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Schmerzlos: Thriller (German Edition)

Schmerzlos: Thriller (German Edition)

Titel: Schmerzlos: Thriller (German Edition)
Autoren: Meg Gardiner
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verdammt, ich hätte doch das Ballkleid und die Stöckelschuhe anziehen sollen.«
    Ich schnitt eine Grimasse. In Jeans und dem weißen Hemd sah er absolut vorzeigbar aus. Eigentlich sah ich in Jeans und einem weißen Hemd genauso vorzeigbar aus. Wieso hatte ich es bloß so weit kommen lassen? Großer Gott, bestimmt würden sie uns zum niedlichsten Pärchen des Abends wählen, uns kleine Pappkrönchen auf den Kopf setzen und fragen, ob wir verlobt waren, und warum Jesse so aussah, als wäre er eine Klippe hinuntergestürzt. Meine Antwort würde lauten: ja, mit Unterbrechungen; und weil ihm genau das passiert war. Dann würde ich typischerweise nicht die Klappe halten können und erwähnen, dass wir beide Anwälte waren, und den Rest des Abends lang und breit erklären, dass nein, ich nicht mehr praktizierte, und dass ja, ihre Exmänner sie tatsächlich verklagen konnten, wenn sie ihnen Zucker in den Tank geschüttet hatten. Warum zum Teufel war ich eigentlich hier?
    Ich wies auf das Fenster. »Die Frau, die die Namensschilder ausgibt, ist Ceci Lezak. Sie hat die Studentenvertretung geführt, als wäre sie der Reichstag.«
    »Ah, das erklärt den kleinen Schnurrbart. Jetzt los, ich will sie kennenlernen. Und den Typ, der sich bei der Schulaufführung die Haare angezündet hat. Und das Mädchen, das die vier Hühner freigelassen hat, nachdem sie ihnen Zahlen auf den Rücken gemalt hatte.«
    »Eins, zwei, drei und fünf. Das war ich.«
    »Und deine Lieblingsfeindin ist ja vielleicht auch da.«
    Ich stöhnte. »Valerie. Die fehlt mir jetzt gerade noch.«
    Mein Blick wanderte nach Norden in Richtung der Berge, die dort wie Sägeblätter aufgereiht standen. Die Sierras und die Panamints und die Cosos, in denen sich der Renegade Canyon tief in den Fels geschnitten hatte. Ein Nachmittag dort oben, an dem es zu einem heillosen Fiasko gekommen war, hatte zu vier Jahren abgrundtiefem Hass geführt.
    »Wir lassen einen Stahlkäfig aufstellen, dann kannst du alte Rechnungen begleichen«, sagte er. »Aber vorher schmieren wir dich mit dieser leckeren Soße für schwedische Hackbällchen ein.«
    Ich wich zurück. »Du solltest nicht so viele Schmerzmittel nehmen. Und weniger fernsehen.«
    Er trommelte mit den Fingern auf der Motorhaube des Wagens herum. »Du bist weit gefahren für dieses Klassentreffen. Und du hast viel erreicht seit der Highschool. Du kannst dich doch nicht von einer Horde Snobs im Paillettenfummel in die Flucht schlagen lassen.«
    Ich seufzte. Er nahm meine Hand.
    »Willst du denn nicht deinen ersten Freund wiedersehen? Wie hieß er noch gleich? Tommy Chong?«
    »Chang.«
    Er grinste. »Sag ich doch.«
    Jesse steuerte zielstrebig auf die Stelle zu, wo der Bürgersteig abgesenkt war und zur Tür des Klubs führte. Dabei nickte er in Richtung Schrottplatz. »Bleib ruhig hier und genieß die Aussicht auf den Stapel alter Reifen da. Ich geh schon mal rein.«
    Ich stemmte die Hände in die Hüften. »Das ist doch nicht dein Klassentreffen.«
    Er grinste. »Wollen wir wetten?«
    Dann verschwand er in der Tür.
    Niemand war schneller als er, was natürlich im übertragenen Sinn gemeint war. Wenn er sich was in den Kopf gesetzt hatte, konnte ihn nichts und niemand davon abbringen, obwohl er fünf Jahre jünger war als die anderen dort drin und obwohl er in Santa Barbara aufgewachsen war. Niemand in meiner Abschlussklasse war auch nur annähernd so intelligent, so gut aussehend und so querschnittsgelähmt gewesen wie Jesse.
    »Verdammt.« Ich hastete ihm nach.
    Kaum hatte ich den Klub betreten, entdeckte ich ihn unter einer grell glitzernden Diskokugel, vor dem Tisch, wo man sich anmelden sollte. Ceci Lezak wühlte in einem Karton mit Namensschildern herum. Ihr mit Rüschen besetztes Taftkleid verhüllte die Figur einer Kampfschwimmerin, und ihre Haare waren bombenfest mit Haarspray zementiert. Sie wirkte irgendwie gehetzt.
    »Ich kann es einfach nicht finden«, sagte sie.
    Jesse stützte sich mit dem Ellbogen auf den Tisch und lächelte sie an. »Die Studentenvertretung war nie wieder so gut wie in der Zeit, als du Vorsitzende warst. Ich kann mich noch ganz genau an diesen tollen Wahlkampfslogan erinnern …«
    »Vorwärts mit Lezak.« Sie hörte zu suchen auf und strahlte ihn an. »Ach, ich mach dir einfach ein neues Namensschild.«
    Autsch. Ich ging zu den beiden hinüber. »Hallo, Ceci.«
    Sie klatschte entzückt in die Hände. »Evan, mein Gott, was bist du schlank und rank und so …« Ein pikierter Blick auf meine
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