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Schmerzlos: Thriller (German Edition)

Schmerzlos: Thriller (German Edition)

Titel: Schmerzlos: Thriller (German Edition)
Autoren: Meg Gardiner
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Hinter ihrer professionellen Gelassenheit verbarg sich eine warmherzige Persönlichkeit.
    Ich klammerte mich an den Türrahmen und musterte das dichte Gestrüpp am Hang. Panik erfasste mich und schnürte mir fast die Luft ab.
    »Er muss hier sein, Lily. Irgendwo.«
    »Die Rettungswacht hat schon einen Hubschrauber angefordert. Solange es nicht regnet …«
    »Vielleicht ist er bewusstlos oder zu schwach, um sich bemerkbar zu machen.« Ich kämpfte mit den Tränen. »Wir können nicht einfach weggehen.«
    Aber ich wusste genau, wie steil der Fels unter meinen Füßen war, und ich hörte das Tosen des Ozeans unter mir, das Brüllen des gierigen Pazifiks, dessen Tiefen schon allzu viele verschlungen hatten.
    »Komm«, sagte Lily.
     
    Als wir zurück auf den Highway kletterten, schlug uns der Wind ins Gesicht. Es war ein eisiger Aprilmorgen. Die von den schweren Regenfällen des Winters getränkten Berge schimmerten saftig grün. Um die Gipfel jagten silberne Wolkenfetzen. Ein Feuerwehrfahrzeug und mehrere Streifenwagen mit kreiselndem Einsatzlicht versperrten die Straße. Mitten auf dem Highway hatte sich ein Polizeibeamter postiert und leitete den Verkehr um die Unfallstelle herum.
    Hinter den Streifenwagen parkte ein schwarzer Pick-up. Daneben stand Jesse Blackburn und unterhielt sich mit einem Beamten in Uniform. Als sein Blick dem meinen begegnete, war es um mich geschehen. Ich rannte zu ihm und fiel ihm um den Hals.
    »Ev, es tut mir so furchtbar leid«, sagte er.
    Ich verbarg mein Gesicht an seiner Brust, was ihn fast aus dem Gleichgewicht brachte. Er stützte sich auf seine Krücken und legte mir einen Arm um die Schultern.
    »Wie hast du davon erfahren?«, fragte ich.
    »Brian hat mich in der Rehaklinik aufgespürt.«
    Im Stillen dankte ich Gott für meinen verflixten Bruder. Ich wollte gar nicht daran denken, wie schnell Jesse gefahren sein musste.
    »Du hättest die Telefonzentrale anrufen sollen. Ich war die ganze Nacht da«, sagte er.
    »Ich wollte dich nicht stören.«
    »Was ist denn das für ein Unsinn, Delaney.« Er presste mich an sich.
    Ich schüttelte den Kopf. Ich war heilfroh, dass er hier war, wusste aber, dass er eigentlich woanders dringend gebraucht wurde.
    Der Polizeibeamte räusperte sich. »Darf ich kurz stören?«
    Als ich aufblickte, tippte er sich an die Hutkrempe. »Ben Gilbert. Der Hang ist tückisch. Bitte bleiben Sie ab jetzt auf der Straße.«
    »Dann sorgen Sie dafür, dass mein Vater gefunden wird. Sonst suche ich selbst nach ihm.«
    Jesse, der offenbar einen Wutausbruch meinerseits befürchtete, zog mich an sich und nickte Gilbert zu. »Wann wird der Rettungshubschrauber da sein?«
    »In fünfzehn bis zwanzig Minuten.« Gilbert stutzte. »Hatten Sie mal was mit der Küstenwache zu tun?«
    »Ich war früher bei der Seerettung.«
    Gilbert bemühte sich sichtlich, nicht allzu auffällig auf die Krücken zu starren, während Lily Jesse nur fragend anschaute. Vermutlich hatte sie ihn noch nie auf den Beinen gesehen.
    Gilbert steckte die Hände in die Taschen. »Wir versuchen, den zeitlichen Ablauf zu rekonstruieren«, erklärte er aufgeräumt. »Ihr Vater ist gestern Mittag aus Santa Barbara weggefahren. Ist das richtig?«
    »Gegen dreizehn Uhr«, sagte ich.
    Die abgelegene, wilde Gegend, in der wir uns befanden, lag gut sechzig Kilometer nördlich von meinem Haus. Er musste spätestens gegen vierzehn Uhr hier gewesen sein. Mich überlief es eiskalt. Also hatte das Autowrack fast einen Tag lang im Gestrüpp gehangen, bevor es jemandem aufgefallen war. Und ich hatte von nichts gewusst.
    Ich spähte die Straße entlang. »Können Sie mir sagen, wo das Auto die Fahrbahn verlassen hat? Wo fangen die Bremsspuren an?«
    Gilbert verzog das Gesicht und rieb sich mit dem Zeigefinger die Nase. »Es gibt keine Bremsspuren.«
    Er warf einen Blick auf meinen Mustang, den ich in einiger Entfernung auf dem Highway abgestellt hatte. Auf dem Asphalt dahinter waren zwei schwarze Streifen sichtbar, die Bremsspuren, die ich hinterlassen hatte, als ich um die Kurve gerast war. Sonst konnte ich keine entdecken.
    »Das kann nicht sein«, sagte ich.
    »Ms. Delaney, ich bin seit fünfzehn Jahren bei der Polizei. Wenn ein Auto das Gestrüpp durchbricht und dreißig Meter weiter unten auf einen Felsen stürzt, muss es oben auf der Straße ordentlich gekracht haben. Eine solch heftige Kollision hinterlässt Bremsspuren, die selbst nach tagelangem schwerem Regen noch sichtbar sind. Die gibt es hier
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