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Schmerzlos: Thriller (German Edition)

Schmerzlos: Thriller (German Edition)

Titel: Schmerzlos: Thriller (German Edition)
Autoren: Meg Gardiner
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dafür.«
    Die Abschlepp-Crew fing an, die Winsch auszufahren.
    »Die sind doch hoffentlich vorsichtig, wenn sie das Auto hochziehen. Ich meine nur, falls Dad …«
    »Er liegt nicht unter dem Auto«, sagte Jesse.
    Ich wusste, dass er recht hatte. Mein Vater war nicht herausgeschleudert und unter dem Wagen eingeklemmt worden. Die lange Furche, die die Fahrertür in den Schlamm gegraben hatte, zeugte vom Gegenteil. Die Tür hatte sich schon lange vor dem Aufprall geöffnet.
    Jesse legte mir die Hand auf den Rücken. »Du siehst total durchgefroren aus. Setzen wir uns ins Auto, da ist es warm.«
    Wir stiegen in seinen Pick-up. Er ließ den Motor an und stellte die Heizung auf die höchste Stufe. Ich starrte den Abschleppwagen an.
    »Er hat sich nicht umgebracht.«
    »Ich weiß. Kampflos aufgeben ist nicht sein Ding. Dafür ist er zu stur.«
    Mir war klar, dass das als Kompliment gemeint war. Ich streckte die Hand aus, und er rieb sie mit beiden Händen, um mich zu wärmen. Dabei blieb sein Blick an dem Diamantsolitär hängen, den er mir vor einigen Monaten angesteckt hatte.
    »Du hast Gilbert nicht erzählt, in welcher Stimmung dein Vater war, als er losfuhr«, sagte er.
    »Nein. Das würde er doch nur für seine Zwecke verwenden.«
    Er sah aus dem Fenster. »Was ihm wohl zugestoßen ist? Was meinst du?«
    Mir fiel die merkwürdige Warnung ein, die mein Vater beim Abschied ausgesprochen hatte.
    »Ich weiß es nicht.« Der Wind rüttelte am Auto. Am liebsten wäre ich in Tränen ausgebrochen, aber ich riss mich zusammen. »War es schlimm mit Buddy?«
    »Das ist jetzt nicht wichtig.«
    Aber für ihn war es wichtig. Die Ringe unter seinen Augen sprachen Bände – wie auch die Tatsache, dass er die ganze Nacht in der Abteilung für Wirbelsäulenverletzungen verbracht hatte – mit ausgeschaltetem Handy. Er wirkte müde und besorgt. Als ich seine Hand drückte, schüttelte er den Kopf.
    »Der Junge ist kurz davor aufzugeben«, sagte er.
    Buddy Stoker war neunzehn und vor drei Monaten mit dem Motorrad verunglückt. Seitdem war er gelähmt und depressiv. Immer wieder sprach er von Selbstmord. Jesse betreute ihn und andere Patienten mit Wirbelsäulenverletzungen im Rahmen einer Selbsthilfegruppe.
    »Ich kann nur Hilfestellung leisten und ihm immer wieder Mut zusprechen. Ob er durchhält, weiß ich nicht.«
    Durchhalten konnte die Hölle sein. Niemand wusste das besser als Jesse. Der BMW, der sein Motorrad rammte, hatte den erfolgreichen Sportler im Bruchteil einer Sekunde zu einem Leben im Rollstuhl verdammt. Nach einem Jahr in Krankenhäusern und Rehakliniken hatte er akzeptieren müssen, dass seine Beine nie wieder richtig funktionieren würden. Fakt Nummer eins, nannte er das. Manche Dinge kann man nicht ändern. Trotzdem geht das Leben weiter, erklärte er den Neulingen. Wenn man seine Beine nicht benutzen kann, muss man eben andere Wege finden, die Welt zu meistern.
    »Keine Sorge, seine Familie ist bei ihm«, sagte er. »Im Moment werd ich hier gebraucht.«
    »Danke.«
    Der Wind rüttelte am Wagen. Draußen straffte sich die Trosse unter dem Gewicht des Autos. Ich konnte den Anblick kaum ertragen.
     
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    Vermisst
von
Meg Gardiner
    ISBN 978-3-453-43323-6
     
    HEYNE<

Die Originalausgabe CROSSCUT erschien 2005
bei Hodder and Stoughton,
a division of Hodder Headline, London.
    Verlagsgruppe Random House
     
     
    Redaktion: Tamara Rapp
     
    Vollständige deutsche Erstausgabe 04/2008
    Copyright © 2005 by Meg Gardiner Copyright © 2008 der deutschen Ausgabe
    by Wilhelm Heyne Verlag, München
in der Verlagsgruppe Random House
    Umschlagfoto: © Larry Rostant/artistpartners
    eISBN : 978-3-641-01921-1
     
    www.heyne.de
    www.randomhouse.de
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