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200 - Die Suche beginnt

200 - Die Suche beginnt

Titel: 200 - Die Suche beginnt
Autoren: Jo Zybell und Michael Schönenbröcher
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Chester. Der schwarze Hüne saß über einer winzigen Tasse Espresso, die seine breiten Finger kaum halten konnten. »Die Leute sind nervös genug.«
    Matt Drax und Hank Williams pflichteten ihm nickend bei, während Jenny Jensen ihr Glas hob: »Auf die Idioten dieser Welt. Es werden täglich mehr.« Die blonde Kanadierin war erst vor vier Monaten der Staffel zugeteilt worden, hatte den schwarzhumorigen Ton, der zwischen den Kameraden herrschte, aber schon voll verinnerlicht.
    Seit der Nachricht, dass der Komet, der seit dem Spätsommer 2011 durch die Medien geisterte, schon wieder die Flugbahn geändert hatte und nun unzweifelhaft auf Erdkurs lag, brach immer wieder die dünne Kruste der Zivilisation auf und die Menschen drehten von einer Minute auf die andere durch.
    Die Mordrate war hier in Berlin um drei Prozent gestiegen; die der Selbstmorde sogar um acht Prozent!
    Die Kleinkriminalität war völlig außer Kontrolle geraten.
    Die militärischen Einrichtungen waren wie kleine Oasen der Vernunft in einem Meer zunehmender Panik und Desorientierung. Hier gab es noch starke Hände, die führten, und Befehle, die keinen Zweifel aufkommen ließen, dass man wusste, was man tat.
    Dass die Oberen mitunter genauso ohne Plan und Durchblick waren, wusste Commander Matthew Drax, seit er als Geschwaderkommandant zu internen Besprechungen des Stabes der ADUSAF hinzugezogen wurde. Sein Treffen mit dem wissenschaftlichen Berater von Präsident Arnold Schwarzenegger in Washington hatte ihn zudem davon überzeugt, dass der Wahnsinn allmählich das Kommando in der Regierung übernahm.
    Dieser Jacob Smythe mochte eine Koryphäe auf dem Gebiet der Astrophysik sein; das änderte für Matt aber nichts an der Tatsache, dass der Kerl einen an der Waffel hatte.
    Nun, nicht seine Baustelle. Solange der Irre nicht seinem Geschwader zugeteilt wurde – er grinste bei dieser abwegigen Vorstellung –, konnte er damit leben.
    Den Kometen selbst, »Christopher-Floyd«, störte es kaum, wer sich auf der Erde den Kopf über seine Flugbahn zerbrach.
    Ein Stein polterte gegen die Eisengitter, die man draußen vor die Butzenscheiben des »Zwiebelfisch« montiert hatte. Eine randalierende Meute zog vorbei und skandierte Parolen wie »Bunker auf für alle, sonst machen wir Randale!« Deutschland, deine Dichter…
    Vielleicht musste »Christopher-Floyd« nicht einmal die Erde treffen, um die Menschen ins Verderben zu stürzen. Wenn sich der Verfall der Sitten so fortsetzte…
    Matt dachte an die Heimat. Drüben in den Staaten war die Lage kaum besser; mancherorts redete man schon von bürgerkriegsähnlichen Zuständen. Wenigstens für Liz war gesorgt. Burt Cassidy hatte ihm, Matt, einen Platz im New Yorker Regierungsbunker angeboten, und Matt hatte ihn an seine Ex-Frau weitervermittelt. Seit einem halben Jahr waren sie getrennt, und er dachte immer noch fast täglich an sie. Und an seine Eltern im fernen Riverside.
    Hoffentlich geht es Mum und Dad gut…
    Der Wirt rief von der Theke herüber und schwenkte einen Telefonhörer; eins dieser Uralt-Modelle mit großen Muscheln und einem Kabel zum Apparat. »Euer Stützpunkt!«, rief er. »Scheint, als würdet ihr gebraucht!«
    »Shit!« Jenny Jensen knallte ihr leeres Pilsglas auf den Bierdeckel und erhob sich. »Ich geh dran. Trinkt aus, Jungs. Ich fürchte, der freie Abend ist gestrichen.«
    Matt wusste nicht warum, aber hinter seiner Stirn sah er in dieser Sekunde ganz deutlich das Bild eines flammenden Brockens aus dem All, der auf die Erde zielte. Wie eine dunkle Vorahnung. Es geht los, dachte er.
    ***
    »Maddrax!« Den Säbel des toten Cahai mit beiden Händen umklammert, hieb Rulfan auf das Dornengestrüpp ein. Ranken und Äste spritzten in alle Richtungen davon. »Maddrax!«
    Der Schweiß strömte ihm über das Gesicht und den nackten Oberkörper. Er kam nur langsam voran. Seit einer Stunde trieb er die Bresche in den dichten Dornenwald und war noch nicht weiter als höchstens sieben Schritte weit in das Gestrüpp eingedrungen.
    »Maddrax! Hörst du mich?!«
    Manchmal stapfte er zurück zum Rand der Kuhle und des Dornenwaldes, um ein wenig zu verschnaufen. Dann packte die Frau eine Axt, lief in die Bresche und schlug auf das Geäst ein. Sie war jung und drahtig und führte die Axt mit geübten Armen. Wenn sie nicht mehr konnte, machte Rulfan weiter.
    »Es hat keinen Sinn…«, sagte die Frau zum zehnten Mal. Und Rulfan ignorierte es zum zehnten Mal. Sie hatte Matthew Drax zuletzt lebend in der
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