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200 - Die Suche beginnt

200 - Die Suche beginnt

Titel: 200 - Die Suche beginnt
Autoren: Jo Zybell und Michael Schönenbröcher
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hätte geschehen dürfen.
    Sein Sohn hatte das vollbracht. Jener Sohn, von dessen Existenz er bislang nichts gewusst hatte, der offenbar von Aruula und ihm gezeugt worden war zu einer Zeit, als ein mysteriöses Pflanzenwesen von seiner Gefährtin Besitz ergriffen hatte.
    Dieser Sohn, der wie ein Neunzehnjähriger aussah, obwohl seitdem erst knapp fünf Jahre vergangen waren, besaß unheimliche Kräfte: Er herrschte über Pflanzen, konnte sie zu rasantem Wachstum anregen und als Waffe missbrauchen!
    Dies hatte er auch getan – um seinen Vater zu töten.
    Matt wusste nicht, woher der tiefe Hass des Jungen rührte, der sich selbst Daa’tan nannte. Aber da er von Daa’muren erzogen worden war, konnte er den Grund zumindest erahnen.
    Doch all das waren Erinnerungen, die Matt nicht länger berührten, die vom Schmerz gelöscht und ersetzt worden waren durch das Gesicht seiner Mutter.
    Was sie zu ihm sprach, konnte er nicht verstehen.
    Aber er spürte die Liebe in ihren Worten und die Berührung ihrer sanften Hand auf seiner Wange und Stirn. Die Zufriedenheit und die innere Wärme ließen ihn in Sekunden einschlafen…
    … und auf einer grünen Wiese erwachen. Er saß im Gras und versuchte einen Zweig zu greifen, was seinen ungeschickten Fingern nicht gelingen wollte. Als er aufblickte, sah er Mutter und Vater auf einer bunten Decke sitzen und sich lachend unterhalten, ein Glas in der Hand, Pappteller vor sich auf dem Tuch. Die Sonne brannte vom Himmel, summende Insekten schwirrten durch die Luft, es roch nach Heu. Alles hätte gut sein können, wäre da nicht ein Druck in seiner Brust gewesen, wie Luft, die schmerzhaft nach draußen wollte. Matt würgte kurz, dann löste sich der Knoten und…
    … ein fetter Rülpser entrang sich seiner Kehle.
    »Geil, Mattie!«, kommentierte Burt Cassidy, sein Kumpel aus der Nachbarschaft. »Aber den hier schlägst du nicht!« Damit kippte er die restliche Cola herunter, pumpte kurz wie ein Ochsenfrosch und ließ einen Ton hören, der irgendwo zwischen Nebelhorn und verstopfter Rohrleitung lag.
    Sie standen am Rand des Schulhofs und übten sich im
    »Mann sein« – oder zumindest dem, was sich Siebenjährige darunter vorstellten. Susan, die in derselben Straße in Riverside wohnte wie Matt und Burt, verzog angewidert das Gesicht. Burt lachte schallend und schlug seinem Freund auf die Schulter…
    … dass Matt vornüber stolperte und den Football verlor.
    Schon wieder! Er versuchte gleichzeitig danach zu greifen und das Gleichgewicht wiederzuerlangen, was natürlich nicht funktionierte und ihn noch vor der 40-Yard-Linie zu Boden stürzen ließ. Im nächsten Moment warfen sich gleich drei gegnerische Spieler auf ihn und begruben ihn unter sich, während der eiförmige Ball davon sprang.
    Der Pfiff des Schiedsrichters erklang, und Matt kämpfte sich mit einer angeknacksten Rippe auf die Beine.
    Ein Blick zu den Tribünenrängen: Susan, die so verdammt niedlich aussah mit ihren blonden Zöpfen, schwenkte trotz des Ballverlusts die Fahne der Riverside High und schenkte ihm ein aufmunterndes Lächeln, das dem fünfzehnjährigen Matthew Drax durch und durch ging. Er blieb stehen und winkte zurück…
    … und fing sich prompt einen missbilligenden Blick des Professors ein. Europäische Geschichte und Deutsch lauteten die Hauptfächer, die Matt an der Columbia University in New York City belegt hatte, und Französisch als Nebenfach.
    Das Wort »Liebe« hatte er in fast sämtlichen europäischen Sprachen drauf, und sie war auch der Grund dafür, dass er zum wiederholten Mal auf die Uhr sah, anstatt der Vorlesung zum Thema »Die Maastricher Verträge und ihre Auswirkungen auf die internationalen Beziehungen Europas« aufmerksam zu folgen.
    Gestern war er einer jungen Studentin über den Weg gelaufen, die vergeblich versucht hatte, die altehrwürdige Universität aus einem außergewöhnlichen Blickwinkel zu fotografieren: von den Schultern einer Statue aus, die den Universitätsgründer darstellte. Nur von dort oben, so Liz Harper, hätte sie den optimalen Blickwinkel für die große Freitreppe zum Haupteingang.
    Matt hatte ihr zugestimmt, obwohl er von Fotografie so viel verstand wie ein Baum vom Radfahren, und Liz geholfen, das Denkmal zu erklimmen. Natürlich hatten die Ordnungskräfte sie geschnappt und erst nach einem halbstündigen Verhör beim Dekan wieder laufen lassen.
    Dafür hatte Elizabeth Harper ihn anderntags zum Mittagessen in einer kleinen Pizzeria in Universitätsnähe
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