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200 - Die Suche beginnt

200 - Die Suche beginnt

Titel: 200 - Die Suche beginnt
Autoren: Jo Zybell und Michael Schönenbröcher
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Rulfan setzte sich auf. Im gleichen Moment hörte er Chira kläffen. Er hustete und keuchte und spuckte aus.
    Windböen fegten über ihn hinweg. Die Luft war voller Staub und dröhnte. Ein Orkan? Bei Wudan, diese Kopfschmerzen! Rulfan fasste sich an die Schläfe – Blut klebte an seinen Fingern, als er die Hand zurückzog. Ein Trümmerstück hatte ihn getroffen, für Sekunden war er betäubt gewesen.
    Wo war Maddrax?
    Die Windböen steigerten sich zu einem Sturm. Chira tauchte neben ihm auf. Das Fell der Lupa war nicht schwarz, sondern rötlich von Staub. Der Sturm fegte durch die gewaltige Wolke. Rulfan schmeckte den Staub auf der Zunge, er verstopfte ihm die Nase, knirschte zwischen seinen Zähnen.
    Die reglosen Gestalten waren jetzt deutlicher zu erkennen. Zehn oder zwölf entdeckte er in seiner unmittelbaren Umgebung. Die meisten hockten mit hängenden Schultern und gesenkten Köpfen zwischen den Trümmern. Einige standen auch und blickten sich suchend um.
    Wo war Aruula?
    Chira leckte ihm winselnd den Staub von den Wangen. »Gutes Mädchen…«, sagte Rulfan. Seine Stimme klang, als würde rostiges Blech in seiner Kehle reißen. Er klopfte ihr auf das Rückenfell, Staub wölkte auf. Er ließ es bleiben.
    Die Sonne hatte sich verändert, sie war jetzt ein rot glühender Ball. Rulfan konnte sie betrachten, ohne geblendet zu sein. Schmutzige Schlieren durchzogen ihren Lichthof. Tausende von Tonnen Staub mussten in der Luft über dem Uluru schweben – falsch: Über dem Trümmerfeld, das eben noch der Uluru gewesen war.
    Rulfan hörte plötzlich Stimmen. Zwei der Gestalten in seiner Umgebung palaverten aufgeregt miteinander. Eine zeigte in die Luft. Warum, bei Wudan, stürmte es auf einmal so heftig? Eine Böe pflügte sein weißes Haar. Ein Schatten stieg in den Himmel, die Stimmen um Rulfan herum wurden lauter. Das Dröhnen und Rauschen auch.
    Ein paar Schritte links von ihm erhob sich ein rötlicher Staubwirbel und gab den Blick auf eine Leiche frei. Ein Mann, nicht sehr groß. Sein ehemals schwarzer Schnurrbart war rot gepudert. Er lag halb auf seinem Säbel.
    Cahai.
    Der junge Chinese hatte den Mann aus Salisbury angegriffen. Jetzt war seine Kehle zerrissen – die tödlichen Spuren stammten von Chiras mächtigem Doppelgebiss. Rulfan hob den Schädel der Lupa und sah sie an. Treuherzig blickte sie zu ihm auf. Das Danke blieb ihm im Halse stecken.
    Und wo war Maddrax?
    Beim Gedanken an den Freund und Blutsbruder schnürte es ihm das Herz zusammen. War auch Matthew Drax tot? Hässliche Szenen schossen ihm durch den Kopf; Rulfan versuchte sie abzuschütteln. Es gelang ihm nicht: Er glaubte den jungen Burschen – Daa’tan – fluchen zu hören, während die Dornen knisterten und raschelten, glaubte noch immer die großen Augen zu sehen, in denen der Hass brannte.
    Sein eigener Sohn war auf Maddrax losgegangen…
    Die Sonne verdunkelte sich wieder, die Luft dröhnte, ein Schatten stieg durch den Staub in den Himmel hinauf. Und schlagartig begriff Rulfan: Der Wandler startete! Er sprang auf. Überall um ihn herum erhoben sich Gestalten und starrten in den staubigen Himmel.
    Rulfan sah einen gewaltigen Schatten hinter der Staubwolke in die Höhe steigen. Er verdunkelte die Sonne, und plötzlich war der ganze mörderische Kampf wieder gegenwärtig: das Geschrei der Telepathen, die Kampfrufe der Anangu und der Daa’muren, das Splittern des zerreißenden Felsens, und schließlich die Explosion und das Zischen der Plasmafontäne…
    Danach war es still geworden, und dunkel. Zuerst über dem Schlachtfeld und dann, durch eines der herumfliegenden Trümmerstücke, für ein paar Sekunden oder Minuten auch in Rulfans Schädel.
    Atemlos starrte er in den rötlich dunklen Himmel.
    Schemenhaft erkannte er den ovalen Umriss des Wandlers hinter dem Staubschleier. Er hatte den Finder vernichtet, jetzt verließ er die Erde. Er beschleunigte, gewann an Höhe und schrumpfte rasch. Das Sonnenlicht setzte sich wieder durch.
    Hinter ihm tuschelten Menschen. Allmählich gewannen die Leute ihre Sprache wieder, die ihnen das unfassbare Schauspiel der Gigantenschlacht geraubt hatte. Rulfan verstand ein paar Satzfetzen: Eine Frauenstimme fragte ängstlich, wo all die grässlichen Echsen geblieben sein mochten.
    Etliche Daa’muren lagen tot zwischen Trümmern, neben den Leichen von erschlagenen Telepathen und Anangu-Kriegern. Die Echsenwesen waren zum gelandeten Wandler gerannt. Einige hatte Rulfan noch in dessen verflüssigte Oberfläche
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