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Social Netlove

Social Netlove

Titel: Social Netlove
Autoren: J Strack
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genießen, so lange er noch konnte, denn im Winter würde er für einige Wochen mit mir nach Hamburg zurückkehren.
    Mittlerweile hatte ich auch Jakes Cousin kennengelernt – den echten Jamie. Er wohnte derzeit für ein paar Wochen in Notting Hill, undzwar um seiner ‚festen Freundin‘ die Stadt zu zeigen. Deren strahlend blaue Augen hatte ich sofort wiedererkannt – es war Julie, Jakes beste Freundin mit den deutschen Wurzeln. Und sie schien den Frauenheld Jamie Baker – der, nebenbei bemerkt, noch immer wie ein waschechter Star aussah, dem die Frauenherzen sicherlich nur so zuflogen – vollkommen unter Kontrolle zu haben. Er konnte seine Augen selbst beim Fernsehen kaum von ihr lassen.
    »Ich glaube, er verändert sich gerade wirklich zum Positiven«, hatte Jake mir eines Morgens zugeraunt, als Jamie sich in der Küche an Frühstücksrühreiern versucht hatte. »Er hat sich schon lange nicht mehr so normal benommen.«
    Nun ja
. So ganz ‚normal‘ war Jamie meiner Ansicht nach nicht; er hatte unzählige Ticks, wie etwa jeden Tag um vierzehn Uhr einen Granny Smith Apfel zu essen – in winzige Spalten geschnitten und mit Zimt bestreut. Es schien so, als sähe er darin eine Art Biodroge oder ein Glücksritual, mit dessen Hilfe er sich von einem Tag zum nächsten hangelte. Auch sein Zimmer in Kensington war etwas ungewöhnlich: Es war gänzlich in Weiß gehalten. Jamie duldete keinen einzigen Farbtupfer darin und hätte ich es betreten wollen, hätte ich mich entweder ganz in weiß kleiden oder ausziehen müssen.
    Neben den kleinen Schwierigkeiten, die der Alltag mit einem kauzigen Ex-Superstar zu bieten hatte, war es anfangs ein wenig surreal gewesen, mit dem Idol aus Kindertagen gemütlich in Jogginghose und Tanktop auf dem Sofa herumzulümmeln und DVDs anzusehen. Zu Jamies eigenem Glück versuchte er gar nicht erst, meine Treue zu
testen
, so wie er es mit Jakes vorherigen Freundinnen getan hatte. Stattdessen gingen wir zu viert ins Kino, besuchten an den Abenden gemütliche Pubs oder genossen das fantastische Wetter, das in den Sommermonaten wie eine Decke aus Glück über London gehangen hatte.
    Obwohl für mich noch immer alles neu und aufregend war, kehrte langsam Normalität in mein Leben ein. Nach der Uni schaute ich meist noch kurz im Haupthaus von Templey vorbei, wo ich in Ruhe meine Schnittmuster fertigen und nach Stoffen stöbern konnte. Hin und wieder nahm mich ein Kollege mit in die Teambesprechung, in der Ideen für die nächste Kollektion vorgestellt und im besten Fall auch genehmigt wurden. Ich war guter Hoffnung, dass ich bald auch mal eine von meinen Ideen präsentieren durfte, denn davon hatte ich ziemlich viele!
    Seit ich in London lebte, schien die Kreativität nur so aus mir herauszusprudeln. Hinter jedem Baum und jeder Straßenecke verbargensich eine neue Kreation oder ein neuer Blickwinkel. Es kam mir vor, als hätte ich mein bisheriges Leben in einer Art Wachkoma verbracht und sei erst jetzt in der ungefilterten, beeindruckenden Wirklichkeit aufgewacht.
    »Tom, schau mal, ist das da Westminster Abbey? Da müssen wir unbedingt hin, die Kirche soll traumhaft schön sein!«
    Thomas nickte lächelnd und trat einen Schritt näher an Isabelle heran, um ihr einen Kuss auf die Stirn zu hauchen. »Irgendwann heiraten wir da. So wie William und Kate. Wenn du endlich keine von-und-zu mehr bist!«, sagte er grinsend und spielte liebevoll mit Isas Fingern in seiner Hand.
    Ja
, noch etwas hatte sich verändert, seit ich aus Hamburg weggezogen war. Isa und Gregor lebten im Scheidungsjahr. Ein Kollege von Matze hatte für Isa ein stattliches Sümmchen erwirkt, weil Gregor in seinem Hamburger Vorortsschlösschen hatte wohnen bleiben wollen. Von diesem Geld konnte Isa erst einmal gut leben und sich voll und ganz auf ihre zweite Schwangerschaft konzentrieren.
    In meiner besten Freundin und ihrem Sohn hatte ich zwei wunderbare Untermieter gefunden, die bereit waren, meine Wohnung während der Betriebsphasen in Hamburg mit mir zu teilen. Und außerdem hatten sie sich längst noch einen alternativen Schlafplatz besorgt – denn kaum dass ich die beiden alleine gelassen hatte, waren Isa und Thomas ‚übereinander hergefallen wie die Karnickel‘, wenn ich Isas Worten Glauben schenken durfte. Ganz offensichtlich verband die beiden aber mehr als nur ein Trieb, denn sowohl Thomas als auch Isa sahen so glücklich aus, dass es vielen Menschen schwer fallen musste, ihren einträchtigen, harmonischen Anblick zu
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