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0397 - Der Fluch des Inka

0397 - Der Fluch des Inka

Titel: 0397 - Der Fluch des Inka
Autoren: Werner Kurt Giesa
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»Das… das ist unglaublich«, keuchte Batiano. »Das glaubt mir doch keiner! Bei der Madonna, wie hat er das gemacht?«
    In seiner gedanklichen Vorstellung versuchte Batiano in Jacáos spurlosem Verschwinden einen Trick zu sehen, hinter den er kommen mußte.
    Hatte der Huaquero, der Grabräuber, mit Hypnose gearbeitet? Hatte er Batiano vorgegaukelt, unsichtbar geworden zu sein?
    Mit ein paar Schritten war Jorge Batiano an der Tür seines Hotelzimmers.
    Aber die war nach wie vor abgeschlossen, und der Schlüssel steckte von innen. Damit schied Hypnose aus, mit welcher Jacáo dem Händler sein spurloses Verschwinden vorgegaukelt haben könnte.
    Batiano ballte die Fäuste. Hier war etwas geschehen, das ihm von Sekunde zu Sekunde unheimlicher wurde. Narrte ihn ein Spuk? Befand sich Jacáo vielleicht sogar noch unsichtbar im Zimmer?
    Aber das war unmöglich. Unsichtbare gab es nicht, und jemand, der seinen hypnotisierten Zustand erkannte, war nicht in Hypnose. Also konnte Jacáo nicht mehr hier sein.
    Aber fortgegangen war er doch auch nicht. Die Tür war nach wie vor abgeschlossen, damit niemand kam und dieses kleine Geschäft durch Zufall stören konnte. Und wenn Jacáo fortgegangen wäre, hätte er doch bestimmt diesen Schmuck-Set mitgenommen…
    Und der lag noch auf dem kleinen Tisch und fiel Batiano erst jetzt wieder auf. Jacáo war verschwunden, ehe er den Set wieder an sich nehmen konnte!
    Langsam schlossen sich Batianos Hände um den Set. Ein Stirnreif und zwei Ohrgehänge, aus purem harten Gold kunstvoll geformt. Edelsteine waren in den Stirnreif und die Hänger eingelassen und funkelten im elektrischen Licht. Die filigranen Ornamente deuteten auf eine Prä-Inka-Kultur hin, möglicherweise auf das Huari-Imperium, bloß hatte das in einer ganz anderen Gegend Perus gelegen, im Hochland, nicht hier am Rand des Amazonas-Beckens. Aber Batiano glaubte Jacáo die Angabe des Fundortes. Jacáo hatte ihn noch nie angelogen. Das wäre auch seinem Geschäft äußerst abträglich gewesen.
    Batiano ließ sich wieder in den Sessel sinken. Er hielt den Stirnreif und die beiden anderen Teile in den Händen und betrachtete sie. Welches Geheimnis umgab sie? Wie kamen sie in den tropischen Regenwald?
    Was hatte Jacáo bewogen, mit seiner Bande von Huaqueros abseits seines normalen »Beutegebietes« zu streifen und auf der anderen Seite der Anden zu plündern? Wer hatte schon jemals davon gehört, daß sich ein Inka-Tempel oder eine ganze Inka-Stadt im Regenwald im Osten befinden sollte? Dort gab es kaum eine Chance, eine Stadt zu errichten, auch vor fünfzehn und zwanzig Jahrhunderten nicht. Damals waren Landschaft, Pflanzenwelt und Klima nicht anders gewesen als jetzt. Und es hieß zwar, daß Viracocha, Halbgott und Begründer der Tiahuzanaco-Kultur, bis zu der Lianenwildnis des grollen Flusses vorgedrungen sein sollte, aber das besagte für die Altertumsforscher auch nicht gerade viel.
    Eine Grabstätte, eine Kultstätte mitten im Dschungel… das wäre eine Sensation. Batiano wunderte sich, daß er davon noch nichts gehört hatte.
    Normalerweise wußte er über alles Bescheid. Er kannte jede Ausgrabungsstätte des Hochlandes und der Niederungen, er hatte von überall her, selbst aus den kleinsten Dörfern, bereits Kunstgegenstände angekauft.
    Grabbeigaben, Kostbarkeiten, die von den Indios geplündert wurden.
    Die verdienten sich damit ein bißchen Geld, um die ärgsten Hungerperioden zu überbrücken, ständig gejagt von der Polizei, verflucht von den Archäologen, denen anschließend die wertvollsten Stücke fehlten.
    Es gab kaum einen historischen Ort, der nicht geplündert worden war.
    Händler wie Jorge Batiano kauften die Gegenstände auf, mit denen sie dann reiche und spleenige Sammler in aller Welt beglückten, die horrende Preise für diese Gegenstände bezahlten. Nur, um die im stillen Kämmerlein bewundern zu können, weil sie kaum einmal in der Öffentlichkeit erklären konnten, woher diese Schmuckstücke wirklich stammten.
    Batiano hatte diese Leute nie verstanden, und er wollte es auch nicht.
    Wichtig war nur, daß sie die Preise akzeptierten, die er verlangte, und ihm das Geld in bar in die Hand drückten. Ebenso löhnte er seine Zulieferer in bar aus. Geschäfte dieser Art benötigten keine Buchführung und keine schriftlichen Vermerke.
    Der Quechua-Indio Jacáo war einer von Batianos besten Zulieferern.
    Er arbeitete mit einer Gruppe von wenigstens zehn Grabräubern, wie Batiano im Laufe der Zeit
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