauen und umzubauen, zu reiten und zu jagen. Während wir anderen damals in Zechlin das Gefühl hatten, als Pächter der Datsche bereits am Ziel angekommen zu sein, hatte Lord Cord die Zeit in unserer Furnier-Finca offenkundig nur als Ouvertüre zu jenem Glanz
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