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Sommerhaus jetzt! - 13 Freunde und der Traum vom Wochenende im Grünen

Sommerhaus jetzt! - 13 Freunde und der Traum vom Wochenende im Grünen

Titel: Sommerhaus jetzt! - 13 Freunde und der Traum vom Wochenende im Grünen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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vielleicht hundert Jahren die Apfel- und Birnenbäume, begannen nun wir, Wurzeln an diesem Ort zu schlagen. Es war nicht unsere erste Begehung dieses Grundstücks, die lag vier Wochen zurück. Aber es handelte sich um die erste Begehung dieses Grundstücks als »unseres« Grundstücks. Das Wortpaar »unser« und »Grundstück« konnten wir an diesem Vormittag gar nicht oft genug aussprechen. Unser Grundstück erstreckte sich über zwei Ebenen, ein Teil oberhalb der zwanzig Meter steilen Kante des Oderbruchs, ein Teil darunter. Der obere Teil unseres Grundstücks bot Aussicht über das Oderland, der untere ermöglichte auf ganzer Breite Zugang zum See und war infolgedessen immer etwas feucht, aber auch angenehm kühl.
    »Ein feuchter Landhaustraum«, sagte ich. Wie hätte man sich dieses Wortspiel in der Euphorie auch verdrücken sollen. Das war ja schließlich der Sinn dieser Grundstücksbegehung. Es ging um den zweckfreien Genuss des Endlich-Unser-Gefühls, sich daran zu laben, dass es nur so kribbelte.
    Alles war druckbetankt mit Vorfreude.
    In Kleingruppen streiften wir über das Gelände, wobei einige die am Morgen unterschriebenen Kreditverträge der Commerzbank Eberswalde-Finow noch in Klarsichthüllen mit sich herumtrugen. Vielleicht, um sich bei Bedarf vergewissern zu können, dass nicht alles nur Einbildung war. In Ermangelung eines treffenderen Begriffs wurde ein ums andere Mal wieder und der Reihe nach von allen Beteiligten das Wort »Wahnsinn!« geschrien.
    Vollkommen enthusiasmiert legten wir uns auf den hauseigenen Steg in die Sonne, standen rastlos wieder auf, sahen durch den zum Fernrohr gerollten Kreditvertrag zum anderen Ufer hinüber, liefen im Überschwang die Treppe zum oberen Bereich unseres Grundstücks rauf und zum unteren Teil unseres Grundstücks wieder hinunter. Simone blieb an einem der Fenster des Hauses stehen und blickte nach innen. Dort gab es einen gekachelten Rundofen mit ringsherum gemauerten Sitzgelegenheiten, Holzfußböden und Fachwerkbalken. Die Sommerfrische würde sicher auch ein anheimelndes Winterquartier abgeben, das konnte man jetzt schon sehen.
    »Und, Mutter Courtage, stimmt die Energie?«, fragte ich.
    »Denke mal schon«, sagte sie und ließ den Blick noch eine ganze Weile in der guten Stube ruhen.
    Nach der offiziellen Schlüsselübergabe Anfang Juni, so der Plan, sollten wir auch das Innere des Hauses über die große Veranda erstmalig als Eigentümer betreten können. Mit der Unrast von Kindern beim Auspacken von Weihnachtsgeschenken stromerten wir über die Liegenschaft. Malten uns aus, in welcher Ecke ein fester Grill gemauert werden sollte. Träumten davon, zwischen welchen Bäumen sich eine Hängematte besonders gut machen würde. Fabulierten, wo im Nebengelass die Kinder mal ihr eigenes kleines Reich haben könnten. Elke streichelte über das von der Sonne aufgewärmte Gemäuer, als tätschelte sie einen Säugling, und bekundete zum soundsovielten Mal, dass sie es ja alles noch gar nicht glauben könne. Alle sagten das dauernd.
    Alles, was wir so rasend entbehrt hatten, war nun wieder da. Nur noch viel besser. Mehr Zukunft passte nicht in einen Vormittag.
    Im aussichtslosen Versuch, die Euphorie in Worte zu kleiden, stimmten wir ein rhetorisches Wettrüsten an.
    »Kollege, das ist jetzt mal echt der Oberhammer.«
    »Ganz ehrlich, dieses Ding hier ist nicht zu toppen. Kannst du mich bitte mal kneifen?«
    »Wie viel Glück kann man eigentlich haben? Wir sind Glücksschweine.«
    »Irgendwann bauen wir auf die Anhöhe oben noch eine Sauna und ein Jacuzzi mit Aussicht.«
    »Wenn das nicht geil ist, weiß ich nicht, was das Wort geil bedeuten soll.«
    »Ich habe keine Fragen mehr! Yeeeaah!«
    Da war es wieder, das Fieber der frühen Jahre. Doch welcher Superlativ auch bemüht wurde, alles hatte den Geschmack von Vergeblichkeit, wenn es darum ging, an diesem sonnendurchfluteten Vormittag unsere fette Immobilien-Beute zu würdigen. Olli hievte die Stimmung lieber gleich eine Ironieebene höher: »Ja, ja, Wahnsinn, Wahnsinn, Wahnsinn.«
    Eine Reprise unseres ähnlich euphorischen Starts vor sieben Jahren in Zechlin, die jeder sofort verstand.
    Als sich alle ein wenig gesammelt hatten, trafen wir uns zum zweiten Frühstück an einem langen, fest installierten Tisch aus massiven Holzplanken, der den insgesamt zwölf Miteigentümern und Mitmietern gerade eben ausreichend Platz bot. Denn in unserer Runde anwesend waren nun auch wieder Ylva und Mette, zwei schwedische
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