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200 - Die Suche beginnt

200 - Die Suche beginnt

Titel: 200 - Die Suche beginnt
Autoren: Jo Zybell und Michael Schönenbröcher
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eingeladen.
    Von diesem Treffen trennten Matt noch genau dreiundvierzig Minuten und zwölf Sekunden, und er saß wie auf heißen Kohlen. Denn als er Liz beim Erklettern der Statue behilflich und ihr dabei auf höchst unkomplizierte Weise nahe gekommen war, hatte es ihn getroffen wie ein Blitz aus heiterem Himmel.
    Keine Frage – er war verliebt!
    Das Problem war nur, dass Liz offensichtlich einen Freund hatte, zu allem Überfluss den Quarterback der Columbia Lions. Ein Löwe von einem Mann war auch dieser Johnathan Reese, der nur Verachtung übrig haben musste für einen neunzehnjährigen Studenten, der wegen traumatischer Football-Erfahrungen aus seiner Kindheit diese Sportart mied.
    Matt hätte besser nicht den Teufel an die Wand gemalt. Denn in diesem Moment schob sich von links ein massiger Schatten in sein Blickfeld und…
    … entpuppte sich als Sergeant Hank Metzler, seines Zeichens Ausbilder an der United States Air Force Academy in Colorado. Sie zogen ihn mit seinem deutschen Namen immer auf, zumal er so gut passte. Das machte den Serge noch bissiger, als er ohnehin schon war.
    »Versuchen wir wieder witzig zu sein, Kadett Matthew Drax?!«, strapazierte seine Stimme Matts Trommelfell.
    »Nein, Sir, gewiss nicht, Sir«, entgegnete der in strammer Haltung. »Die Kantine bietet diese Woche deutsche Gerichte an, und heute Abend gibt es Gemetzeltes. Vom Rind, Sir.«
    Hank, der mit ihm und drei anderen Kameraden die Stube teilte, konnte nicht mehr an sich halten und prustete los. Natürlich nicht unbemerkt vom Serge.
    »Wenn Sie das lustig finden, sollten Sie dringend Ihr Deutsch aufbessern, Kadetten Williams und Drax!«, entgegnete Metzler leise, und so, wie er es sagte, wirkte es bedrohlicher als jedes Gebrüll. »Es heißt ›Geschnetzeltes‹. Aber vielleicht findet sich ja eine abgelegene Basis fern der Heimat, in der Sie üben können, meine Herren. Ich werde mal mit General McDonalds darüber sprechen, vielleicht schon heute Abend beim Dinner. – Und jetzt zurück in die Reihe, Kadett!«
    Matt tat den Schritt, den er vorhin hatte vortreten müssen, zurück und richtete sich mit einer schnellen Kopfbewegung nach rechts aus. Dabei bemerkte er Hanks Blick, der zu sagen schien: Der blufft nur! Nach Germany kriegen mich keine zehn Pferde.
    »… nach Deutschland?« Liz’ Gesicht war ein einziges Fragezeichen. »Was zum Teufel willst du in Deutschland?«
    Matt hob die Schultern und setzte zu einer Erwiderung an. »Liz, schau mal…«
    »Ich kann hier unmöglich weg!«, unterbrach sie ihn.
    »Du weißt, dass nächsten Monat eine Ausstellung meiner New-York-Fotos stattfindet!«
    Matt wusste es, natürlich, und er knabberte schon an diesem Happen herum, seit sein Versetzungsgesuch zur Air Force Base nach Berlin Köpenick bewilligt worden war. Elizabeth arbeitete als freiberufliche Fotografin für das California Museum of Photography und war gerade im Begriff, sich als solche einen Namen zu machen. Sie würde keinesfalls nach Deutschland umziehen können; wenigstens nicht bis Ende des Jahres.
    Andererseits bedeutete die Versetzung für ihn die Eintrittskarte zu einer Abteilung, die sich noch im Aufbau befand und die ihn brennend interessierte: die Astronomic Division der U.S. Air Force, kurz ADUSAF. Zu einem ihrer ersten Stützpunkte sollte die neue Basis in Berlin gehören. Die Information hatte Hank Williams unter der Hand erfahren; am nächsten Tag hatten sie gemeinsam um ihre Versetzung von der Andrew Air Force Base bei Washington ersucht. Es hatte ganze drei Monate gedauert, aber jetzt war sie durch – und die Zeit gekommen, der Frau, mit der er seit nunmehr vier Jahren verheiratet war, reinen Wein einzuschenken.
    »Schau, Liz«, versuchte er sie zu besänftigen, »ich kann uns drüben ein Nest bauen, und wenn du in einem halben Jahr nachkommst, hab ich dir ein schönes Atelier eingerichtet. Denk nur an all die Motive, die dich dort erwarten: Gamshirten, Lederhosen, Kuckucksuhren, nicht zu vergessen die original Berliner Schuhplattler…«
    Es gelang ihm, sie mit diesen Klischees zum Lachen zu bringen – und wenn Liz lachte, hatte er sie so gut wie…
    »… verloren, ihr Sünder!« schrie der bärtige Alte, bevor er vom Wirt des »Zwiebelfisch« – Matts Stammkneipe in Berlin-Köpenick – eigenhändig umgedreht und aus dem Lokal geschoben wurde. »Das Ende ist nah! Tut Buße, denn der Tag des Jüngsten Gerichts…«, klang es noch herein, bevor die Tür sich schloss.
    »Was für ein Idiot«, murrte Irvin
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