Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schmerzlos: Thriller (German Edition)

Schmerzlos: Thriller (German Edition)

Titel: Schmerzlos: Thriller (German Edition)
Autoren: Meg Gardiner
Vom Netzwerk:
den letzten Namen war.
    »Für Valerie.«
    Ich warf die Rose in die Luft. Sieben hatte ich noch. Ich nahm drei auf einmal und hob die Hand. Meine Stimme klang dünn.
    »Für Tommy.«
    Noch drei. Ihr Name wollte mir nicht so einfach über die Lippen, daher holte ich tief Luft und flüsterte nur.
    »Für Abbie.«
    Ein Windstoß erfasste die Rosen, und sie schwebten für eine Sekunde in der Luft. Dann waren sie verschwunden. Jesse nahm mir die letzte Rose aus der Hand.
    »Für das Baby«, sagte er leise.
    »Es tut mir so leid«, sagte ich.
    »Nein.« Sein Gesicht war ernst. »Sag das nie wieder zu mir.«
    Ich versuchte, meine Tränen wegzublinzeln. Doch er zog mich auf seinen Schoß und nahm mein Gesicht in seine Hände.
    »Ich bin bei dir, Evan. Immer.«
    »Ich wünschte nur …« Ich schloss die Augen. »Wenn es doch nur …«
    Er legte einen Finger auf meine Lippen. »Wenn ist ein Wort, das dich auffressen wird. Glaub mir. Ich weiß es.«
    Langsam strich er mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht und küsste mich auf die Stirn. Wir hielten uns fest und sahen zu, wie der Tag verging.
     
    »Fertig?«, fragte ich.
    Mein Vater nickte. Er straffte die Schultern und fuhr sich über sein kurzes weißes Haar. Ich rückte seine Krawatte gerade.
    »Es gibt kein Zurück«, sagte ich.
    »Es hat viel zu lange gedauert. Jetzt wird es Zeit.«
    Meine Mutter trat neben ihn und nahm seine Hand. Wir schritten durch den Bogengang des Gerichtsgebäudes. Jesse wartete draußen.
    Die Sonne schien, und die Fernsehteams mit ihren Kameras hatten sich auf dem Gehsteig postiert. Lavonne Marks las ihnen gerade die vorbereitete Erklärung vor. Die Reporter machten sich Notizen. Mein Vater gab Jesse die Hand.
    »Sie müssen das nicht tun, Mr. Delaney«, sagte Jesse. »Nicht für mich.«
    »Doch, das muss ich. Und nicht nur, weil ich mich Ihnen gegenüber wie ein Feigling benommen habe.«
    Es fiel mir schwer, meinem Vater ins Gesicht zu blicken. Ich hatte Angst vor dem, was kam. Das Bedauern in seinen Augen, wenn er Jesse ansah, war fast zu viel für mich. Mein Vater wusste, dass es falsch gewesen war, Jesse darum zu bitten, mich zu einer Abtreibung zu überreden. Er wollte es wiedergutmachen.
    Doch es war mehr als das.
    Er wollte Buße tun für die zwanzig Jahre, in denen Leute aus meiner Klasse wegen der Explosion in China Lake gelitten hatten und gestorben waren. Die Explosion hatte er nicht verhindern können, und er konnte uns auch nicht davor bewahren, ihr ausgesetzt zu werden. Doch er war zu dem Schluss gekommen, dass er mehr hätte tun müssen. Er hätte mehr Fragen stellen können. Er hätte das Risiko eingehen und tiefer graben können. Aber das hatte er nicht, und jetzt waren meine Freunde tot.
    Er trat ans Mikrofon. »Ich bin Captain der US-Navy im Ruhestand und war fünfundzwanzig Jahre lang beim Militär. Ich bin hier, um Ihnen von einer Operation namens Projekt South Star zu berichten und davon, wie Organisationen im Dienst der Regierung, die dieses Land und seine Bürger angeblich beschützen, einen Auftragskiller mit dem Mord an einer Gruppe von Zivilisten aus China Lake, Kalifornien, beauftragt haben.«
    Er holte tief Luft.
    »Die Medien haben über die Morde von Coyote berichtet. Aber sie wissen nicht, dass diese Killerin nicht geboren, sondern geschaffen wurde. Und dass man ihr befohlen hat, eine Klasse der Highschool von China Lake zu liquidieren, zu deren Schülern auch meine Tochter gehörte.«
    Ich beobachtete die Reporter und Kameraleute. Sie wirkten sehr interessiert. War ihnen klar, was er da gerade tat? Er warf alles weg. Er würde seine Unbedenklichkeitsbescheinigung verlieren, seinen Job, seinen guten Ruf. Man würde ihn in Misskredit bringen, man würde ihn aus der Gemeinschaft des Militärs und des Geheimdienstes ausstoßen. Und man würde ihn vermutlich vor Gericht stellen. Er hatte einen Eid geleistet, den er gebrochen hatte, für mich und für meine Klassenkameraden und um des festen Glaubens willen, dass dieses Land etwas Besseres verdient hatte als das, was Maureen Swayze und die düstere Welt der Geheimdienste ihm gegeben hatte.
    Ich war sehr stolz auf ihn.
    Er sprach mit Würde und Selbstvertrauen. Hinter den Reportern sammelten sich allmählich einige Zuschauer. Beseelt von dem Wunsch, dass sie genau zuhörten und bis zum Ende blieben, versuchte ich, Blickkontakt mit jedem Einzelnen von ihnen herzustellen.
    Da entdeckte ich sie. Zwischen den Zuschauern stand Jakarta Rivera, groß, schlank und auffällig wie
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher