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Hochzeitsglocken zum Fest der Liebe

Hochzeitsglocken zum Fest der Liebe

Titel: Hochzeitsglocken zum Fest der Liebe
Autoren: ANNE HERRIES
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1. KAPITEL

    „Zum Kuckuck, Harry!“, rief Lord Beverley und sah seinen Sohn wütend an. „Ich hätte doch gedacht, du würdest deiner Pflicht nachkommen. Dein Bruder ist tot …“ Ganz kurz blitzte Schmerz in seinen Augen auf, denn es lastete schwer auf ihm, dass sein ältester Sohn, kurz nachdem er sich mit ihm zerstritten hatte, gestorben war. „Seit du deinen Dienst bei der Armee quittiertest, hast du dich kaum hier blicken lassen. Ich verlange deine Anwesenheit! Du musst lernen, wie man den Besitz verwaltet, sonst wirst du nicht zurechtkommen, wenn ich dahin bin und alles allein auf deinen Schultern ruht.“
    Hal verkniff sich die ärgerlichen Worte, die ihm auf der Zunge lagen. Zu gern hätte er seinem Vater gesagt, warum er im Moment keine Zeit auf den Besitz verschwenden konnte, doch die Mission, die er auf sich genommen hatte, würde kaum Gnade in den Augen Lord Beverleys finden. Hal forschte nämlich nach der Ehefrau seines verstorbenen Bruders, was sein Vater ihm sehr wahrscheinlich untersagen würde, wenn er davon erfuhr – und schon gar nicht konnte er ihm von seinem Verdacht sprechen, dass Matthews Tod kein Unfall gewesen war. Allerdings hatte Hal bisher keinen Beweis dafür, sondern nur das unbestimmte Gefühl, es müsse etwas faul gewesen sein, wenn ein so hervorragender Reiter wie Matt durch einen Sturz vom Pferd zu Tode kam. Die Schilderung des Unfalls hatte einige Ungereimtheiten enthalten. Seitdem lastete diese Sache schwer auf Hal, wenn man es ihm auch nicht anmerkte, da er nach außen weiterhin den unbekümmerten jungen Mann hervorkehrte, als den man ihn kannte.
    Lord Beverleys Gesundheit ließ zu wünschen übrig, und wenn Hal auch die Behandlung nicht billigte, die sein Bruder und dessen Gattin durch den Vater erfahren hatten, so war er doch zu pflichtbewusst und dem alten Herrn zu sehr zugetan, als dass er ihm unnötigen Kummer zugefügt hätte. Er zuckte die Schultern und verbarg seine Gefühle hinter der Maske der Sorglosigkeit.
    „Was das betrifft, Sir, zweifle ich daran, dass Sie so rasch das Zeitliche segnen werden, was heißt, dass mir noch viel Zeit zum Lernen bleibt. Außerdem haben wir einen äußerst fähigen Verwalter.“ Er setzte sein gewinnendes Grinsen auf. „Wenn ich mich wirklich in alles einmischte, würden Sie mich nur zu bald zum Teufel schicken, Sir. Übrigens habe ich mich mit ein paar Leuten in Newmarket verabredet, und Sie möchten doch nicht, dass ich mein Wort breche?“ Newmarket stand gar nicht auf seiner Reiseroute, doch ehe sein Vater die Wahrheit erführe, sollte er lieber glauben, sein jüngerer Sohn verschwende Zeit und Geld.
    „Du tust, als wäre das ganze Leben ein Spaß“, grollte Lord Beverley. „Man sollte meinen, du würdest noch lachen, wenn man dich ins Grab senkt!“
    „Wissen Sie, Vater, das lernt man in der Armee. Wir alle nahmen das Leben nicht ernst, sonst hätte es uns zerstört.“
    „Du hättest dich gar nicht erst einschreiben sollen. Schlimm genug, dass dein Bruder mir trotzte. Er hätte eine viel bessere Partie machen können und heiratete dieses Mädchen! Ihr Vater ist ein Gauner und ein Narr! Versprich mir, dass du dir eine anständige Frau suchst. In einem halben Jahr will ich dich vermählt sehen. Der Besitz braucht einen Erben.“
    „Ja, Vater, ich weiß es, wie Sie darüber denken. Ich will mein Bestes tun, Ihren Wünschen, so gut es mir möglich ist, nachzukommen.“
    „Du wirst doch unter all den jungen Dingern, die in den Londoner Salons vor dir defilieren, etwas Passendes finden! Dein Bruder widersetzte sich mir und heiratete ein Mädchen, das ich in unserer Familie nicht willkommen heißen konnte. Ich habe ihn enterbt. Zwing mich nicht, dir das Gleiche anzutun.“
    „Was Sie mit Matt machten, ist Ihre Sache, Sir.“ Hal sah seinen Vater herausfordernd an. „Wenn Ihr Gewissen nicht schlägt, nun gut, doch ich nahm an, das Ganze wäre Ihnen eine Lehre gewesen.“ Ohne eine Antwort abzuwarten, verließ er die Bibliothek, in der sie sich oft aufhielten, weil sie der wärmste und angenehmste Raum dieses so kalten, manchmal freudlosen Anwesens war. Hal zog sein eigenes, modern ausgestattetes, gemütliches Haus, das ihm seine ziemlich berüchtigte, von ihm sehr verehrte Großmutter hinterlassen hatte, dem Sitz seiner Väter bei Weitem vor. Nie hatte er damit gerechnet, dass er einmal Beverley House erben würde, da er der jüngere Sohn war und der gesamte Besitz seinem Bruder Matthew zustand. Der wäre im Übrigen nie
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