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Schmerzlos: Thriller (German Edition)

Schmerzlos: Thriller (German Edition)

Titel: Schmerzlos: Thriller (German Edition)
Autoren: Meg Gardiner
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gestoßen werden. Wie unfein. Hast du Valerie wenigstens auspeitschen lassen?«
    »Nur damit du’s weißt – ich war eine verdammt gute Ballkönigin.«
    Er lachte. »Großer Gott. Es hat dir tatsächlich gefallen, zur Ballkönigin gewählt zu werden. Es war kein ironischer Akt des Aufbegehrens, der die gesellschaftliche Ordnung der Highschool auf den Kopf stellen sollte. Es hat dir tatsächlich gefallen.«
    »Genau. Es war mein Fünf-Sekunden-Ruhm.« Ich massierte mir den Nasenrücken. »Und sag bloß nichts zu meinen Haaren. Wenn du sie mit Jon Bon Jovi vergleichst, landest du auf deinem Hintern, bevor du auch nur Piep sagen kannst.«
    »Das würde ich nie wagen.« Er überlegte. »Twisted Sister vielleicht.«
    Ich wandte mich schnaubend ab und bestellte mir drüben an der Bar ein Glas Chardonnay. Jesse, der mir gefolgt war, orderte Eistee und trommelte mit dem Daumen auf seinem Knie herum, während er mich herausfordernd fixierte.
    »Tommy Chang ist gar nicht so, wie du ihn mir beschrieben hast.«
    »Es reicht, Jesse. Kein Wort mehr. Null, nada, niente.«
    Er spähte schon wieder zu den Fotos hinüber. »Ich hab ihn mir ganz anders vorstellt. Cool, rebellisch. Bruce-Lee-Verschnitt mit einer Prise Clint Eastwood. Aber …«
    »Tommy war nicht so klein. Das Foto täuscht.« Sein Lächeln trieb mich zur Weißglut.
    »Ach, ich finde das ganz rührend. Frodo gewinnt die Hand der Königin.«
    Ich nahm meinen Weißwein entgegen. »Musst du nicht vielleicht nach Manitoba? Kühe melken?«
    »Gleich nach der Demo vor dem Gerichtsgebäude, die Gerechtigkeit für Jesse Blackburn verlangt.«
    Mit einem Schluck kippte ich die Hälfte meines Weins hinunter.
    Eine Frau trat an die Bar. »Evan?«
    Ich stellte mein Glas ab und gab ihr die Hand. »Miss Shepard.«
    »Shepard-Cantwell.«
    Sie war Anfang vierzig und sah aus, als würde sie gleich nach dem Klassentreffen Richtung Woodstock aufbrechen. Andererseits war es auch möglich, dass ihr Kleid direkt aus dem Guggenheim-Museum stammte, immerhin bestand es aus Zeitungsschlagzeilen, zwischen denen falscher Pelz und Glasaugen prangten. Sie bedachte Jesse mit jenem zuckersüßen Lächeln, das Leute, die schon von Berufs wegen herablassend waren, immer aufsetzen.
    »Wie schade, dass wir uns in deiner Zeit als Austauschschüler nie kennengelernt haben.«
    »Ach, das ist schon okay. Mein Englisch ist inzwischen schon viel besser geworden«, erwiderte Jesse in messerscharfem Ton.
    »Jedenfalls ganz wunderbar, dass du den weiten Weg zum Klassentreffen auf dich genommen hast.« Mit einem spröden Lächeln wandte sich Miss Shepard an mich. »Ich habe gehört, dass du immer noch schreibst. Ich finde es großartig, dass du ein Ventil für deine lebhafte Fantasie gefunden hast.«
    »Danke.« Dämliche Kuh.
    »Wie geht es deinen Eltern?«
    »Gut. Sie haben sich scheiden lassen.«
    »Oh. Das ist schade.« Sie warf sich das Haar über die Schulter. »Dein Dad hatte immer so viel Energie. Selbst wenn er uns Lehrern die Hölle heißgemacht hat, waren wir jedes Mal beeindruckt von ihm. Grüß ihn bitte ganz lieb von mir, ja?«
    Sie segelte davon. Ich kippte den Rest meines Weins hinunter. Ein Ventil für meine lebhafte Fantasie. So ein Schwachsinn.
    »Lass mich raten. Kunstlehrerin?«, fragte Jesse.
    » Die Kunstlehrerin. In ihrem Unterricht hat Valerie mein Tagebuch gestohlen.«
    China Lake war ein Ort, an dem man sich selbst unterhalten musste, was in der Regel auf Sport, Garagenbands und Alkohol hinauslief. Mein Hobby war Schreiben. Valeries Lieblingsbeschäftigung war Rache.
    In der Highschool bannte ich meine Welt in ein Tagebuch, das alle meine Gedichte und dazu sämtliche Ausraster und erotischen Ergüsse meiner pubertierenden Seele enthielt. Eines Tages, als Miss Shepard kurz das Klassenzimmer verließ, stahl Valerie es aus meinem Rucksack.
    Natürlich bestritt sie das lautstark. Doch in der Mittagspause las sie im Aufenthaltsraum der Mädchen Passagen daraus vor, einschließlich meiner wollüstigen Fantasien über Tommy Chang und Keanu Reeves. Und desjenigen Absatzes, in dem ich geschrieben hatte, dass ich sie für eine hässliche, ordinäre Primadonna hielt.
    »Miss Shepard fragte den Aushilfslehrer, der die Aufsicht führte, ob er irgendwas mitbekommen hatte. Ich kann mich noch ganz genau daran erinnern, dass dieser Idiot loslegte wie ein Brüllaffe und ihr erklärte, ich würde mir alles nur einbilden.«
    »Miss Shepard war also der Meinung, du hättest eine blühende Fantasie?«
    Miss
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