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Schmerzlos: Thriller (German Edition)

Schmerzlos: Thriller (German Edition)

Titel: Schmerzlos: Thriller (German Edition)
Autoren: Meg Gardiner
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1. Kapitel
     
    Eine leichte Brise brachte das Windspiel zum Schwingen, das seine nervtötende Melodie von sich gab. Zwei Kampfjets donnerten über China Lake hinweg und malten silberne Streifen ins Blau.
    Kelly Colfax zerrte eine Tüte mit Lebensmitteln aus dem Kofferraum ihres Wagens. In den nächsten zwei Stunden musste sie zwölf verschiedene Dinge erledigen, die sie sich dummerweise nicht aufgeschrieben hatte. Die Wüstenhitze brachte ihr Gedächtnis durcheinander. Hatte Scotty nicht gesagt, dass er heute etwas früher nach Hause kommen wollte? Sie zog an ihrem Rock, der ihr an den Oberschenkeln klebte. Sie musste sich umkleiden und rechtzeitig in den Nachtklub fahren, um alles vorzubereiten. Heute Abend würde sie einiges richtigstellen.
    Sie hatte vergessen, zum Friseur zu gehen, doch das war jetzt nicht mehr wichtig. Zwanzig Pfund in fünfzehn Jahren zuzunehmen, das war wichtig, aber heute Abend konnte sie endlich lächeln und sagen: Seht ihr? Sie hatte allen Grund dazu. Es lag nicht am Druck. Sie war keine Versagerin. Man konnte sie nicht für alles verantwortlich machen, was schiefgelaufen war. Man konnte sie nicht mehr das B-Team nennen. Oder Blindgänger. Oder Schlafmütze. Heute Abend würden sich alle entschuldigen müssen. Sie würden ihr gratulieren und sie beneiden. Während sich ein Lächeln über ihre Lippen stahl, öffnete sie die Tür und ging in die Küche. Vor der Spüle stand eine Frau, die sie nicht kannte.
    Kelly sah kurze Haare, olivfarbene Haut und Augen, die nur aus weit geöffneten, schwarzen Pupillen zu bestehen schienen. Die Frau hatte so was wie eine Uniform an – den gleichen Overall, wie ihn die Soldaten immer trugen. Was hatte jemand vom Stützpunkt in ihrer Küche zu suchen? Die Fremde ballte die Hände zu Fäusten und entspannte sie wieder. Kelly bemerkte das aus den Augenwinkeln heraus, doch sie konnte den Blick nicht von diesen tiefen Pupillen abwenden. Am Rand ihres Gesichtsfelds flimmerte eine goldene Aura.
    »Also.« Die Stimme der Fremden klang schrill und durchdringend. »Erste Frage. Bin ich hier?«
    Sprachlos starrte Kelly sie an. Auf der Arbeitsplatte neben der Spüle lagen eine Schere, ein Trichter und eine Rolle Klebeband. Und ihr Jahrbuch von der Highschool.
    »Du träumst gerade, dass ein Mädchen von der Marine in deiner Küche steht. Du hältst mich für einen Albtraum.«
    Kelly machte den Mund auf, doch es kam kein Ton heraus. Ein Mädchen? Diese bizarre Erscheinung, die ihre Finger zu Fäusten ballte? Finger, mit denen irgendwas nicht stimmte. Sie waren wie die Finger einer Puppe. Und ihr Gesicht war völlig ausdruckslos.
    »Zweite Frage«, sagte die Fremde. »Wie schnell kannst du rennen?«
    Kelly blickte automatisch auf ihre Füße. Die Angst schnürte ihr die Kehle zu wie eine dornige Ranke. Sie war nicht in der Lage, die Beine zu bewegen. Doch wie konnte die Fremde das wissen? War es vielleicht doch ein Albtraum?
    »Also nicht besonders schnell.« Die Fremde verzerrte die Lippen und entblößte ihre Zähne. »Kein Fluchtversuch. Kein Kampf.«
    Die Angst wurde immer größer. Kelly schielte zur Haustür. »Scotty …«
    Die Fremde streckte den Arm aus und drückte auf den Wiedergabeknopf des Anrufbeantworters, der auf der Arbeitsplatte stand. Kelly hörte die Stimme ihres Mannes.
    »Kell, tut mir leid, aber ich werd es nicht zur Party schaffen. Ich muss eine Doppelschicht fahren.«
    Sie ließ die Tüte mit den Lebensmitteln fallen. Eine Flasche zerbrach, Milch ergoss sich auf das Linoleum. Scotty redete weiter, während Kelly wie festgefroren dastand. Die Puppenhände der Fremden schlugen das Jahrbuch auf und blätterten darin.
    »West. Skinner. Delaney. Colfax. Chang …« Die Fremde hörte auf zu blättern. »Erzähl mir was über deine Klassenkameraden. Was weißt du über sie?«
    Kelly spürte, wie sich Speichel in ihrer Kehle sammelte.
    »Wird’s bald?«
    Erneut ließ die Frau ihre Finger über die Seiten gleiten, und Kelly spürte, wie ihr Tränen in die Augen stiegen. Sie wusste jetzt, warum die Hände so unheimlich wirkten. Die Fremde trug Latexhandschuhe.
    Sie fixierte Kelly, und als sie sprach, klang ihre Stimme plötzlich ganz anders, tief und dröhnend. »Sag’s mir.«
    Als Kelly diese andere Stimme hörte, löste sich einer ihrer Füße aus seiner Starre. Langsam schob sie ihn nach hinten. Dann den anderen. Aus ihrem Mund kam ein Geräusch, ein Stöhnen. Das hier war kein Albtraum. Sie musste weg. Sie bewegte ihren Fuß noch ein kleines Stück
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